Fünfundfünfzig

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Hugo

Mein Atem pfeift durch meine Lungen, während ich ganz im Chaos des Getümmels aufgehe. Während ich noch einem Hieb ausweiche, strecke ich den nächsten Feind bereits nieder. Einige lasse ich auch durch meine Magie sterben - durch mein Quecksilber, das ich in ihre Lungen presse, zu tödlichen Klingen forme, oder zu einem undurchdringlichen Schild.

Mit jedem Atemzug kann ich nur an sie denken - Freya.

Freya, die hier irgendwo ist.

Freya, die in der Stadt geblieben ist, um die Bürger zu evakuieren.

Freya, die trotz der ausweglosen Lage geblieben ist, ein Fels in der Brandung für die Schwachen und die Unschuldigen.

Freya, die ich seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen habe - einer halben Ewigkeit, die mich innerlich zerfressen hat.

Freya, die ich nicht einfach so werde sterben lassen.

Ich weiß nicht genau, wo sie sich aufhält. Ich verspüre einfach nur ein vages Ziehen in meinem Bauch, eine vage Vermutung, und ich richte mich genau in diese Richtung. Eine mysteriöse Spur ist immer noch besser als gar keine Spur.

Ein Kreischen dringt an meine Ohren. Nichts besonderes, immerhin zerreißen Schreie und Flehen schon die ganze Zeit die Luft, doch dieser Schrei klingt anders.

Er lässt alles in mir erstarren, ohne dass ich einen wirklichen Grund dafür erkennen könnte.

Blind laufe ich drauf los, schlachte mir einen Weg bis zu diesem Schrei.

Da ist sie - von Kopf bis Fuß mit Matsch und Ruß verkrustet, ihre grasgrünen Augen zwei strahlende Smaragde, ihre knallroten Locken wirr und zerzaust.

Es war nicht ihr Schrei, den ich gehört habe - es war der Schrei des Kindes hinter ihr, das sich zitternd an ihre schmutzige Kleidung klammert, während vor ihnen ein Uman gerade eine Frau umbringt und verspeist. Möglicherweise die Mutter des Kindes.

Ich handle ohne groß nachzudenken - mein Quecksilber zerfetzt die Flügel des Uman und lässt ihn zu Boden stürzen. Getrieben von Rachsucht und brutaler Härte treibe ich mein Schwert in eines seiner krallenbewehrten Füße und grinse auf das vor Schmerz kreischende Wesen hinab. Mit einigen gezielten Hieben zerteile ich es und hebe grinsend den Kopf des Wesens. "Fahr zur Hölle", zische ich mit rauer Stimme und versetze ihm den entscheidenden Hieb.

Als ich mich aufrichte, bemerke ich Freyas auf mich gerichteten Blick. Und trotz des Blutes, das an meinem Körper klebt, wirft sie sich mir um den Hals und küsst mich energisch. "Du bist wirklich da", murmelt sie mit zitternder Stimme und streicht zärtlich über meine Wange. "Du bist es wirklich", wiederholt sie schaudernd, als müsste sie sich davon überzeugen, dass ich kein Fiebertraum war.

"Wir sind alle hier", murmele ich und küsse sie.

Freyas Augen strahlen noch heller. Die Zeit allein in der Stadt scheint sie irgendwie reifer gemacht zu haben - erwachsener. Aber Freya ist immer noch Freya. Seufzend lehne ich meine Stirn an ihre. "Bring alle in Sicherheit. Ich muss zurück."

Sie nickt und reckt das Kinn vor. "Lebe", befiehlt sie mir mit funkelnden Augen.

"Lebe", wiederhole ich auch an sie gerichtet und muss trotz allem lächeln.

Freezing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt