228. Deric und ich

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Merkwürdigerweise störte es mich nicht, wenn mein Spitzname aus seinem Mund kam.

Deric stand genau hinter mir, denn wir hatten uns alle nach vorne gedreht, um Professor Sprout gut sehen zu können.
Meine Atmung war zittrig, denn da Deric sich zwischen Jolka und mich gedrängt hatte, standen wir dicht an dicht und ich konnte seine Wärme spüren.

Ich antworte ihm nicht auf seine merkwürdige Begrüßung, denn ich wusste, dass meine Stimme zittern würde, wenn ich jetzt ein Wort sagen würde.
Ich fühlte mich so unsicher wie noch nie.
Was für ein Spiel spielte dieser Kerl nur?

Ich versuchte mich, während wir an den Pflanzen herum zupften, unauffällig immer weiter weg von Deric zu  rücken, doch es war einfach kein Platz auf dieser Seite des Tisches.

Auch Professor Sprout schien dies zu bemerken, "Auf dieser Seite ist noch genug Platz.", bemerkte sie und sah in unserer Reihe hinunter, "Miss Park und Miss Smith, sind sie so freundlich hier herüber zu kommen?", sie deutete auf die andere Seite.

Fast schon panisch drehte ich mich zu Jolka, die wie immer auf das Wort der Lehrer hörte und sich entschuldigend von ihrem Platz entfernte.

Doch Deric rückte nicht auf, so wie es von der Professorin vorgesehen war und bedrängte mich weiterhin.

Und als würde die ganze Welt gegen mich sein, sprach sie ihn nicht einmal darauf an.
"Rutsch doch endlich!", zischte ich ihn an, als ich meinen ganzen Mut zusammen genommen hatte und versuchte ihnen weg zu drängeln.

Er rückte ungefähr zehn Zentimeter von mir weg und blieb dort belustigt stehen.
Er wendete sich wieder seinen Pflanzen zu.

"Übrigens, dieser Spitzname ist nicht komisch.", zischte ich leise zu ihm herüber und begann somit eine Unterhaltung.

"Nicht?", fragte er nur unschuldig, "All die anderen finden ihn zum Brüllen komisch.", sagte er schulterzuckend, "Vielleicht hast du einfach kein Humor, hm?"

Ich atmete wütend ein und schubste ihn mit all meiner Kraft zur Seite, denn er war mir wieder zu nahe gekommen.
Amüsiert über meine Versuche schüttelte er mit dem Kopf, doch ließ sich nicht beeindrucken.

"Übrigens.", flüsterte er, ohne den Blick von seinen Pflanzen zu nehmen, "Glaubt Richard wirklich, dass er mir sagen kann wen ich wie nenne?", überlegen zog er seine Augenbrauen hoch und wirkte plötzlich ganz ungefährlich.

"Natürlich nicht. Nur ist dieser Spitzname meiner Familie gegenüber beleidigend.", sagte ich eingeschnappt.

Gleichgültig lachte Deric auf, "Aber vielleicht gebe ich nur Leuten, an denen mir etwas liegt, beleidigende Spitznamen?"

Wieder fuhr mir ein kalter Schauer durch den ganzen Körper.
Deric wusste, wie er mir das Wort nehmen konnte, wie er es schaffte, dass ich nicht ausrasten konnte und einfach nur wehrlos war.
Es war ein beschämendes Gefühl, welches er in mir auslöste.

Als Jolka und ich uns nach der Stunde vor der Tür trafen, sah sie mich fragend an.
"Ihr habt geredet, das habe ich gesehen.", sagte sie überrascht.

Doch mir war nicht danach zu Mute mit ihr darüber zu sprechen uns so gingen wir schweigend zum nächsten Unterricht.
Es standen die dunklen Künste auf dem Stundenplan.

"Ich hoffe wir dürfen den Todesfluch auch an unseren Mitschülern ausprobieren.", murmelte ich wenig begeistert, als Deric auch schon seinen gewohnten Platz hinter uns einnahm.

"Da muss ich Sie enttäuschen Miss Lestrange.", sprach der Professor laut, als er durch die Reihen ging, "Dafür sind Tiere vorgesehen, aber ich bewundere Ihren Ehrgeiz.", sagte Amycus zynisch lächelnd und stellte sich vor die Klasse.

"Wir sind bei den unverzeihlichen Flüch stehengeblieben.", sagte er, als hätten wir es alle über die Ferien vergessen, "Doch bevor wir uns dem letzten dieser Flüche zuwenden, möchte ich mit Ihnen den Cruciatus wiederholen.", erwartungsvoll blickte er durch dir Klasse.

"Nun. Wer kann mir etwas über diesen Fluch verraten?", ungeduldig tippte er auf seinem Tisch herum.
Abrupt kam er auf einen Hufflepuff in der ersten Reihe zu.
Mit Hilfe seines Zauberstabes brachte er den Jungen dazu sich gegen seinen Willen zu erheben, "Johnson."

Streng sah er den Jungen an, der inzwischen ohne Amycus Hilfe auf den Beinen stand.
"Der Cruciatus ist ein Folterfluch, der bei seinem Opfer qualvolle Schmerzen verursacht, Sir.", sagte er ängstlich und blickte dabei zu Boden.

Immer noch ungeduldig rollte der Professor mit den Augen, "Weiter.", ermahnte er den Schüler, "Er kann nur richtig ausgeführt werden, wenn der Anwender es auch wirklich will.", sagte er immer leiser.

"Richtig.", gelangweilt nickte Professor Carrow und präsentierte den Folterfluch kurzerhand an dem Hufflepuffjungen.

Mich überkam ein leichtes Lächeln, denn endlich gab es wieder etwas zu lachen.
Auch Deric und Brian tuschelten kichernd hinter mir.

"Jeder bekommt wie vor den Ferien einen Partner und übt diesen Fluch anzuwenden.", er sah sich um und fing an die Schüler paarweise zuzuordnen, "Lestrange mit...", er sah suchend durch den Raum und deutete auf Oliver.

"Dann bleiben noch Miss Smith und Mister McFory.", er deutete auf Jolka und Brian.
"Aufstellen!", sagte er laut und ließ die Tische und Stühle zur Seite schweben.

"Wer den Fluch nicht spricht, wird nachsitzen.", sagte der Professor laut mahnend, als er zwischen uns Schülern auf und ab ging, "Fluch sprechen.", sagte er fordernd und trat zur Seite.

Da ich schob oft gespürt hatte, wie sich der Fluch anfühlte, hatte ich keine Angst, als Oliver ihn gegen mich sprach.
Er tat es, wie der Professor es gefordert hatte und erlöste mich wieder schnell wieder von ihm.

Ich tat es ihm gleich, doch nicht so zögerlich und viel entschlossener als meine Mitschüler.
Ich spürte, nachdem ich den Fluch wieder von Oliver genommen hatte, eine Hand auf meiner Schulter.

"Sehr gut, Miss Lestrange.", lobte mich der Professor und ging weiter.
Eingebildet suchte ich Derics Blick, doch wie immer ließ er sich nicht beeindrucken und wendete sich wieder von mir ab.

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