Vier

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Tray

Das gefällt mir gar nicht. Was auch immer dieser Mistkerl von König plant, es gefällt mir ganz und gar nicht.

Männer, Frauen, Kinder - er macht keinen Unterschied zwischen ihnen. Wer auch immer eine Elementmacht besitzt, wird verhaftet und in den Palast gebracht. Ich habe bisher nur herausfinden können, dass man sie weit ins Innere bringt, tief unter die Erde - aber was genau mit ihnen geschieht, ist mir ein Rätsel. Ich weiß nur, dass ich sie nie wieder gesehen habe.

Das Schloss ist permanent umgeben von Schreien, Kreischen und Flügelflattern. Es treibt mich in den Wahnsinn.

Die Schreie der Gefangenen, die irgendwo hier gefoltert werden.

Das Gekreische all der künstlichen Untergebenen des Königs, die er nicht besser als einen Haufen Staub behandelt.

Das Flattern der Schwingen, das einem überall begegnet - wegen der Patrouillen, der Boten, der Bediensteten, der Soldaten, die allesamt nur noch aus Wesen wie mir bestehen.

Künstlichen Wesen.

Wesen, die der König aus echten Menschen geschaffen hat.

Wesen, die hinters Licht geführt und eingekerkert wurden, an denen herum experimentiert und hantiert wurde. Wesen, deren Wille gebrochen wurde, und deren Geist nur noch aus dem tierischen Rhythmus von Essen, Dienen und Schlafen besteht.

Wesen, zu denen ich nur zur Hälfte dazugehöre.

Auch ich wurde... verändert. Aber im Gegensatz zu den anderen bin ich deswegen noch immer verflucht wütend und würde diesen Mistkerl, der uns das angetan hat, am liebsten eigenhändig erwürgen - was mir aus gleich mehreren Gründen nicht möglich ist, einer davon, dass ich keine Hände oder Arme, sondern nur Schwingen besitze.

Ich frage mich, was aus den eigentlichen Bediensteten und der Gefologschaft des Königs geworden ist. Ich habe, abgesehen von den in Gewahrsam genommenen Elementgeborenen, keinen einzigen Menschen im Palast gesehen. Vielleicht stammen die unmöglich zu lokalisierenden Schreie ja von ihnen? Ich werde keine Antwort auf die Frage bekommen. Das weiß ich.

Und mittlerweile muss selbst ich zugeben, dass eine gewisse Art Mutlosigkeit mich ergreift. Tag ein, Tag aus muss ich in jeder einzelnen Sekunde meiner Existenz so tun, als sei ich wie die anderen: Ein willenloses, gebrochenes Geschöpf. Keine Pausen. Keine Flucht- oder Versteckmöglichkeiten. Permanent.

Der Kopf hängend, der Körper - bis auf die nötigen Muskeln - schlaff, die Schwingen gespannt und vorwärts tragend. So bewege ich mich durch die undurchdringliche Finsternis, die im Schloss herrscht.

Eine Finsternis, die wir selbst geschaffen haben - eine Finsternis, die uns vor dem kleinsten Funken Licht schützt. Denn Licht ist unsere Schwachstelle - Licht und Feuer. Schon eine Sekunde davon, und unsere vernarbte, zusammengenähte Menschenhaut wirft Blasen und verbrennt. Es ist ein qualvoller Tod - in etwa so, als wäre man als Mensch von einem Funken Lava erwischt worden. Ja, auch ich habe diese Erfahrung - das Verletzen aufgrund von Licht - durchgemacht. Es war teil des... grausamen... Experiments, das an uns durchgeführt wurde.

Götter, allein schon daran zu denken, ruft mir die Schreckensbilder wieder in Erinnerung. Wie man mich an den Tisch geschnallt hat... Wie der König mit seinem silberweißen Haar in mein Sichtfeld gerückt ist, ein wahnsinniges Grinsen auf den Lippen... Wie er mir bei vollem Bewusstsein Stück für Stück... die Haut abgezogen hat  um sie mit... verändertem Material... zu ersetzen...

Innerlich würgend und schaudernd und schreiend, nach außen hin aber immer noch vollkommen in meiner Rolle, setze ich meinen Weg durch die Schlossgänge fort...

Freezing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt