5 - Verdreht und verrenkt

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Ein Satz mit x, das war wohl nix.
Irgendwie schon ein wenig komisch, wenn man so darüber nachdenkt. Aber diese Frage, woher ich ihn kennen könnte, quält mich elendig. Dieses Gefühl, etwas zu kennen, aber man weiß nicht woher, ist eine reinste Qual, eine Qual anderer Art, die nach Erlösung schreit.
Tja, nur leider werde ich das jetzt nicht so schnell herausfinden - oder eher niemals.

"Ein Zahlendreher?" Paula schaut ziemlich überrascht von ihrem Handy auf.
Ich verschränke meine Beine zu einem Schneidersitz und ziehe mir eine Kuscheldecke an Land. "Na ja, wie erklärst du dir sonst, dass die Nummer nicht vergeben ist?" Ich zerknülle den kleinen Zettel in meiner Hand, um ihn kurz darauf wieder zu entknittern und in kleine Schnipsel zu reißen. Bringt eh nichts.
"Also ich weiß, dass du dich immer für alles bedanken musst, damit du zufrieden bist, aber so schlimm ist das jetzt nicht, oder? Oder gibt es da einen anderen Grund, weshalb du so geknickt aussiehst?", forscht Paula geheimnisvoll nach.
"Nee Paula, nicht das, was du gerade anscheinend denkst. Das Ding ist nur, dass ich ihn schon mal gesehen habe. Da bin ich mir ziemlich sicher. Frag mich aber nicht, wo das war. Und dieser Fakt stört mich gerade massiv", stelle ich die Fakten richtig, bevor Paula hier Lügen verbreitet.

Unerwartet schiebt sich eine große Hand unter meine. "Lass los", kommt es auffordernd von Alex.
Ich gucke ihn schräg an, lasse die säuberlich zerkleinerten Papierfetzen jedoch in seine Hand rieseln.
"Sonst liegen die hier gleich im Wohnzimmer verteilt und wir dürfen sie alle einzeln aufkratzen", erklärt er knapp seine Tat, ehe er wieder in der Küche verschwindet.

"Anderes Thema", schneidet Paula abrupt an, während sie einen Blick auf Phil und Papa wirft, die gerade durch das Wohnzimmer nach oben gehen. Sie wartet noch einen Moment, ehe sie ihr neues Thema wirklich beginnt. "Hast du was für Phil morgen? Du hast darüber gar nicht geredet", fragt sie mit gesenkter Stimme.
Jede einzelne Gehirnzelle, die sich nach diesem anstrengenden Tag noch zum Denken bereit fühlt, arbeitet sofort auf Hochtouren. "Phil? Morgen?", hake ich etwas irritiert nach.
Aus der Küche, in der Alex noch immer dabei ist, sie zu putzen, höre ich ein Grunzen. "Oh Mann, das ist mal wieder typisch", lacht er leise.
"Ich... was ist typisch?" Und dann fällt mir in der nächsten Sekunde alles aus dem Gesicht. "Scheiße", stelle ich flüsternd fest. "Wie konnte ich seinen Geburtstag vergessen? Was bin ich denn für... für... ja, was bin ich für Phil?" Mein verzweifelter Blick liegt auf Paula, die das jedoch gerade sehr zu ihrer Belustigung nutzt. Vielen Dank auch.
"Du weißt doch, dass er nichts erwartet. Aber gut, dass ich das nochmal angesprochen habe. Sonst hättest du morgen früh blöd aus der Wäsche geguckt", bemerkt Paula bis über beide Ohren grinsend.
"Paula, das ist nicht witzig! Was soll ich machen?" Mein Blick durchbohrt sie praktisch, so verzweifelt starre ich sie an. Wie schnell ein Gefühl doch kippen kann.
"Du könntest ihm einen Kuchen backen. Aber dafür müsste man noch einkaufen gehen", kommt es von der Stimme aus der Küche.

Wie auf geheimer Mission. So fühle ich mich, als ich mit Paula das Haus verlasse, um nochmal schnell zum nächsten Supermarkt zu fahren. Wie konnte ich Phils Geburtstag vergessen? Wie? Ich fühle mich irgendwie schlecht.

"Was hast du für ihn?", frage ich noch immer ziemlich schuldbewusst, während Paula und ich durch die schmalen Gänge ziehen und die benötigten Zutaten zusammensuchen.
"Ich schenke ihm einen Urlaub. Phil und ich fliegen für eine Woche an die dänische Ostsee in ein Wellnesshotel." Allein bei dieser Erzählung muss Paula schon grinsen.
"Und wann?"
Sie greift nach einer Packung Mehl. "Mitte Januar."

Ich ziehe meine Augenlider nach oben. Wach bleiben. Wenn ich jetzt einschlafe, dann habe ich vollkommen verkackt.
Nicht mal die Grübelei, woher ich Simon kennen könnte, verspricht, mich noch länger unter den wachen Lebewesen zu halten.
Ich fühle mich wie ein Schlafwandler. Nicht wach aber auch nicht reglos.
Es ist nicht mal um zwölf, und trotzdem bin ich so müde wie lange nicht mehr. Das wird dem aufwühlenden Tag verschuldet sein.

7 Jahre Pech (Asds) |2/2|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt