41 | du magst mich

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19.10.2019, Lilas fantastisches Tagebuch

„Ist hier noch frei?"

„Oh Gott."
Ich erkannte die Stimme des Briten sofort und riss erschrocken die Augen auf, ehe ich mich sofort wieder schämte.

Ich hatte ihm nicht Bescheid gesagt.

Ich war schon eine sehr schlimme Person.

„Sir, setzen Sie sich bitte?", rief eine Stewardess, woraufhin ich seufzend meinen Rucksack vom Sitz neben mir nahm und Nate sich setzte.

„Hey. Baby.", meinte er absolut abgefucked, was ich total nachvollziehen konnte, denn immerhin war ich mindestens genauso genervt von mir selbst, da ich mal wieder weglief.

„Was? Nicht mal ne super lange, schlechte Ausrede parat?"

Seufzend schloss ich die Augen und sah ihn dann das erste Mal an.

„Was willst du hören? Ja! Ich bin weggelaufen, denn ich bin ein Weglaufer! Okay?! Ich renne vor meinen Problemen davon, ich stelle mich ihnen nicht.
Ich bin nicht wie du! Ich bin... soft...", gestand ich anscheinend so laut, dass sich ein paar Passagiere zu uns umdrehten.

„Oh glaubst du ich weiß das nicht?! Natürlich weiß ich das, aber ich dachte ich bedeute Dir mehr und du würdest wenigstens ne Nachricht hinterlassen! Nein! Du gehst, ohne was zu sagen, ohne was zu MIR zu sagen.", beschwerte sich Nathan, der anscheinend komplett vergessen hatte, was er mir an den Kopf geworfen hatte.

„Oh bitte! Spar dir den Telenovela Monolog, Nathaniel!
Wieso sollte ich zu dir kommen, wenn du mich verlogene Schlampe nennst?!"
Jetzt war ICH sauer.
Er schob die ganze Schuld auf mich, wie immer!

„Willst du-..?
Es... tut mir leid.
Ich weiß, was ich da alles gesagt habe und ich habe dir wehgetan.
Ich bin eigentlich hier, weil ich's wieder gut machen will.", nachgebend legte Nate langsam seine Hand auf meine, die auf der Lehne zwischen uns ruhte und umgriff diese, nur um anschließend besagte Lehne anzuheben und sie nach hinten zu klappen.

Er wusste, ich würde ihm verzeihen und ich hoffte, dass er auch mir bald nicht mehr böse sein würde.

Vor allem aber war Cody in meinem Kopf.

„Verzeihst du mir..?", bat ich seufzend und ging dabei direkt überhaupt nicht auf seine Entschuldigung ein.

Der Brite sah mich nach wie vor ernst an, verzog seine Mundwinkel dann aber langsam immer weiter zu einem schiefen Lächeln.

„Wäre ich sonst in Dylan's Todeswagen gesprungen und in dieses Flugzeug gesprintet?"
Jetzt müsste ich wieder etwas Lächeln.
Seine Worte heiterten mich um einiges auf, doch ich konnte Cody's enttäuschten Blick einfach nicht vergessen.

Aber wenigstens war jetzt ein Hindernis genommen.

„Danke.", flüsterte ich wirklich dankbar, streckte mich zu ihm nach oben und drückte meine Lippen schmunzelnd auf seine.

Das war mit Abstand das beste Gefühl dieser Welt, da war ich mir. Das einzige, was es noch besser machte war, dass Nate den Kuss sachte erwiderte und es eine Weile dauerte, bis wir uns lösten, da waren wir bereits von der Erde abgehoben.

„Hast du was von Cody gehört?", fragte ich endlich nervös und spielte mit seiner Hand herum.

„Naja, nachdem wir alle zugegeben haben, dass wir immer wussten, dass er schwul war, war er deutlich lockerer und dann warst du weg und er hat sich schreckliche Vorwürfe gemacht.
Ich glaube, dass er schon noch enttäuscht ist aber er ist nicht mehr böse.
Er hat eher Angst, dass Dir was passiert ist.
Riesige Angst hat er, sodass er nicht geschlafen hat, nicht gegessen hat und wahrscheinlich sucht er immer noch nach Dir, wenn Dylan und Marco ihn nicht informiert haben.", erzählte Nate nachdenklich, woraufhin ich ihn erstaunt ansah.
Damit hatte ich sicher nicht gerechnet.
Ich dachte, Cody würde sein Leben lang sauer auf mich sein.

Aber sein Vertrauen zu mir war wohl nach wie vor weg.

„Mach dir keinen Kopf, ok?
Ich habe keine Lust auf Wasserfall-haftes Gerede darüber, was für ein schlechter Mensch du bist.
Du bist immer hin der beste Mensch, den ich persönlich kenne.
Klar, eine ganz schöne Nervensäge und echt nh ziemlicher Angsthase, ach außerdem-"

„Ich bin gerade nicht mehr sauer auf dich, Nathaniel.", unterbrach ich den Briten mit verengten Augen.
„Riskier das lieber nicht."

„Außerdem eine beleidigte Leberwurst!", beendete Nate trotz meiner "Drohung" seine Aufzählung und grinste nun stolz wie Oskar.

„Jetzt reicht's! Wenn wir da sind, schläfst du im Stall!", lachte ich kopfschüttelnd.

Er hatte diese toxische Fähigkeit fiese Dinge zu sagen und es so zu machen, dass ich mich nur mehr in ihn verliebte.

„Vielleicht läuft dann morgens wenigstens ein heißes Bauernmädchen durch den Stall, hm?", provokant grinsend legte der Brite seinen linken Arm um meine Schultern, doch ich haute ihn empört in die Seite.

„Au!", jaulte Nate lachend auf und blickte amüsiert und sich anscheinend über mich lustig machend zu mir hinunter.

„Ich hasse dich!", meinte ich höchst empört und schüttelte den Kopf.
Allein die Vorstellung er könnte dort im Stall der Farm meiner Großeltern ...
Ih! Ih! Ih! Grotesk.

„Du magst mich.", erwiderte Nate kopfschüttelnd.

„Ich hasse dich!"
Stur schüttelte ich seinen Arm von meiner Schulter.

„Tust du nicht."
Schnell legte er seinen Arm zurück um mich.

„Tu ich wohl!"

„Tust du nicht."

„Doch!"

„Tust du nicht, Lila."

„Tu ich nicht..", murmelnd gab ich ihm recht und verschränkte anschließend beleidigt die Arme vor der Brust.

Er musste ja immer recht haben, das war ja klar.
Und er musste auch immer demonstrativ und penetrant zeigen, dass er immer recht hatte.

„Ich mag dich auch, du hast Glück."
Grinsend lehnte sich der Vollidiot runter und schenkte mir noch einen dieser kurzen Küsse, die ich so mochte.

„Glück? Das nennst du Glück?", scherzte ich kichernd, doch ich war wohl zu weit gegangen, denn das selbstgefällige Grinsen des Briten fror zunächst ein, ehe es dahin schwand.

„Du.. da hast du gar nicht so unrecht.", murmelte Nate nach einer Weile kleinlaut und zog mich nur enger an sich.

Oh da war seine "ich bin nicht gut genug und ich muss dich vor mir schützen"- Laune wieder.

„Das war ein Spaß, Nate.
Es ist mein ernst.
Von dir gemocht zu werden, ist das beste, was mir jemals passieren konnte."

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt