20 | Marco's Beichte |

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11.10.2019 Lilas Fantastisches Tagebuch

Oh Mann, Liebes Tagebuch, mir geht's es absolut schlecht. Schlechter als schlecht!
Er fehlt mir.
Ich wusste, was er für mich empfand und er wusste andersrum sicher auch, was ich fühlte.
Doch er war weg, er meldete sich bei niemandem.
Es war, als wäre er einfach verschwunden.

Ich schleppte mich durch die Vorlesungen und hoffte jeden Morgen ihn wieder auf seinem Platz schräg vor mir zu sehen, doch dieser blieb leer.

Meine Sorgen wurden immer schlimmer, sodass sie sich irgendwann in Albträume verwandelten.

War er in Schwierigkeiten wegen dieser Geschäfte ?
War er einfach untergetaucht?
Machte er Urlaub mit irgendeinem anderen Mädchen?
War er tot?!

Meine Gedanken killten mich.

Keiner hörte was von ihm, er war nirgendwo online, sein Handy war ausgestellt, denn jedes Mal, wenn ich ihn anrief, meldete sich diese verdammte Mailbox.

„Bin gerade nicht erreichbar, rufe später zurück."

Seufzend legte ich auf und lehnte mich auf der Parkbank zurück, während ich in den kleinen Fluss sah.

Hier hatte er das erste Mal mit mir geredet.
Das war jetzt fast zwei Monate her.
Kurz, ich weiß, aber es kam mir vor, als würden wir uns schon länger kennen, als wäre ich schon länger hier in Dallas.

Ich vermisste ihn.
Sicherlich vermisste ich nicht seinen "liebevollen" Umgang oder seine Stimmungsschwankungen, aber ich vermisste seine Art.
Wie er immer einfach aussprach, wenn ihm etwas nicht gefiel, seine Kommentare, sein ernster Blick.

Er war so besonders und einzigartig, dass ich niemanden kannte der nur im entferntesten Ähnlichkeiten mit ihm hatte, was ihn so schwer zu vergessen machte.

Mason hatte ich in der Zeit natürlich nicht vergeben, aber er hatte sicherlich nicht aufgegeben.

Immer wieder kam er an und wollte "reden", bis ich ihn irgendwann tatsächlich mal aussprechen ließ, ohne direkt wegzulaufen oder ihn rauszuschmeißen.

Er erklärte mir lang und breit, dass ihm alles so leid tat, aber dass er nicht wüsste, wie er verhindern konnte, dass solche Ausrutscher passierten, denn er wollte neben mir die anderen Mädchen nunmal auch.

Das zu hören tat natürlich weh.
Es tat höllisch weh, es zerbrach mich weiter, denn er bestätigte meine Selbstzweifel so nur, bis mir auffiel dass es mir nunmal genauso ging.

Naja ich würde niemanden deswegen betrügen, doch auch ich wollte mehr, als nur eine Person.
Mein Herz wollte das, denn es vermisste Mason mindestens genauso, wie es Nathaniel wollte.

Ich weiß, es klingt total bitchig und fies, aber ich wog beides gegeneinander ab.
Zählte die Pros und Kontras.
Das war fies.
Ich kam mir unglaublich schlecht vor, doch ich konnte es auch irgendwie nicht verhindern.

Würde ich einen der beiden abschreiben, wieviel und wie sehr würde ich es jeweils bereuen?

Und dann fiel mir auf, dass ich mal wieder so sehr an der Zukunft hing, dass ich vergaß im Jetzt zu leben und auf mein Herz zu hören.

Denn die Wünsche eines Herzens sind selten sehr vorausschauend, sie sind in der Regel spontan.
Deshalb werden wir ja auch so oft verletzt und bleiben so naiv.

Und ich hatte verdammt nochmal Angst verletzt zu werden!
Ich weiß, ich sagte das ständig, aber die Angst wurde immer größer und ich konnte mich mit nichts beruhigen.

„Lila?"
Die Stimme meines besten Freundes riss mich aus meinen Gedanken.

Marco lächelte mich etwas an, ehe er sich zu mir auf die Bank setzte.
Auch ich musste leicht Lächeln, als ich den Italiener sah, denn wir waren beide in letzter Zeit so beschäftigt, dass wir uns kaum noch sprachen.

Das mit Amara hatte er wieder hinbekommen, wobei ich immer noch nicht wusste, was vorgefallen war, weshalb er jetzt so viel Zeit wie möglich mit ihr verbrachte.

„Ich muss dir was gestehen.", begann Marco seufzend und setzte sich schräg, um mich besser ansehen zu können, was ich ihm dann sofort nachtat.

„Was ist denn?", fragte ich sofort.
Ich hatte automatisch Angst, dass es um Nathaniel ging, dass irgendwas passiert war, oder dass Marco wieder Stress mit Amara hatte.

„Mason.
Dein Ex..", murmelte er, woraufhin ich misstrauisch eine Augenbraue hob.

Ich ahnte es bereits.

„Ich hab ihn angerufen und hergebeten."

Meine Befürchtung wurde war und schon schlug mir eine Faust voller Enttäuschung direkt ins Gesicht.
Er wusste ganz genau, wie schlecht ich mich wegen Mason fühlte und dass er einer der Gründe war, wieso ich nicht zu Nate halten konnte und trotzdem hatte er es getan.

Wieso?! Wieso war ihm so egal, wie es mir ging?!

Marco konnte offensichtlich sehen, wie schlecht es mir ging und wie sehr es mich verletzte, was er getan hatte, denn er griff nach meiner Hand und sah mich entschuldigend an.

Doch ich hatte keine Lust mehr.
Ich fühlte mich von allen verlassen und verraten.
Meine Gefühls-Achterbahn begann von Neuem und sie nahm mir plötzlich die Luft zum Atmen.

Ich hatte in den letzten Tagen nicht viel geschlafen, dank der Albträume in denen Nate immer starb, weshalb ich nochmal emotionaler wurde, als normal.

Immer wenn ich müde war, weinte ich schneller, weshalb mir bereits die Tränen in die Augen stiegen.

„Lila. Lila bitte!
Ok, ich hab Mist gebaut!
Ich dachte nicht, dass es so schlimm werden würde!
Dass er dich so aus der Bahn werfen würde konnte ich doch nicht ahnen!", rief Marco entschuldigend und wollte mich daran hindern zu gehen, doch ich riss mich von ihm und nahm meine Tasche, ehe ich schnellen Schrittes davon ging.

„Wieso hast du das gemacht?!", brüllte ich beinahe schon, als mich der Italiener verfolgte.

„Du wusstest, dass ich nur wegen ihm hierher gekommen bin! Weil ich von ihm weg wollte!"

„Weil ich.. keine Ahnung!
Ich konnte nicht zulassen, dass du was mit Nate anfängst!", gestand er und lief neben mir her.

Diese Antwort verletzte mich mindestens nochmal so sehr, wie sein Geständnis.

„Warum denn nicht?!
Was habt ihr nur gegen ihn?!"

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