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22.12.2019, Lilas fantastisches Tagebuch

Liebes Tagebuch,

Dieser Tag war so unglaublich perfekt.
Ich hatte ein eigenes Pferd, meinen Bug!
Und ich hatte Nate wieder, wir waren zusammen in Cancun und ich wünschte wir wären damals nie weggegangen.

Dieses Date topte für mich fast das Fastfood-Date, doch Nate wurde irgendwann komisch still.
Ja, als würde er mit den Gedanken woanders sein.

„Alles ok?", fragte ich nach einer Weile und blickte zu dem Briten hinüber, der sich sehr verkrampft aber relativ sicher im Sattel hielt.

Ich machte mir keine Sorgen, dass er runterfallen könnte, denn Lukas kannte bloß zwei Geschwindigkeiten: Schritt und Stehen.

„Findest du nicht wir sollten reden?
Über all das, was passiert ist, hast du keinen Bedarf? Keine Fragen?", murmelte Nate und blickte ernst zu mir rüber.

Hatte ich Fragen?

Langsam versank ich in Gedanken.
Ich grübelte.
Alles, was passiert war in den letzten Tagen und Wochen war so irre und verrückt, dass es sich nicht wirklich real anfühlte.

Eher, als hätte ich bloß einen krassen Action/Horror/Romantik-Film gesehen.

Doch jetzt, wo Nate mich daran erinnerte, dass das alles doch echt war kamen mir tatsächlich so einige Fragen.

„Willst du in dem Geschäft bleiben, Nate?", murmelte ich kleinlaut.
Er war zuvor nicht ausgestiegen.
Ok, er hatte erklärt, wieso nicht und der Grund war jetzt weg.
Das hieß aber nicht, dass er jetzt seine Meinung wieder geändert hat und es könnte auch sein, dass er es jetzt nicht mehr aussteigen konnte.

Seufzend nickte Nate, als hätte er bereits geahnt, dass ich das fragen würde.

„Lila, ganz ehrlich, ich weiß es nicht.
Jetzt aus'm Impuls natürlich nicht, aber ich weiß nicht.
Ich wollte es, für dich und dann hab ich dich verloren, das kann immer wieder passieren.", erklärte er, für mich völlig unverständlich und sah sich um.
Wir ritten mittlerweile am Strand.

„Also bin ich ausschlaggebend dafür, ob du etwas Ordentliches aus deinem Leben machst oder weiter Drogen verkaufst?", fragte ich entgeistert und tatsächlich auch leicht beleidigt.

Immer war ich schuld!

„Nein, keine Ahnung!
Deshalb sag ich ja; ich weiß es nicht!
Wenn du mich jetzt darum bitten würdest, dann würde ich alles in die Wege leiten.
Aber du triffst ja keine Entscheidung, du sagst mir nicht was ich tun soll!", warf er mir nun vor und unser gemeinsamer Ton wurde lauter und aggressiver.

Ich konnte nichts dagegen tun, so fühlte es sich zumindest an, aber ich wurde wieder sauer.
Was sollte das jetzt?!
Wieso denn ich?!

„Ja, das tue ich nicht, weil eine Beziehung und Liebe so nicht funktioniert, Nathaniel!
Ich will nicht bestimmen, was passiert oder eben nicht passiert.
Das müssen wir zusammen.", erklärte ich.
Wo ich diese ganzen Weisheiten jetzt her hatte wusste ich absolut nicht, glaubt mir das!

Aber es bewirkte was, denn die Gesichtszüge des Briten wurden beinahe augenblicklich wieder weicher.

Mein Gott, ich war so verliebt in ihn!
Das musste ich manchmal einfach ausrufen, denn es war wirklich so.
Er verstand mich und ich verstand ihn mittlerweile auch.
Wie irre!

„Haben wir denn noch mehr fragen?
Übrigens werde ich versuchen, zumindest für den Anfang etwas Abstand zum Geschäft zu gewinnen.
So kann ich mich später gut abkoppeln ohne erwischt zu werden.", erzählte er schmunzelnd, woraufhin ich wirklich zufrieden und erleichtert nickte.

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt