02.11.2019, Lilas fantastisches Tagebuch
Ich war so nervös, meine Hände zitterten wild hin und her und der Schweiß benetzte meine Hände, dennoch konnte ich noch relativ ruhig mit dem jungen Wachmann reden, der mich gerade ganz einfach und unbeschwert durch die Sicherheitskontrollen gezogen hatte.
„Da hinten können die Insassen mit ihren Familien reden.
Das gilt zwar nicht für die, die noch in Untersuchungshaft sind, aber er wartet dort.", meinte der junge Mann, auf dessen kleinen Schild ich ein "Olton" entziffern konnte.„Vielen Dank, Mister Olton.", flüsterte ich also dementsprechend anerkennend und ging mit zitternden Händen los zur Tür.
„Was soll ich hier denn?! Ich habe keine Familie!"
Allein Nate's Stimme zu hören ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
Ich hatte sie vermisst.
Ich hatte ihn vermisst, jeden Tag.Ein letztes Mal atmete ich tief durch, ehe ich die Klinke herunter drückte und nun wahrscheinlich ziemlich merkwürdig da im Türrahmen stand.
Nate saß da, an einem der runden Tische im Raum.
Er trug Handschellen und sein Bart war etwas gewachsen.„Lila...", flüsterte der Brite unmittelbar, nachdem er mich entdeckt hatte.
Obwohl ich ihn so verletzt hatte, war in seinen Augen noch so viel Hoffnung und Liebe.
Keine Ahnung, wieso ich das sehen konnte, aber es war so.
Zumindest für einen kurzen Augenblick.„Was willst du hier?", meinte er dann nämlich um einiges kälter und abweisender.
Zwar nicht mit einem fiesen Unterton, wie früher, aber dafür mit einem verletzten.
Verständlich.„Ich muss dir was sagen.", begann ich seufzend und wurde immer nervöser, denn immer hin wusste ich nicht, wie Nate reagieren würde.
„Für Entschuldigungen ist es zu spät. Du hast gesagt-"
„Halt mal den Ball flach, Nathaniel! Es gibt Sachen, die sind wichtiger als unsere Beziehung!", rief ich sauer.
Ich würde doch nicht deswegen ein kriminelles Treffen arrangieren lassen.„Was gibt es denn?", fragte er seufzend, woraufhin ich dann loslegte.
Ich versuchte es auf jeden Fall.
Ich war so nervös, ich brachte bestimmt nicht viel ordentliches heraus.„Thomas. Claude und ich waren in Frankreich, er hat eine Nachricht auf.. also er hatte mehrere Nachrichten nicht gelöscht und deshalb wissen Claude und ich es.
Ich wollte meiner Schwester schreiben und mein Handy war unten und dann habe ich seins benutzt. Und jetzt bin ich hier, weil du es wissen musst!"Ich weiß selbst, dass das nicht zu verstehen ist!
„Warte, warte, warte! Was?!", rief Nate verwirrt, wobei mich das ganze selbst verwirrte.
Was hatte ich da gerade gesagt?Neuer Versuch.
Seufzend atmete ich durch und griff dann reflexartig nach seiner Hand um diese zu drücken und mich dann etwas abzuregen.Zu meiner Überraschung zog Nate seine Hand nicht zurück, sondern umschloss mit seinen Fingern sogar meine kleine Hand, die nun in seiner lag, ehe er mich wieder etwas sanft anblickte und geduldig wartete, bis ich mich gesammelt hatte.
„Thomas hat Cody töten lassen.
Er hat die Tatwaffe für Mord an deinen Bruder mit deinen Fingerabdrücken präparieren lassen und sie verstecken lassen.
Thomas Dumont.
Wenn er nicht der Anführer ist, dann gehört er zumindest zu der Gruppe und hat viel zu sagen.", erklärte ich nun etwas langsamer und koordinierter und Nathaniel schien es langsam wirklich verstanden zu haben, was ich da gesagt habe.Sein Gesicht verfinsterte sich und sein Griff um meine Hand verstärkte sich, ehe er sich mit der anderen Hand einmal übers Gesicht fuhr.
Er überlegte, was zutun war.„Bist du dir ganz sicher?", fragte er dann nach einigen Sekunden.
„Ja. Ich habe Fotos und ich.. ich weiß es nicht. Aber es gibt eine Möglichkeit, es gibt jetzt eine Chance.
Für die Sicherheit von allen und für.. für uns.", stammelte ich noch genauso verwirrt und unsicher wie auch vorher.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen das Ganze nicht so emotional anzugehen, doch da ich nunmal ich war, was das so ziemlich unmöglich.Ich meine, ich hatte Nate im Stich gelassen, ihm wehgetan, mich getrennt und jetzt schämte ich mich und meine Gründe, wieso ich überhaupt gegangen bin, waren immer noch nicht verschwunden.
Trotzdem liebte ich Nate noch genauso sehr wie vorher.„Du musst es den anderen erzählen und ihr müsst ihn aus dem Weg träumen. Irgendwie.", murmelte der Brite nachdenklich, wobei es beinahe gruselig war, ihn sowas überhaupt sagen zu hören.
„Ich werde sicherlich keinen Toten verantwortlichen!", rief ich darauf sofort kopfschüttelnd und zog meine Hände sofort zurück.
Wie konnte er sowas verlangen.
Solch eine Tat auszuführen würde uns nicht mehr von Thomas unterscheiden.„Dann müsst ihr einen anderen Weg finden.
Ihr werdet das schaffen.", meinte er dann und griff wieder nach meiner Hand, die ich nun nicht mehr zurück zog.
Ich brauchte einfach seine Nähe, gerade weil ich sie nur noch ein paar Minuten spüren konnte.
Außerdem wurde ich jetzt noch nervöser, denn Nathaniel erwartete da etwas von mir, was ich niemals machen könnte.
Ich war zu dumm.„IHR? Ich soll da mitmachen?! Nein, Nate. Ich kann sowas nicht, ich werde es vermasseln! Ich bin doch viel zu unerfahren und tollpatschig."
Der Brite atmete einmal tief durch und sah auf die Uhr. Wir hatten noch eine Minute. Höchstens eine Minute.
„Du kannst das, ja? Du weißt, dass Thomas was für dich übrig hat. Tricks ihn aus, Lila.
Lass dir was einfallen, das kannst du gut und außerdem weiß ich diese Sache bei dir in guten Händen, weil ich niemanden kenne, der so stur und hitzköpfig und clever ist, wie du.
Akzeptiere deine Stärken und setze sie klug ein.", sprach Nate ziemlich weise und mit einem sehr liebevollen Schwingen in der Stimme, sodass ich tatsächlich etwas lächeln musste.
Der Mann, den ich liebte war nach wie vor da.„Alles klar, Meister.", scherzte ich dann grinsend und äußerst beeindruckt von der Ruhe, die der Brite ausstrahlte, ehe ich aufstand.
„Ich werde wohl gehen müssen.
Ich wünschte, ich könnte dich hier rausholen.", rief ich noch, als ich auf dem Weg zur Tür war, als ich mich schnell umdrehte und meinem Ex...Freund einen Kuss auf die Lippen drückte.
Immer hin wusste ich nicht, ob, wann und wie lange ich ihn wieder sehen würde.Nate erwiderte den Kuss sanft, doch ich löste mich viel zu schnell und ging dann zurück zur Tür, als ich mich eine völlig bescheuerte Idee packte.
Ich wollte es tun, aber ich hatte Angst, ich schämte mich, ich brachte es nicht über die Lippen und ich schaffte es nicht mal die Worte auch nur zu denken!
Ich würde es nie sagen können!„Ich liebe dich."
DU LIEST GERADE
A heart's desires
Teen FictionAls die Mexikanerin Lila ein Jahr zu früh aufs College darf, rechnet sie noch nicht damit, dass dieser Schritt ihr ganzes Leben verändern wird. Ihr Liebesleben, ihre Lebensweise, ihr Sozialleben. Sie weiß nicht, dass sich ihr Leben in Gefahr befinde...