Einundfünfzig

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Linus

Mit klopfendem Herzen liege ich auf der Lauer, den Dolch in meiner Hand fest umklammert.

Dieser Plan ist beschissen. Absolut beschissen.

Aber er scheint unsere einzige Wahl zu sein.

Mit klopfendem Herzen sehe ich zu, wie die Sonne immer weiter langsam herabsinkt und spähe aus dem Gebüsch hinaus zwischen die Bäume, an die Stelle an der Lia lauert. Ich kann sie durch die Entfernung nicht sehen, doch ich weiß, dass sie da ist. Sie wird mir ein Zeichen geben wenn es soweit ist.

Ich ziehe mich in mein Versteck zurück und atme langsam einige Male tief durch, ehe ich wieder zu Lia spähe - diesmal ohne den Kopf aus dem Gebüsch zu stecken, in dem ich mich verstecke.

Da - ein Aufblitzen zwischen den Blättern. Das Zeichen, das mir Lia mithilfe der Lichtreflexion von ihrer Klinge geschickt hat.

Also dann, es geht los.

Angestrengt lausche ich auf das leise Wispern von Schwingen, die immer näher kommen. Sie werden immer lauter, dann spüre ich einen leichten Windhauch als sie an meinem Versteck vorbei fliegen...

Und kurz daraufhin springe ich hervor und versuche, die eine Schwinge des Uman mit dem Dolch zu durchstoßen, während er sich verwirrt umdreht.

Warten bis es dunkel wird, auf der Lauer liegen bis das Uman Pärchen zurückkehrt, dann die beiden überfallen, fesseln und aushorchen. Notfalls foltern. Das war der Plan.

Nur funktioniert nicht alles immer nach Plan.

Bevor ich zustechen kann ist der Uman bereits ausgewichen und tänzelt außerhalb meine Reichweite.

Er hat eine sonderbare Färbung - und sieht leider auch überhaupt nicht wie seine Artgenossen aus.

Magentarot glänzen seine ledernen Schuppen, die Schwingen vernarbt und mit Wulsten durchzogen, die krallenartigen Füße angespannt und der lange stachelbewehrte Schwanz sichtlich in Mitleidenschaft gezogen, da die Stacheln allesamt abgeflacht wie abgeschliffen sind, teils sogar abgebrochen.

Dieses Wesen ist kein Uman - nein, es gehört einer neuen Spezies an. Vom Körperbau her mag es ähnlich sein, zumindest ist es ebenso blind, doch besteht die Haut der Uman aus zusammengenähter Menschenhaut, nicht aus ledernen Echsenschuppen.

In einer einzigen, fließenden Bewegung schlägt dieses Wesen mit den Dolch aus der Hand und reißt ich dann mit einem Hieb seines Schwanzes von den Beinen. Unsanft lande ich auf dem Hintern und blinzle mit großen Augen das Wesen an.

Es ist weitaus stärker als ein Uman. Und irgendwie auch schöner.

Und jetzt wird es mich umbringen.

Panisch schweift mein Blick auf der Suche nach meinem Dolch umher, doch ich kann ihn nirgends finden. Nichtsdestotrotz springe ich sofort wieder auf die Beine und recke die Fäuste - doch das Wesen greift nicht an. Im Gegenteil, es zieht sich zurück.

Ich blinzle in Lias Richtung, und muss zusehen wie auch sie von einem dieser Wesen überwältigt wird. Anders als ich wird sie jedoch nicht entwaffnet und von den Füßen gerissen, sondern von den krallenbewehrten Klauen des Wesens an den Handgelenken gepackt, während sein langer Schwanz sich um ihren Hals schlingt.

Er könnte sie mit einer einzigen Bewegung töten. Könnte ihr mit einzigen Zudrücken die Luft nehmen und das Genick brechen - doch er tut es nicht. Er verharrt still.

Das magentafarbene Wesen fliegt zu seinem türkis schillernden Partner - und damit auch zu Lia.

Sofort springe ich auf und stürme zu den beiden, doch ein Zeichen von Lia lässt mich inne halten. Eine Warnung. Bleib dort.

Freezing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt