20.10.2019,
Journal von Nathaniel Brown.Sie schlief bestimmt seit einer Stunde, aber ich konnte nicht schlafen.
Ich war damit beschäftigt, nachzudenken.
Und diesen bullshit hier rein zu schreiben.
Sie hatte dieses besondere an sich.
Ich wusste, alle wussten, dass ich nicht gut für sie war und trotzdem konnte sie mir einreden, dass ich sie glücklich machen könnte.Ich war vielleicht eine eine billige Kopie von dem, was sie eigentlich verdiente und trotzdem schien sie mich zu wollen.
Das war das unrealistischste und dümmste, was ich in meinem ganzen Leben gehört hatte.Wir hatten bereits eine Stunde des zweieinhalb stündigen Fluges überbrückt und Lila war bereits nach dem Start eingeschlafen, sodass ich hier jetzt ganz allein mit meinen Gedanken saß.
Ich hasste es, auf sie runter zu sehen und es nicht genießen zu können, weil ich in meinem Hinterkopf lauter Gedanken habe, dass sie mich eh verlassen wird.
Ich hatte keine Lust mehr mit meinen Gedanken allein zu sein, also nahm ich mir das Handy meiner Freu- wobei Freundin konnte ich sie ja noch nicht nennen.
Ich nahm mir Lila's Handy und ihre irren Kopfhörer und setzte sie mir auf.Meine absolut berechenbare Mexikanerin hatte ihr Geburtsdatum als Code, sodass ich einfach auf ihr Handy zugreifen konnte.
Dafür würde sie mich töten, aber ich wollte hören, was sie so für Musik mochte.„Was machst du da?"
Lila war offensichtlich aufgewacht und sah mich nun müde an.„Musik hören.", gestand ich ganz offen und scrollte durch ihre Playlists.
Ich war tot.
Ganz klar, jetzt würd's Ärger geben.„Ach so."
Müde drehte sich die Kleine, zu meiner großen Überraschung, wahrscheinlich zu meiner größten Überraschung aller Zeiten, wieder um.
Jetzt lag sie total unbequem, mit ihren Beinen quer über mir, sodass sie mir beinahe ins Gesicht trat und ihr Kopf hing vom Sitz, aber sie war wieder eingeschlafen.Lachend schüttelte ich den Kopf.
Das sah viel zu süß aus, dass ich sie sofort fotografieren musste.DAFÜR würde ich getötet werden.
Lila's Musikgeschmack war ungefähr komplett das Gegenteil von meinem, aber irgendwann gewöhnte ich mich an den schrägen Geschmack dieses Mädchens.
Sie hörte diese Musik, die bestimmt aus irgendwelchen Kinderfilmen kam, die alle so fröhliche Melodien hatten und Texte, die total bescheuert waren.
Sowas wie "ich greife nach den Sternen und werde ein Star! Ich bin eine Ikone und alle nehmen mich wahr!" oder so'n Müll in der Art.Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf.
Zum Glück hörte sie auch ein bisschen spanische Popmusik, die ich dann für den Rest des Fluges hörte, bis ich sie kurz vor der Landung weckte.„Wie kamst du eigentlich in mein Handy rein?", fragte sie neugierig, als wir gerade die Maschine verließen und zur Gepäckausgabe gingen.
„Du solltest dein Passwort ändern."
Ich konnte genau sehen, wie sie mit den Augen rollte und beleidigt nach ihrem Handy griff und es anscheinend sofort änderte UND dabei fast gegen einen Pfeiler lief, hätte ich sie nicht weggezogen.„Pass doch auf.", rief ich immer noch ein wenig gestresst. Man musste dieses Mädchen vor sich selbst schützen, weil sie so TOLLPATSCHIG war.
„Wieso muss da auch ein Pfeiler stehen?!", rief sie beleidigt, wobei sie sich innerlich bestimmt schämte.
„Damit das Dach nicht zusammen kracht."
Als wir auf unsere Sachen warteten, diskutierten wir darüber, wieso Pfeiler ein Dach stützen mussten, sodass die Zeit noch schneller rumging und ich fast vergaß, dass ich gleich ihre Eltern und Großeltern kennenlernen würde.
Und ja, dann fiel es mir wieder ein.
„Fuck.", murmelte ich nervös.
Ich hatte noch nie die Eltern von nem Mädchen kennengelernt, vor allem weil ich noch nie ein Mädchen hatte.„Was ist?", fragte Lila, die halb auf ihrem Koffer saß, der als erstes gekommen war.
„Deine Eltern werden mich hassen.", befürchtete ich seufzend und nahm meine Tasche vom Band, ehe wir uns auf den Weg aus dem Flughafen machten.
„Wieso sollten sie das denn?", lachend schüttelte sich die Mexikanerin und sah sich zufrieden um.
Sie hatte ihr Heimatland wirklich vermisst, da hatte sie nicht übertrieben.„Wieso sollten sie einen sozial-merkwürdigen Kerl mögen, der ihr Kind schon oft genug verletzt hat?", stellte ich die Gegenfrage und zog meine Jacke aus, da es wirklich langsam heiß wurde.
Und es war Herbst.„Weil du gar nicht so'n übler Kerl bist, wie du denkst."
Lila lächelte mich von unten an aber hatte diesen besorgten Blick in den Augen, denn sie wusste, wie ich über uns dachte.„Übrigens.. nicht meine Eltern, meine Großeltern, die haben mich groß gezogen.", erklärte sie und machte mich somit stutzig.
„Stimmt.. Mist, sorry, ich-"
„Unser Taxi ist da!"
Mit dieser unglaublich schlechten Ausrede lenkte sie vom Thema ab und wir stiegen ins Taxi, dessen Fahrer Lila etwas auf spanisch sagte, bevor er losfuhr.Ich war so dumm.
Wie konnte ich das nur vergessen?! Und jetzt hatte ich sie auch noch an diese scheisse Erinnert.
Ich idiot.Ruhig sah ich nun aus dem Fenster und schaute mir die Umgebung so an.
Ich war schon wegen eines Kunden in Mexiko gewesen, allerdings in der Hauptstadt.
Cancun war sehr paradiesisch und modern und definitiv sicherer als Mexiko-Stadt.Wir fuhren an der Strandpromenade entlang.
Das Meer war klar und blau und die ellenlange Sandstrände waren mit Menschen überfüllt.Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Lila ein wenig, die breit grinsend sich beinahe schon euphorisch an die Fensterscheibe presste.
Jeder Idiot konnte sehen, wie sehr sie es liebte und ich konnte das gut verstehen.Cancun war echt atemberaubend schön und ich freute mich mehr als gedacht auf diese Zeit hier.
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A heart's desires
Teen FictionAls die Mexikanerin Lila ein Jahr zu früh aufs College darf, rechnet sie noch nicht damit, dass dieser Schritt ihr ganzes Leben verändern wird. Ihr Liebesleben, ihre Lebensweise, ihr Sozialleben. Sie weiß nicht, dass sich ihr Leben in Gefahr befinde...