177. Keine Chance

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Die Woche verging schließlich rasend schnell und schon war Donnerstag.
In der Mittagspause war ich auf der Suche nach Volans. Wieder einmal wusste ich, ohne es wirklich zu wissen, wo mein Bruder war und steuerte auf den Korridor zu, der an einen Innenhof angrenzte. Doch plötzlich fühlte ich, dass Volans ebenfalls auf dem weg zu mir war und ich fühlte ebenfalls, dass auch er wusste, wo ich war.
Wartend blieb ich stehen und starrte mit verschränkten Armen an die Stelle, wo er auftauchen würde.
"Ich hab es!", schrie Volans so laut, dass alle Schüler um uns herum aufblickten. Er zog mich im Vorbeigehen hinter sich her und ging in den Innenhof.
"Wir können fühlen wo der andere sich befindet.", sagten wir wie aus einem Mund. Anschließend starrten wir uns entsetzt an, "Denkst du das soll diese besondere Fähigkeit sein?", fragte mein Bruder mich.
Schulterzuckend sah ich durch den Innenhof, "Ich dachte eher, es wäre eine Fähigkeit, die bei jedem anders ist.", flüsterte ich, "Oder vielleicht ist es gar nicht die Fähigkeit, sondern unser Schmuck.", ich strich über mein Armkettchen und Volans über seinen Ring.
Ratlos sah Volans mich an, er wusste auch nicht mehr, als ich.
"Sollten wir Mutter und Vater schreiben?", fragte ich nachdenklich, doch er schüttelte mit dem Kopf, "Wenn das diese ach so tolle geheime Fähigkeit sein soll, dann musst du mit Rabastan und ich mit Mutter sprechen.", flüsterte er und sah sich um, während sich der Innenhof füllte, "Wir sehen uns heute Abend im Gemeinschaftsraum.", er ging auf seine Freunde zu, die im Korridor auf ihn warteten. Wie ein König Schritt er an ihnen vorbei und sie folgten ihm.

Mit den Gedanken ganz woanders ging ich in die große Halle, um zu Mittag zu essen. Ich bekam nicht viel runter, denn mein Kopf war schon wieder bei dem Plan Dumbledore auszuschalten.
Ich wusste, dass es richtig war, doch ich hatte immer noch diese Angst, dass es schief gehen würde.

Am Abend, als der Gemeinschaftsraum sich Stock für Stück leerte, setzte ich mich mit meinem Bruder und Draco in dir hinterste Ecke des Raumes.
Ich fühlte mich noch nie so unwohl in meiner Haut, wie in den letzten Wochen. Ich war eine Lestrange, ich musste stolz und selbstständig sein, doch ich konnte nicht.
Als weder mein Cousin, der angestrengt zu Boden sah, noch mein Bruder, der mit verschränkten Armen die hohe Decke anstarrte, ein Gespräch begannen, fing ich an.
"Zwei Tage noch.", flüsterte ich. Gleichzeitig sahen beide zu mir, als hätten sie mich zuvor noch gar nicht bemerkt, "Wenn alles so läuft, wie es geplant war, dann wird sich für uns alles ändern. Der dunkle Lord wird die Macht gewinnen und endlich Potter töten können.", ernst sah ich Draco an.
Mein Bruder atmete tief ein, "Es wird alles so laufen, wie geplant. Mach dir keine Sorgen. Du wirst wie geplant deine Prüfungen hier ablegen können und ich auch. Niemand wird uns beide sehen oder damit in Verbindung bringen."
Draco schluckte schwer und sah meinen Bruder an, "Und ich muss ES tun.", flüsterte er gefühllos.
"Ich würde ja Abhilfe verschaffen, aber ich muss nun mal meine UTZs ablegen.", sagte Volans eingebildet.
Ich wusste, dass er dazu in der Lage gewesen wäre, doch ich wollte meinen Bruder nicht als einen Mörder ansehen müssen.
"Verhaltet euch in den kommenden Tagen einfach weiterhin unauffällig. Jeder, der sich uns in den Weg stellt ist ein Problem. Und Probleme müssen beseitigt werden.", ernst sah er uns beide an.
"Da stimme ich dir zu, Volans.", sagte ich angespannt, doch ich wollte nicht, dass mein Bruder meine Unsicherheit bemerkte. Ganz anders als Draco, denn ihm sah man nicht nur die Unsicherheit, sondern auch die Angst an.
Wütend erhob sich Volans und ging um den Tisch herum zu Draco, "Sei kein Feigling!", schrie er ihn an und schlug laut auf den Tisch.
Mein Cousin und ich schreckten zusammen.
"Ich bin kein Feigling. Ich wurde ausgewählt, nicht du, Volans!", sagte er laut und erhob sich.
Volans lachte spöttisch und hielt Draco an den Schultern fest. Er setze sein bestes mitleidiges Gesicht auf, "Er hat dich nicht ausgewählt, weil er weiß, dass du loyal bist. Er hat dich ausgewählt, weil er dich scheitern sehen will.", grinsend schubste er ihn weg, doch nun war Draco wütend. Er zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf meinen Bruder.
Genervt erhob ich mich, "Hört doch auf damit.", sagte ich laut.
Volans ging grinsend auf ihn zu. Er machte keine Anstalten seinen Zauberstab zu ziehen, denn er konnte inzwischen wie Caelum ohne ihn zaubern.
"Leg es nicht drauf an, Draco.", riet ihn mein Bruder ruhig, doch Draco sprach schon den Schockzauber aus.
Mit der bloßen Hand wehrte Volans ihn ab und Draco staunte nicht schlecht.
"Letzte Warnung, Draco.", flüsterte Volans nun furchteinflößend.
Belustigt sah ich den beiden nun zu und lehnte mich gegen eine der Säulen.
Draco schien unsicher, doch er wollte keine Schwäche zeigen.
Im nächsten Moment flog auch schon Dracos Zauberstab durch den Raum, "Lass es, du hast keine Chance gegen mich.", sagte er immer noch ruhig.
Er wollte ihm nichts antun, denn er war nicht sein Feind.
"Er hat Recht, Draco. Mit Volans nimmt es kein Schüler so einfach auf."
Wütend sah unser Cousin zwischen uns hin und her, bevor er seinen Zauberstab aufhob und in seinem Schlafsaal verschwand.
"Wie gerne ich auch endlich ohne Zauberstab zaubern möchte.", flüsterte ich ihm beeindruckt zu.
"Ich sag dir eins, kleine Schwester.", er ließ sich auf das Sofa vor dem Kamin fallen, "Du wirst eines morgens einfach aufwachen und es können."
Lächelnd ging ich zu ihm und ließ mich neben ihm auf dem Sofa nieder.
Es war ein schöner Abend, nachdem Draco verschwunden war. Ich sprach mit Volans noch einmal detailliert über den Abend an dem es geschehen sollte und fühlte mich schließlich sicherer.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt