244. Ich weiß wo mein Platz ist

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"Ich erwarte Sie also?", fragte Snape und versuchte überrascht zu wirken.
Professor Slughorn sah mich nun noch besorgter an, als zuvor und warf Snape einen achtungsvollen Blick zu.

"Davon wusste ich ja gar nichts, Miss Lestrange.", er betonte jedes einzelne Wort laut und deutlich.
Slughorn murmelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin und wünschte mir dann einen schönen Abend, bevor er verwirrt und durcheinander den Korridor hinunter ging.

Ich sah ihm noch hinterher, bis Snape mich schmerzvoll an der Schulter packte und vor sich her schob.
"Du solltest vorsichtiger sein.", sagte er mahnend, "Über dein Handeln nachdenken."

Er ließ mich nicht los und ich fühlte mich beinahe, als hätte ich etwas verbrochen, da sein Griff immer stärker wurde.
"Ich musste einfach mit Ihnen sprechen, Sir.", flüsterte ich uneinsichtig.

"Du hättest bis morgen warten können!", zischte er nun verärgert und schubste mich grob in sein Büro.
"Setz dich.", sagte er streng und ging um den Tisch herum, um auf seinem Stuhl Platz zu nehmen.

Langsam zog ich den Stuhl zurück, setze mich auf ihn und sah den Schulleiter an, bevor ich mich wieder erhob, um den Brief aus meinem Umhang zu kramen.
Ich überreichte ihn, den bereits zerknitterten Brief, und wartete, dass er ihn öffnete.

Ohne mich aus den Augen zu lassen öffnete er den Brief.
Er sah skeptisch aus, als er schließlich seinen Blick auf den Brief warf.
In Sekundenschnelle las er den Brief und knickte ihn sorgfältig wieder zusammen.

Musternd sah er mich an, stürzte seine Ellenbogen auf die Tischplatte und legte sein Kinn auf die Hände.
"Ich wurde über die Vorfälle im Hause deines Onkels bereits in Kenntnis gesetzt.", sagte er ruhig.

"Natürlich ist es ein Jammer, dass Potter wieder ein Mal entwischt ist.", er legte eine kurze Pause ein, "Dennoch bin ich mir sicher, dass er sehr töricht in seinem Handeln ist und er früher oder später gefasst wird."

Ich sah dem Schulleiter direkt in die Augen. Ich konnte ihn nicht einschätzen, denn seine Worte klangen weder ernst, noch ironisch.
Er erwiderte meinen Blick und es fiel mir schwer meinen Geist verschlossen zu halten. Ich war mir sicher, dass er in meinen Geist blicken wollte.

"Was wollen Sie finden?", fragte ich barsch.
Überrascht zog Snape eine Augenbraue hoch und lehnte sich schließlich in seinem Stuhl zurück.
"Auf welcher Seite wirst du am Ende stehen, Aries?", er legte den Kopf schief und musterte mich weiterhin, "Es scheint mir, als hättest du niemals eine Entscheidung treffen können."

Entsetzt sah ich ihn an und erhob mich, "Ich weiß ganz genau wo mein Platz ist.", flüsterte ich zischend, was meiner Mutter sehr ähnlich kam, "Ich werde immer auf der Seite meiner Familie stehen und auf der Seite des dunklen Lords."

Fassungslos sah ich den Professor an, der sich ebenfalls erhoben hatte. Er kam schnellen Schrittes auf mich zu und blieb vor mir stehen. Es schien mir, als wollte er mir noch etwas wichtiges sagen, doch er tat es nicht.

"Gehen Sie ohne Umwege in den Gemeinschaftsraum.", sagte er streng.
Ich wünschte ihm noch einen schönen Abend und verschwand schnell aus seinem Büro.
Nachdenklich und augenrollend ging ich die dunklen und verlassenen Korridore entlang.

Der Gemeinschaftsraum war wie leer gefegt, kein Wunder, die meisten Schüler waren Zuhause, bei ihren Familien.
Ich beschloss schließlich schlafen zu gehen, denn Deric saß an einem der Tische mit dem Kopf auf der Holzplatte und tat dies ebenfalls.

Seufzend ließ ich mich in mein Bett fallen. Es dauerte noch so lange, bis ich meine Brüder und meine restliche Familie wieder sehen würde. Es war für mich ein schreckliches Gefühl, nicht mit Volans oder Rabastan über den Vorfall sprechen zu können.

Am nächsten Morgen breitete ich eine Pergamentrolle auf dem Boden des Schlafsaals aus und begann einen Brief an Volans zu schreiben.

Hallo Volans.
Ich hoffe euch geht es nach dem Vorfall Zuhause gut, Mutter hat nur flüchtig berichtet.
Es ist unglaublich langweilig hier. Das Schloss ist wie ausgestorben, da die meisten Schüler zu ihren Familien fahren wollten, ich verstehe einfach nicht, wieso Draco nach Hause fahren durfte, aber ich nicht.
Ich wünschte die Zeit bis zu den Sommerferien geht wie im Fluge um und wir sehen uns dann endlich wieder.
Die Apparierprüfung habe ich übrigens auch bestanden, was auch sonst. Erzähl Vater unbedingt davon. Und pack Draco Süßigkeiten in den Koffer, die er mir geben kann.
Wir sehen uns im Sommer.

Aries

Zufrieden rollte ich das Pergament zusammen und machte mich auf den Weg zum Frühstück. Anschließend wollte ich den Brief in die Eulerei bringen.

In der großen Halle herrschte Stille. Nur das Geschirr hörte man klappern.
Die Carrows standen wie so oft an den Spitzen der Tische und beaufsichtigen die Schüler beim Essen.
Die beiden konnten schon etwas lästig sein, dachte ich mir und setzte mich zu den anderen wenigen Slytherins.

Ich wurde mit einem murmelnden Morgen begrüßt.
Die meisten waren unausgeschlafen, jeden Falls wirkten sie so auf mich.
Eine Drittklässlerin schob ihren Teller von sich weg. Sie stürzte ihre Ellenbogen auf den Tisch und legte den Kopf auf die linke Hand.

Seufzend sah sie mich an und verdrehte die Augen.
Meine Blicke suchten flüchtig die beiden Carrows, die von so einem Benehmen, wie dem der Drittklässlerin niemals begeistert waren.

Schon bog Alecto in die Tischreihe ab. Sie hatte die Hände verschränkt und suchte nur danach einen der Schüler in die Schranken weisen zu können.
Ihr Blick fiel kurz auf die Drittklässlerin, doch es schien sie nicht zu interessieren, denn sie hatte einen Ravenclaw ins Visier genommen.

Er aß sein Rührei mit den Fingern.
Auch Deric tat dies immer so, doch noch nie wurde er deswegen angefahren.
Alecto packte den Fünftklässler am Kragen und riss ihm mit einem Ruck auf die Beine und weg von der Bank.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt