53| Wahrheit

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23.10.2019, Lilas fantastisches Tagebuch

„Festgenommen?! Was?!
Nein! Wieso?! Ich.. er hat nichts getan!", rief ich panisch und versuchte nach der Hand meines Freundes zu greifen, doch einer der beiden Polizisten stellte sich dazwischen.

„Gegen Sie besteht dringender Tatverdacht auf Mord, Mr. Brown.
Wo waren Sie in der Nacht des 20.10 auf den 21.10 ?"
Das war die Nacht, wo wir uns gestritten hatten uns er rausgegangen ist.

„Mord?!", brüllten Nate, Marco und ich gleichzeitig gleich erschrocken.

„Wen soll ich denn ermordet haben?", fragte Nate seelenruhig.
Wie machte er das denn?!
Ich war kurz vor einem Tobsuchtsanfall!

„Christian Brown."

Chris.. Chris war tot?!

„Sie haben ihn ermordet und seine Leiche in Cancun im Meer entsorgt."

Meinem Freund wurden Handschellen angelegt!
Und ich musste zusehen!

Nate würde doch nie.. Nate liebte seinen Bruder!
Ja, ich wusste nicht, was in dieser Nacht passiert war und ich wusste nicht mal, dass Chris in Mexiko gewesen war.

„Nate! Nate, bitte!", rief ich mit unkontrollierbar zitternder Unterlippe und versuchte zu ihm zu gelangen, dich niemand wollte mich durchlassen.

„Ist okay, Lila. Wir klären das, wir sehen uns später, ja?"
Ein letztes Mal sah mir der Brite, mein Brite, in die Augen, ehe sie ihn davon fuhren und Marco mich fest umarmte damit ich nicht noch hinterher rannte.

Mir war mal wieder zum Heulen zumute.
Mein bester Freund war verschwunden, mein fester Freund wegen Mordes angeklagt und ich wusste nicht mal, was stimmte!
Nate war die ganze Nacht nicht da gewesen und erst am Nachmittag wieder gekommen.
Und er liebte seinen Bruder!

Und Chris.. Chris war tot!
Ich kannte ihn nicht gut, aber ich kannte ihn.
Und er wurde getötet!
Wieso?!

-

„Nate würde doch nie.."

„Nein!", rief Marco sofort.
Wir saßen mittlerweile in der Wohnung des Italieners.
Dylan war auch da, genauso wie Logan und Amara, die uns allen gerade Tee gebracht hatte.

„Das weißt du nicht.
Du weißt wie er ist, wenn er wütend ist, oder wenn's ums Geschäft geht.", meinte Dylan bloß unbeeindruckt und setzte sich auf die helle Couch im Wohnzimmer des jungen Paares.

„Können wir mal weiter über Cody reden?!
Es könnte um sein Leben gehen!", rief Logan aggressiv und fuhr sich durchs schwarze Haar.
Er liebte Cody wirklich und ich konnte nur zu gut verstehen, was er gerade durchmachte.

„Was sagt die Polizei denn?", fragte ich seufzend und blickte in die Runde.
Hoffentlich suchte die Polizei bereits intensiv nach ihm.

„Glaubst du ernsthaft wir haben die Polizei informiert?"
Lachend lehnte sich Dylan, dieses amerikanische Arschloch, zurück.

Das verschlug mir dann erstmal die Sprache.
Erschrocken sah ich zunächst zu Marco hinüber, der seinerseits bloß mit dem Kopf schüttelte und die Hand seiner Freundin drückte.
Dann sah ich zu Logan, der die ganze Zeit bloß zu Boden sah, ehe ich meine Worte dann wieder fand und vor Wut ausflippte.

„Was?! Cody ist verschwunden ihre halbstarken Schwachköpfe ruft nicht die Polizei?!", brüllte ich fassungslos.

„Komm mal runter! Wenn dieser Kerl-"

„Er heißt Cody.", zischte ich Dylan an.
Gott, wie ich den Kerl hasste.

„Wenn Cody entführt wurde, dann sicherlich von-"

„Nein."
Wieder konnte der Amerikaner nicht zu Ende reden, doch diesmal war Marco der, der ihn unterbrach.

„Wir halten sie da raus.", meinte der Italiener stur und stand auf.

„Mir reicht es!", brüllte ich nun noch lauter und noch wütender, so wütend, dass mir vor lauter Wut die Tränen in die Augen stiegen.

„Ich bin es so leid angelogen zu werden! Ich habe keine Lust mehr auf Geheimnisse!
Ich will wissen warum ich in diesem scheiß-beschissenen Leben gelandet bin?!
Ich will wissen, wieso mein bester Freund weg ist und warum der Mann den ich liebe wegen Mordes angeklagt wird!"

„Lila.."

„Nein, Amara! Ich will endlich wissen was hier los ist! Seit Monaten sagt man mir immer dasselbe ohne eigentlich irgendwas zu sagen!
Sagt es mir jetzt. Oder ich gehe zur Polizei und erzähle alles, was ich weiß.", drohte ich und war dabei wohl so mutig wie noch nie in meinem Leben.
Ich versuchte es wenigstens zu sein, außerdem sprach zum größten Teil einfach die Wut aus mir und nicht der Mut.

„Lila, Lila, Lila.
Du bist tafferer als gedacht.", gab Dylan zu, der ja wie bekanntlich zu allem eine Meinung hatte, die er äussern musste.

Dann stand der Amerikaner auf, nickte Logan und Amara zu, ehe die drei das Wohnzimmer verließen und Marco sich neben mich setzte und einmal tief durchatmete.

Er würde mir wohl endlich sagen, was wirklich Sache war und das machte mich im Nachhinein noch nervöser als sonst.

„Du weißt ja, dass unsere Gruppe hier in Texas, sowie ganz generell im Süden der USA ziemlich die einzige ist, oder?"

Verwirrt schüttelte ich den Kopf.
Woher zur Hölle sollte ich das denn wissen?!

„Na dann weißt du es jetzt.", murmelte der Italiener nervös und spielte mit seinen Fingern herum, ohne mich dabei anzusehen.

„Nun, bis wir hier alle anderen Gruppen verdrängt hatten und somit keine Konkurrenz mehr haben, was das Dealen angeht, hat es ziemlich lange gedauert.
Und seit einigen Monaten bedroht uns eine andere Gruppe aus Europa, die dort ziemlich mächtig geworden ist und jetzt versucht ihr Territorium hier drüben zu erweitern.
Sie ist wohl ziemlich mächtig und ziemlich gewaltbereit und brutal.
Sie versucht seit einigen Wochen uns einzuschüchtern, bedroht uns und alles was uns lieb ist. Sie hat Cody und allem Anschein nach haben sie auch Nathaniel's Bruder ermordet.
Wir wollen nicht, dass du die Nächste bist, deshalb haben wir nichts gesagt.
Und weil Nate das nicht wollte.
Er meinte, deine Neugier würde mit Dir durchgehen und du würdest versuchen den Anführer zu finden.
Das ist nämlich eines der Hauptprobleme:
Wir wissen weder, wer der Anführer ist, noch kennen wir irgendein Mitglied.
Wir bekommen nur Nachrichten, aber jeglicher Versuch auf ein Meeting wurde abgelehnt."

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt