Sechsundfünfzig

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Linus

Geduckt kauere ich an einer Wand. Schon wieder.

Ich höre ein Gurgeln, einen dumpfen Aufprall - dann ein leises Pfeifen.

Erleichtert atme ich aus, als ich aufstehe und um die Ecke husche. Lia steht vor zwei toten, am Boden liegenden Uman und blickt mich ernst an. Wir müssen uns beeilen.

Während wir uns einen Weg durch die Flure bahnen, sorgen Tray und Rose in einem anderen Teil der Festung für Ablenkung und Chaos. Die Schlüssel zu den Verliesen, in denen man unsere jungen Freunde gefangen hält, haben sie bereits für uns besorgt.

Lia und ich huschen zur nächsten Ecke - und halten beide überrascht inne. Vor uns steht ein kleiner Junge, vielleicht neun Jahre alt, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und starrt uns mit großen Augen an, zu seinen Füßen liegt ein Kreis aus toten Uman. Offenbar hat er diese gerade eben erst gefoltert, wenn man die brutalen Wunden an ihren Körpern bedenkt. Dann grinst er breit. "Wen haben wir denn da?", flötet er heiter. Und leider viel zu laut.

Lia zögert keine Sekunde. Bevor ich überhaupt realisieren kann was passiert ist, kippt er bereits vornüber und hält sich die Brust. Als er am Boden aufschlägt, sammelt sich eine rote Lache um seinen Körper.

Schockiert blicke ich zu ihr - sie hat ein Messer nach ihm geworfen. Sie erwidert meinen Blick gleichgültig und hart. Er hätte uns verpetzt, teilt sie mir durch einige Zeichen mit und zuckt mit den Schultern.

Ich schüttelte grinsend den Kopf. Sicher, vielleicht sollte ich Angst vor ihrer Skrupellosigkeit haben, selbst Kinder hinzurichten - aber das ist einfach typisch Lia.

Wir beeilen uns daraufhin zu den Zellen zu gelangen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis man die Leichen entdeckt. Und Rose und Tray können uns nicht unendlich lang den Rücken freihalten.

Einen Vorteil scheint dieser Junge uns eingebracht zu haben - er hat sämtliche Uman auf unserem Weg hingerichtet, sodass wir es nicht mehr tun müssen.

Trotzdem drängt die Zeit und wir huschen wie Schatten durch die Gänge, immer auf dem Weg zu den Zellen.

Doch als wir endlich da angekommen sind, wo unsere Freunde - oder doch eher ehemalige Geschäftspartner? - angeblich eingesperrt wären, sehen wir nur leere Zellen.

Leise fluchend späht Lia in die Zelle hinein und teilt mir schnell und leise ihre Erkenntnisse mit: Wer auch immer die Gefangenen abgeholt hat ist noch nicht lange fort und eindeutig nicht freundlich gesinnt, denn die Zelle weist eindeutige Kampfspuren auf.

Ratlos blicken wir einander an - was jetzt?

Und genau in diesem Moment sehe ich einen Schatten hinter Lia aufragen und spüre im selben Moment einen Schlag an meinem Kopf, noch bevor ich sie warnen kann.

Und dann wird alles schwarz.

Freezing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt