39 | Verkackt

284 7 0
                                    

19.10.2019, Lilas fantastisches Tagebuch

Es kam mir wie eine Panikattacke vor, was als nächstes passierte.
Ich konnte nicht mehr sprechen, die Worte kamen nicht mehr aus meinem Mund.

Ich sah erst Nate, der mich fassungslos anstarrte und dann die anderen, die genau dasselbe taten, bis sich meine Augen auf Cody fokussierten.

Mein bester Freund blickte mich zu tiefst enttäuscht und verletzt an.
Ich hatte ihm versprochen nichts zu erzählen, mehrmals und meine große Klappe hatte es mal wieder geschafft.

Meine Lippen formten seinen Namen, doch ich zitterte mittlerweile so stark, dass ich ihm nicht mal nachlaufen konnte, als er auf sein Zimmer ging und die Tür zuschlug.

Logan schüttelte genauso enttäuscht von mir den Kopf und folgte Cody, ehe mich auch die anderen ziemlich niedergeschlagen anblickte.

Mein Zittern verwandelte sich langsam in ein nach Atem schnappenden Schluchzen.
Ich wusste, ich hatte sowas von verkackt und gerade einen meiner besten Freunde verloren.

Wenn es eine Sache gäbe, die ich mir wünschen könnte, nur eine einzige, dann wäre es eine Zeitmaschine.

Ich hatte meinem Freund, der schon genug Probleme hatte, noch schlimmere gemacht.
Ich war eine absolut grausame Person!

„Lila...", nun ganz vorsichtig und sanft flüsterte Nate, der mir wieder ganz nah stand und wollte seine Hand an meine Schulter legen, als ich weg zuckte.

„Nein! Das.. das ist deine Schuld! Wieso hast du mich nicht ausreden lassen?!"

Ich hatte das Gefühl, aus meinem Mund kamen ganz andere Dinge als die, die ich eigentlich sagen wollte.

„Lass mich in Ruhe, lass mich einfach in Ruhe!", verzweifelt rannte ich aufs Zimmer, in welchem mein Schluchzen und nach Luft ringen immer schlimmer wurde.

Ich riss mich zusammen, um ein Taxi zu bestellen, doch als das erledigt war, packte ich laut heulend meine Sachen zusammen.
Nicht alle, aber genug für ein oder zwei Wochen.

Es war, als hätte ich ein Deja-Vu, als ich weinend und wimmernd ins Taxi stieg und davon fuhr.

Natürlich war mir klar, dass nichts davon Nate's schuld war und jetzt schämte ich mich viel zu sehr für mich selbst, als dass ich einem von ihnen nochmal ins Gesicht gucken konnte.

Ich hätte niemals auf dieses College kommen dürfen!

-

„Was ist denn passiert?!", rief Blue sofort ängstlich, als sie mich völlig verheult mit meinem Koffer erblickte.

Meine große Schwester zog mich sofort in ihre Wohnung und setzte mich auf ihr Sofa, ehe sie Fabi wegschickte Tee machen.

„Was passiert ist?
Ich hab's mal wieder verkackt.
Ich habe schon wieder jemanden verloren, den ich liebe.
Vielleicht sogar gleich mehrer!
Und weißt du wieso? Ist ganz leicht!
Meine scheiß-Klappe hab ich mal wieder nicht halten können!
Ich.. ich verliere ständig Leute, ich habe keine Lust mehr immer jeden zu verlieren, den ich liebe und selbst Schuld zu sein!", erklärte ich.. brüllte ich schluchzend und putzte meine Nase, nachdem ich sie zuerst gerümpft hatte.

Fabi brachte uns mit besorgtem Gesichtsausdruck die Tassen Tee und verschwand dann, ehe ich begann meiner großen Schwester lang und breit alles zu erzählen, was nach der Party geschehen ist.

„Ich kann Cody nie wieder unter die Augen treten.. du hättest sein Gesicht sehen müssen.
Er war so enttäuscht von mir, was ich auch voll nachvollziehen kann!
Ich.. wieso enttäusche ich ständig alle, Blue?!"
Gerade als ich aufgehört hatte zu heulen, musste ich wieder anfangen, woraufhin Blue mit traurigen Blick die nächste Taschentuchpackung öffnete und mir ein Tuch überreichte, mit dem ich meine Tränen auf der Wange trocknete.

„Lila. Das war keine Glanzleistung, aber wir sind alle doch nur Menschen.
Wir machen Fehler und du gestehst Dir deine immer ein, das ist eine tolle Eigenschaft, Niña.
Und Cody hat dich sehr lieb und irgendwann wird er dir vergeben.
Du musst dich nur bei ihm melden und sich entschuldigen, auch wenn du dich schämst.", meinte meine Schwester sehr liebevoll und vorsichtig und kuschelte dann wortlos weiter mit mir.

Abends machte sie mir die Couch zurecht und da ich tatsächlich vom Weinen total müde geworden war, schlief ich beinahe sofort ein.

Ich wusste jetzt nicht mehr, was ich machen sollte?
Ich wollte nicht in Dallas bleiben.
Ich wollte Nate nicht sehen, nicht nachdem ich jetzt wusste, dass er mir soviel vertraute wie ich einem betrunkenen Mann am Bahnhof.
Wo sollte ich hin?
Nach Mexiko?

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt