Achtundvierzig

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Snow

Mein Atem geht rasselnd, das Eis singt in meinem Blut.

Cheri Cheri Cheri.

Wo bist du wo bist du wo bist du.

Das Blut an meinen Händen - leuchtend türkis - gefriert auf der Stelle, so kalt ist mein Körper geworden. Das klobige Schwert aus purem Eis, das ich auf die Schnelle in meinem Zorn geschmiedet habe - kaum mehr als eine blanke Klinge, rasiermesserscharf - sticht mir in die Handflächen, doch ich heiße den Schmerz willkommen. In mir ist alles so still geworden, seit wir hier hinabgestiegen sind und diesen Dingern begegnet sind.

Wir sind den Fußspuren von Cheri und dem Schrank gefolgt, bis wir in einen Bibliothekssaal gekommen sind. Kaum haben wir einen Fuß hineingesetzt sind diese Kreaturen auf uns losgegangen.

Ein gurgelndes Geräusch ertönt, ich werfe Lucien einen Blick zu. Er hat soeben das letzte von diesen Wesen in diesem Saal niedergestreckt - mit einer richtigen Waffe. Einer von denen, die er mithilfe der Rohstoffe geschmiedet hat, die Cheri aus diesen Kellergewölben bugsiert hat.

Sein Körper ist genauso mit diesem leuchtenden Blut bespritzt wie meiner, und in seinen Augen lodert eine dunkle Flamme, als er mich über die Schulter hinweg anblickt.

Trotz der Situation, trotz der Gefahr, trotz der Unwissenheit...

Ein Teil von dieser Benommenheit meines Körpers, meiner Seele schmilzt dahin.

Ich komme nicht drumherum, Luciens Gestalt zu bewundern. Das lange, feuerrote Haar, das er zusammengebunden hat. Seine lodernden Augen, das Versprechen von Tod und Verderben darin, sollte Cheri etwas geschehen sein. Die Art, wie er seine Waffe hält, wie er dasteht, wie er gar nicht zu bemerken scheint, dass er blutüberströmt ist. Blut, das nicht seines ist. Genauso wie bei mir. Die Art, wie sein mir zugekehrter Rücken von der flammend roten Lichtkugel beleuchtet wird, die er anstelle einer Fackel als Lichtquelle heraufbeschworen hat.

Er sieht aus wie ein feuerroter, glühender Kriegsgott.

Mein feuerroter, glühender Kriegsgott.

An der Art wie er seinen Blick über meinen Körper schweifen lässt und seine Augen dabei ein wenig glasig werden, kann ich erkennen, dass er bei meinem Anblick ganz ähnliche Gedanken hat.

Ich schüttele kaum merklich den Kopf. Dies ist weder der rechte Ort, noch der rechte Zeitpunkt für so etwas. Scham packt mich und lässt meine Wangen brennen. Cheri könnte in Lebensgefahr schweben und wir stehen hier herum und starren einander an.

Es ist ganz normal, das du so auf meinen unwiderstehlichen Anblick reagierst, egal in welcher Situation, kichert er durch unsere gedankliche Verbindung.

Ich stoße einen empörten Laut aus, schüttele wieder den Kopf und gehe durch den Saal bis zu der Tür, die vermutlich weiter hinab führt. Also wirklich!

Lucien folgt mir und ich spüre seinen brennenden Blick in meinem Rücken.

Wenn wir hier fertig sind, gurrt er mit kehliger Stimme, können wir beide wohl ein langes, ausgiebiges Bad gebrauchen - zu zweit.

Die Andeutung in seinen Worten lässt meine Wangen noch stärker brennen und mein Magen zieht sich vor Lust zusammen. Dann sollten wir uns wohl beeilen, murmele ich atemlos.

Ich fühle durch den Ring auf seiner Seite einen Anflug von... Erleichterung?

Erst da fällt bei mir der Groschen, wieso er in einer derart unpassenden Situation derartige Kommentare von sich gibt.

Freezing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt