Mein lautes Schreien wird schnell erstickt. Von einer Hand, die sich auf meinen Mund drückt.
"He, was soll das denn?", raunt mir eine männliche Stimme zu, die jedoch ziemlich jung klingt. "Du ziehst die Aufmerksamkeit auf uns!"
Schwer vorstellbar, aber genau das ist auch mein Plan.Mein Atem geht schnell, drückt sich unangenehm an seine Hand und kann nicht entweichen.
Ich spüre keine Schmerzen im Brustkorb, obwohl das meinen Rippen komplett gegen den Strich gehen müsste.
Auch mein Herz purzelt schneller als nötig vor sich hin.
Völlig neben mir stehend probiere ich, mich irgendwie zu wehren. Ich habe keine Ahnung, was sein Vorhaben ist oder wer er überhaupt ist.
Ich weiß nur eins: Ich habe Panik.Hinter mir höre ich Schritte, viele Schritte.
"Was ist denn hier los?", fragt eine weibliche Stimme, gerade so laut, dass ich sie hören kann. Doch es kommt mir so vor, als halle sie durch einen Tunnel und nur das Echo erreicht mich schwach.Unkontrolliert tappen meine Beine auf dem glänzenden Klinikboden, während ich meinen Kopf wild drehe.
Genau mit dem angehenden Licht beiße ich zu, was meinen plötzlichen Angreifer aufkeuchen lässt.
Fluchend weicht er ein paar Schritte von mir zurück, sodass ich ihn sehen kann.
Und das Bild lässt mich erstarren. Schwarze Schuhe, schwarze Hose, schwarzer Pulli. Die Kapuze wurde tief ins Gesicht gezogen. Nur seine Hände sind komplett entblößt, an der einen färbt sich der Abdruck meiner Zähne deutlich rot.Kopfschüttelnd bringe ich einen größeren Abstand zwischen uns. Zu bekannt, das ist mir alles viel zu bekannt.
Das Gefühl der Enge holt mich ein, schneller als ich fliehen kann.
Es ist, als würde mir die Luft abgedrückt werden. Immer verzweifelter schnappe ich nach Luft, doch es kommt nichts an.
Meine Gedanken kreisen, vermischen die viel zu scharfen Erinnerungen dieser einen Nacht mit den Minuten der Gegenwart. Ein Unterscheiden wird immer unmöglicher.Alles dreht sich, ich stoße an eine Wand, die mir gerade so den richtigen Halt geben kann.
Langsam gleite ich an dieser herunter, während meine japsenden Atemzüge immer erbärmlicher werden.
Trotz der verschwommenen Gegend und meinen kreischenden Gedanken fokussiere ich mich so gut es geht auf den Jugendlichen, dessen Kapuze langsam von seinem Kopf rutscht.
Überrascht guckt er mich an, ehe er seinen Kopf langsam nach links dreht.Ein Mensch mit weißem Kittel kommt angerannt, gefolgt von zwei Krankenschwestern.
"Mensch, Luis, was sollte das werden?", dringt eine hohe Stimme schwammig zu mir durch. "Ihr weckt noch die ganze Station."
Als wäre das mein größtes Problem.
Schwer atmend sucht mein Blick das Gesicht der Ärztin, die sich zu mir hockt. Gleich zwei Tabeas gucken mich besorgt an. "Fine, es ist alles gut. Er wollte dir nichts Böses", spricht sie verzerrt auf mich ein.
Meine Hände verkrampfen sich, meine Finger beginnen zu kribbeln.
"Luft", wimmere ich und atme immer tiefer. "Luft."
"Beruhige dich, es ist alles gut. Wir sind bei dir", flüstert sie und drückt mir die Schulter. "Es ist nichts passiert."
Eine Krankenschwester kniet sich ebenfalls zu uns. Ihr Mund bewegt sich, doch die Worte gehen in einem einzigen Rauschen unter.Das Blut in meinen Ohren rauscht, meine Gedanken rauschen, mein Atem ist ein einziges lautes Rauschen, mein Herz pocht unaufhaltsam und will sich immer wieder überbieten.
Ich fühle mich, als schwebe ich über dem Boden. Ich habe keinerlei Kontrolle über meinen Körper, über kein einziges meiner Gliedmaßen.
Auch Tabeas Mund bewegt sich, doch das einzige Wort, welches es schafft, gegen all die Hindernisse anzukommen, ist Phil."Phil", wiederhole ich schluchzend. Tränen brennen sich Wege über meine Wangen, doch gleichzeitig spüre ich sie gar nicht.
Nur dieses Messer am Hals, das ist alles, was ich spüre.
"Ruhiger atmen, es ist alles okay", leiert Tabea runter, ist sich anscheinend nicht bewusst, dass ihre Stimme nicht mehr als ein lästiges, surrendes Insekt ist.
"Phil." Er war es, der mich das letzte Mal gerettet hat. Nur er kann es sein, der es auch diesmal tut. "Phil."
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7 Jahre Pech (Asds) |2/2|
Fanfiction|2/2| ~Der zweite Teil von '7 Jahre Pech'. Um die Zusammenhänge verstehen zu können, ist es notwendig, den ersten Teil gelesen zu haben.~ Josefine hat das erste Jahr Pech nach ihrem Spiegelunglück überstanden - wenn auch ziemlich chaotisch. Doch m...