Sechzehn

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Snow

Das Abbild der Realität verschwindet genauso plötzlich wie es erschienen ist, und ein heftiger Ruck geht durch die Eishöhle, die ich für eine Sekunde erkennen kann. Ein goldenes Licht brandet kurzzeitig durch den Raum und eine Hitzewelle streift meinen Körper, sodass die Ketten klirren, dann ist alles wieder in pechschwarzen Nebel gehüllt.

Mit großen Augen sehe ich zu, wie Mutter zusammenbricht. Ihre Beine knicken ein und mit einem schmerzverzerrten Schrei rauft sie sich die Haare, ehe sie ihre Arme mit ihren Nägeln zerkratzt. "Immer kommst du mir in die Quere", zischt sie leise atemlos, aber trotzdem mit Nachdruck, "genau wie damals!". Sie murmelt noch weitere Dinge, die ich allerdings nicht verstehen kann.

Dann steht Mutter mit einem Aufschrei wieder auf, die schneeweißen Arme getränkt in Blut, das sofort verkrustet und gefriert, reißt einen pechschwarzen, funkelnden Eiszapfen aus einer Wand hinter sich und schmettert ihn mit einem weiteren Wutschrei auf die Stelle, an der sich das Abbild der Realität befunden hat. Sie kehrt mir den Rücken zu, wirft die Arme in die Luft und atmet gehetzt lautstark ein und aus, während sie sich von mir entfernt und im pechschwarzen Nebel verschwindet.

Ich kann nichts tun als weiterhin in den Ketten hängen und ihr überrascht nachstarren. Die Wärme, die vor einem Augenblick noch vorhanden war, schwindet - aber es bleibt ein ganz kleiner Schimmer an meinem Körper hängen, der mich von innen heraus leicht erwärmt und die Schmerzen meines leidenden Körpers lindert.

Und als ich nach oben blicke - da sehe ich, dass die Ketten, die mich halten, leicht von innen heraus golden zu leuchten scheinen, und einen kleinen, hellen Kegel um mich herum bilden, der in der Finsternis wie das Licht einer schwachen Fackel wirkt.


Freezing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt