Zehn

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Tray

Stumm flattere ich durch die Kellergänge. Wachdienst. Pah! Als hätte ich--

Ein Schrei lässt mich aufhorchen und ich halte inne. Er klang viel näher als die, die rund um die Uhr aus den Verliesen ertönen.

Leise lasse ich mich zu Boden sinken, klappe die Flügel ein und schleiche durch die Gänge zu dem Ort, an dem ich den Schrei gehört habe - und stehe prompt vor einer verschlossenen Tür.

Der Boden davor ist von Eis bedeckt. Unnatürliches Eis.

Ich kann ein Feuer hinter der Tür knistern hören. Unnatürliches Feuer.

Durch den Raum hinter der Tür heult ein Wind. Unnatürlicher Wind.

Und der Boden ist uneben und wölbt sich an einigen Stellen nach oben. Unnatürliche Erde.

Nichts davon ist natürlich.

Nichts davon hat hier im Palast etwas zu suchen.

Nichts davon habe ich hier je zuvor bemerkt.

Wieder ertönt ein Schrei, gefolgt von einem Geräusch, als würde Stoff reißen, und einem weiteren Schrei, der nach wenigen Minuten in einem gurgelnden Laut ertrinkt. Etwas spritzt und ich höre Schlucke, als würde jemand etwas trinken.

Der Geruch von Blut dringt mir in die Nase, Blut, Exkremente, Angst, Furcht... und noch etwas anderes.

Ich fühle eine mächtige, stets stärker werdende Präsenz hinter der Tür. Jemand gewinnt an Macht.

Wortlos drehe ich mich um, schleiche auf demselben Weg davon, und führe meinen Wachdienst fort. Ich bin zu sprachlos um über das nachzudenken was ich da hinter verschlossenen Türen miterlebt habe.

Der König von Luna vergewaltigt Elementgeborene, tötet sie anschließend, trinkt ihr Blut und verleibt sich auf diesem Wege ihre Macht ein.

Das Wort Abschaum erscheint mir in diesem Zusammenhang noch wie ein Kompliment für ihn.

Freezing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt