56 | Flucht vor dir

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24.10.2019, Lilas fantastisches Tagebuch

„Wie schaffst du das? Mit Marco zusammen zu sein, obwohl er.. du weißt schon.", murmelte ich, während ich die weiße Decke von Marco's und Amara's Schlafzimmer beobachtete.

Die Brasilianerin lag neben mir auf ihrem
Bett und tat gerade wohl dasselbe.

„Marco war bereits ausgestiegen, bevor wir zusammen gekommen sind.
So wahrscheinlich.", erklärte sie mitfühlend, denn sie wusste genau, wie ich, dass Nate niemals aussteigen würde.
Die Arbeit war sein Leben, das Geschäft sein Baby, er würde das nie aufgeben.

„Ich könnte ihn nicht verlassen.", murmelte ich seufzend, denn genau das war es, was sie von mir erwartete.
Es wäre wohl auch klüger und vor allem sicherer für mich, aber ich liebte Nate.

„Ich liebe ihn."
Und mir kamen wieder die Tränen.
Ich weiß nicht, wieso, aber ich wurde deshalb fürchterlich sauer auf mich selbst.
Ich heulte immer. Vor jedem. Wegen jedem Grund.
Ich war so verdammt schwach, ich war nicht gemacht für ein Leben wie Nathaniel's.

„Lila.."

„Wieso heule ich jetzt? Ich habe keine Lust mehr zu heulen! Ich liebe Nate und er liebt mich auch, wieso weine ich dann?!", schluchzte ich bitterlich und kämpfte damit, die Tränen die kamen so schnell wie möglich wegzuwischen.

„Weil du weißt, was passieren wird.", meinte Amara ruhig, doch ihr Gesicht war besorgt verzogen und jetzt legte sie ihre Hände auch ganz mitfühlend auf meine.

Ja, ich wusste auch damals schon, was passieren würde, aber ich wollte es nicht wahrhaben.

Aber ich musste es tun.
Immerhin zog ich alle mit rein und würde diese andere komische Gruppe meine Schwester, oder Fabi in die Hände bekommen, wäre es meine Schuld.

„Ich weiß aber nicht, wo ich dann hin soll.", meinte ich, nachdem ich etwas überlegt und aufgehört hatte, zu weinen.

Ich konnte nicht hierbleiben, aber nach Mexiko konnte ich auch nicht, denn Nate würde mich dort zuerst suchen.

Keine Sorge, ich hatte nicht vor wieder irgendwelche Worte abzuhauen, aber ich konnte nicht bei ihm bleiben.

Aber von der Bildfläche zu verschwinden, würde auch bedeuten, meine Freunde für einen unbestimmten Zeitraum nicht mehr zu sehen und das zerriss mich noch mehr, als das andere.
Ich hatte nie viele Freunde, bis ich hierher kam.

Doch ich wollte mich noch verabschieden, zumindest von Blue und Claude, weshalb ich mich sofort, nachdem ich Amara über meine Pläne aufgeklärt hatte, auf den Weg machte, zu erst zur Französin.

„Hey, Lila! Gut, dass ich dich noch erwische, ich werde für zwei Wochen nach Bordeaux fliegen, meine Familie besuchen!", rief die Brünette erfreut und umarmte mich fest.

„Frankreich? Da war ich noch nie.", bemerkte ich grinsend und musterte meine Freundin noch mal, immer hin wusste ich nicht, ob ich sie nach den zwei Wochen wiedersehen würde.

„Dann komm doch mit! Das wäre echt toll und Thomas ist auch da.", schlug sie grinsend vor, nachdem wir uns auf ihr Bett gesetzt hatten.

Das kam mir perfekt.

„Thomas? Seid ihr jetzt-"

„Nein! Er ist mein Stiefbruder.", rief Claude lachend und stand auf, um weiter Sachen in einen Koffer zu schmeißen, der neben dem Bett lag.

„Liebend gerne komme ich mit! Ich gehe nur meine Sachen holen, wann geht's denn los?", fragte ich und stand auf, um schnell loszukönnen.

„Heute Nacht schon, ich hoffe das ist dir nicht zu schnell.
Ich bekomme bestimmt noch einen Flug gebucht.", überlegte Claude lächelnd, während mein Herz immer weiter zerriss, denn ich kam dem Moment immer näher, an dem ich gehen musste.

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt