Linus
Als ich wieder aufwache bin ich sowohl an den Hand- als auch an den Fußgelenken angekettet. Ich hänge in der Luft und meine Ketten führen zu Pfosten, die sich neben mir in den Boden bohren. In meinem Mund befindet sich eine Art Knebel - irgendein Ding aus Leder - weswegen mein Mund schmerzhaft aufgedrückt wird. Dem tauben Gefühl nach zu urteilen ist das schon eine ganze Weile so.
Vor mir steht Iane - sie trägt dasselbe schwarze Kleid wie bei unserem ersten Aufeinandertreffen, und sie grinst noch genauso überheblich.
"Sind wir endlich wach?", schnurrt sie und kommt gemächlich auf mich zu. "Deine Verletzungen scheinen dir ja ganz schön zuzusetzen", lächelt sie und verschwindet aus meinem Sichtfeld, als sie gemächlich um mich herumgeht.
Sieschnalzt mit der Zunge, als sie hinter mir steht. "Ein Jammer, dass die Wunde nicht tiefer geht", schmollt sie und urplötzlich fährt ein so scharfer Schmerz durch den Schnitt in meinem Rücken, dass ich nicht anders kann als mir gequält die Seele aus dem Leib zu schreien, und meine Welt wird wieder schwarz.
Als ich wieder zu mir komme brennt mein Rücken leicht und fühlt sich feucht an - aber der scharfe Schmerz von zuvor ist abgemildert, als hätte sie mir irgendeine Salbe auf die Wunde geschmiert. "Ah, tut mir leid - hat das wehgetan?", fragt sie scheinheilig mit spöttischem Tonfall und plötzlich wird mir bewusst, woher der Schmerz von zuvor kam.
Dieses Miststück hat meine Wunde berührt. Dieses Miststück hat ihre Finger in meine Wunde gebohrt und die empfindliche Haut im Inneren ein klein wenig weiter aufgerissen!
Siestreicht flüchtig über meinen unteren Rückenbereich, der glücklicherweise unverletzt ist, über meine Taille, meine Hüfte, hinauf zu meiner Brust, während sie mich langsam und gemächlich umrundet. Ich hasse jede einzelne ihrer Berührungen und würde ihr am liebsten die Hand abreißen. Vor mir bleibt sie wieder stehen.
Federleichtstrich sie über meine Lippen, ihre Finger sind heiß und klebrig von meinem Blut, und am liebsten hätte ich den Kopf weggerissen, aber sie hat ihn mit einem Lederriemen festgebunden, so wie den Restmeines Körpers angekettet hat. Ich bin ihr hilflos ausgeliefert -und genau das scheint ihr zu gefallen und sie in noch größere Ekstase zu versetzen.
"So schöne, weiche Lippen", grinst sie mit einem irren Ausdruck in den Augen, während sie wieder und wieder ihre Form nachzeichnet und mein Körper vor Abscheu erschaudert.
Wenn sie mir nicht einen Knebel in den Mund geschoben hätte, hätte ich ihr am liebsten den vermaledeiten Finger abgebissen.
Besitzergreifendstreicht ihre Hand von meinem Mund über meinen Hals zu meiner Brust, wo sie hauchzarte Kreise zeichnet. Innerlich schüttelt es mich vor Verachtung. "Bald wirst du mir gehören", grinst sie wie wahnsinnig. "Hier gibt es nicht allzu viele junge Männer wie dich, weißt du? Alle werden sofort in die Labore gesperrt, um Teil der Armee zu werden. Aber du... Vater weiß nichts von dir."
Ihre Hand streicht weiter hinab, zu meinem Bauch, und ich zappele in den Riemen um ihrer Hand irgendwie zu entkommen, und sie aufzuhalten, doch die Bewegung lässt wieder scharfe Lanzen brennenden Schmerzes über meinen Rücken schießen und ich schaffe es nicht mich allzu lange zu wehren.
Der Hass in mir brennt lichterloh. Ich wünschte, ich hätte Luciens Feuermagie - dann könnte ich sie schön in einen Haufen Ascheverwandeln. Oder Snows Eismagie - dann könnte ich sie so einfrieren, damit sie ihr von ihrem Arm abfällt.
"Und er wird nichts von dir erfahren", grinst sie, offenbar amüsiert sie mein hoffnungsloser Widerstand. "Zumindest nicht, bis ich mich ausreichend mit dir amüsiert habe", haucht sie mir ins Ohr und ihre Hand wandert zwischen meine Beine, ich drücke den Rückendurch, versuche meinen Kopf wegzudrehen, meinen Körper zu befreien, ihrer Berührung zu entgehen, irgendwie von ihr wegzukommen, aber es ist aussichtslos.
Sie ist vollkommen irre. Vollkommen wahnsinnig. Was meinte das Rothaar noch - sie wird angetrieben von ihrem Minderwertigkeitskomplex und ihrer Einsamkeit? Ja, das kann ich nun definitiv bestätigen.
Kurz vor der Stelle zwischen meinen Beinen hält ihre Hand inne und sie grinst mich überheblich an, als sie die Abscheu in meinem Blickerkennt. Schnaubend tritt sie einen Schritt zurück und schnippt demonstrativ mit den Fingern.
"Das hebe ich mir für das nächste Mal auf - wenn deine hässliche Freundin dabei ist und zusehen darf", höhnt sie und allerspätestens jetzt kann sie sich sicher sein, dass ich bei ihrer Ermordung in der allerersten Reihe stehen werde. Wenn sich mir sogar die Gelegenheit bieten sollte, sie eigenhändig umzubringen - ich würde sie sofort ergreifen.
Zweigeschuppte, entfernt Menschen ähnelnde Kreaturen staksen sofort auf ihren langen Beinen zu mir und lösen die Lederriemen um meinen Körper, sowie meinen Knebel. Ich zögere nicht, sondern versuche mich trotz des immensen Schmerzes aus ihrem Griff zu reißen und spucke dabei Iane direkt ins Gesicht, ehe ich ihr alle möglichen Schimpfwörter entgegenschleudere die mir einfallen.
Die Wesen halten mich zurück, ihr Griff ist unerbittlich, und meine Knie geben unter den Schmerzen meines Rückens nach. Ein Uman kommt angeflogen und hebt mich wieder hoch - er wird mich zurück in meine Zelle bringen, daran habe ich keinen Zweifel.
"Nur damit du es weißt, Süßer", spricht Iane mit einem deutlichunterkühlten Tonfall, während sie sich die Spucke aus dem Gesicht wischt und meine Schimpftirade ignoriert. "Nicht allen Kreaturen wurde das Fortpflanzungsorgan genommen - vielleicht sollte ich eines davon auf deine kleine Freundin loslassen, wenn du dich nicht zu benehmen weißt", droht sie.
"Das wagst du nicht--!", schreie ich ihr erfüllt von Zorn und Hass und Abscheu und Verachtung und- Hass mit voller Kehle entgegen - zumindest dem, was noch davon übrig ist, denn meine Stimme ist heiser -, komme jedoch nicht viel weiter da ich bereits aus dem Raum geflogen werde und die Tür zuschlägt.
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Freezing Fire
Fantasy↬Wenn Wahrheit und Lüge sich leidenschaftlich umschlingen...↫ ...Ich sehe ihn. Klar und deutlich sehe ich ihn, sehe sie beide, sehe ihr Feuer, ihre Glut. Ich kenne mein Ziel. Ich weiß, wohin ich muss. Jedes Quäntchen ihres Lichts schreit mir ihre Ge...