270. London

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Als am nächsten Morgen die Sonnenstrahlen durch meine Fenster kamen, wachte ich auf und versuchte den heutigen Tag in meinem Kopf zu planen.
Ich hatte die Angst, es alleine machen zu müssen bereits abgelegt, denn Angst war keine Lösung und ohnehin nur lästig.

Ich zog mir meine Kleidung an und warf mir meinen guten Umhang über, bevor ich auch schon das Obergeschoss durchquerte und die Treppe hinunter stieg.

Im Haus herrschte noch Stille, meine ganze Familie musste noch am schlafen sein.
Ich verlangte vom Hauselfen, der die alten Gegenstände von meinem Großvater säubert einen Kaffee und setzte mich auf eine Fensterbank im Speisesaal.

Schnell kam der kleine Elf wieder angetappst und brachte mir wie gewünscht den Kaffee.
Ich trank diesen in Ruhe und entspannt aus, denn mein Tag würde sicher hart werden.

Schließlich verließ ich das Manor, schloss leise die Eingangstür und atmete die frische Sommerluft ein. Endlich war wieder gutes Wetter in Schottland.

Langsam stieg ich die Stufen, die zur Tür des Manors führten hinunter, als sich hinter mir etwas tat.
Jemand war leise aus dem Haus geschlichen und stand nun hinter mir.

Doch da ich dies nicht so schnell realisierte zog ich zum Schutz meinen Zauberstab.
"Sehr gute Reaktion, kleine Schwester.", sagte Volans grinsend, als er die Stufen zu mir herunter kam.

Perplex starrte ich ihn an, doch ohne etwas zu fragen, wusste er, was in meinem Kopf vorging.
"Ich kann dich doch nicht einfach alleine gehen lassen. Das wäre verantwortungslos für einen großen Bruder.", grinsend legte er grob seinen Arm um meine Schultern und wir gingen gemeinsam über die Ländereien, bis wir schließlich von dort verschwanden und in London landeten.

"Wie kommt denn dein Sinneswandel?", fragte ich meinen großen Bruder glücklich.
Er zuckte mit den Schultern, "Ich will es nicht verantworten wollen, wenn du nun doch wieder umkippst und keiner bei dir ist."

Da kam er nun wieder durch. Der sich sorgende Bruder. Gelegentlich störte es mich, doch in diesem Fall war es für mich vollkommen in Ordnung, dass Volans so dachte.

"Außerdem...", er blieb stehen und biss sich auf die Lippen, "Außerdem dachte ich, dass du vielleicht Mutter finden kannst. Sie soll endlich nach Hause kommen, ich muss mit ihr reden."

Belustigt lachte ich auf, "Erst gegen die Fähigkeit sein und jetzt sie nutzen wollen.", ich sah ihn lachend an, "Mutter kann ich nicht finden. Ihr Geist, Volans.", erinnerte ich meinen Bruder, der nun ohne ein Wort zu sagen weiter durch die ruhige Gasse schlenderte.

"Hör zu, Aries.", begann mein Bruder plötzlich ruhig und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, "Wie Caelum damals schon sagte, gibt es über diese merkwürdigen Fähigkeiten, die wir besitzen, keine Einträge. Nirgends, kein einziges Buch hat er gefunden.", ich nickte langsam und blieb stehen.

"Du hast etwas gefunden.", sagte ich feststellend, als auch mein Bruder wieder stehen blieb.
"Ich habe mir Sorgen gemacht, als du so lange bewusstlos warst. Also habe ich alles getan, um etwas zu finden.", nachdenklich verzog er das Gesicht, "Die ersten und letzten Eintragungen habe ich in einem handgeschriebenen Buch gefunden."

Doch schnell schüttelte er mit dem Kopf, "Dazu später, wir müssen in diese Wohnung und erst ein Mal den Auftrag erfüllen."
Ich seufzte laut auf, denn ich hasste es, wenn er etwas anfing, aber nicht zuende brachte.

Schließlich kamen wir an der Wohnung an, die durch eine kleine Doppeltür zu erreichen war.
"Das ist sie? Bist du dir sicher?", flüsterte mein Bruder, als er mit erhobenen Zauberstab vor der Tür stand, um sie zu öffnen.

"Todsicher.", flüsterte ich und öffnete die Tür schließlich selbst.
Langsam trat ich in die hell beleuchtete Wohnung ein und merkte schnell, dass sie merkwürdig aussah.
"Sie wollten leben wie die Muggel, sagtest du.", sprach Volans, dem es ebenfalls aufgefallen war.

Ich suchte nach etwas, was mich mehr mit dem Mädchen verbinden konnte.
Auch Volans sah sich um, doch eher aus Neugier und nicht, um etwas zu finden.
Schließlich fand ich ein Foto, welches in der Küche stand.

Es zeigte das Mädchen und ihren Vater, wie sie sich anlächelten und zur Kamera sahen.
Ich legte meine Hand auf dieses Bild und schloss konzentriert die Augen.
Es dauerte seine Zeit, bis die Bilder vor meinen Augen klarer wurden.

Als ich klare Bilder hatte und wusste, wo sie sich befinden musste, öffnete ich langsam die Augen, "Dalston.", flüsterte ich leise und monoton, während ich mich zu Volans umdrehte, der den Weg zu mir gefunden hatte.

"Sehr gut. Lass uns hier verschwinden, ich kann diese Muggelgegend nicht ab.", leicht gereizt, drehte er sich um, um zu verschwinden.
Schnell folgte ich ihm, denn ich war auch nicht gerade angetan von diesem Ort.

Schweigend gingen wir das schmale Treppenhaus hinunter, als uns ein junger Mann entgegen kam. Musternd blieb er vor stehen und sah uns kurz an.
Gerade, als er an uns vorbei gehen wollte, sah ich, wie mein Bruder seinen Zauberstab zog und den Todesfluch aussprach.
Der Mann fiel leblos die Treppen hinunter und wir siegen über ihn rüber, um entgültig zu verschwinden.

"Wie geht es dir?", fragte Volans sorgend, als wir über die Ländereien zum Manor hinauf gingen.
"Mir ist ein wenig schwindelig. Doch das ist nicht schlimm. Trotzdem möchte ich endlich wissen, was du herausgefunden hast.", schnell wechselte ich das Thema und öffnete uns die Haustür, damit wir eintreten konnten.

"Du solltest erst ein Mal Vater und Rabastan berichten. Danach treffen wir uns in Großvaters Bücherzimmer und ich werde dir alles erzählen.", flüsterte er mir zu, bevor er die Stufen zur oberen Etage hinaufstieg und verschwand.


Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt