Die besonderen Kinder der Lestranges (2)

264. Vorstellungsgespräch

"Warum ist die Familie hier?", fragte ich die Dame, die mich nun skeptisch musterte, "Ich kenne die Kinder aus der Schule.", fügte ich schnell hinzu.
Natürlich wusste ich die Antwort, doch ich wollte sie hören.

"Der Blutsstatus des Mannes ist unklar. Somit muss die ganze Familie bestraft werden, wenn sich herausstellt, was er ist.", sagte sie mit ihrer alten Stimme und warf der Familie einen missbilligenden Blick zu.

"Außerdem wird dein Bruder an ihnen zeigen müssen, dass er als Mister Yaxleys Assistent geeignet ist.", ihr huschte ein hämische Grinsen über die Lippen, als sich die Tür des Büros öffnete und Yaxley heraustrat.

Er sah die Dame an, die daraufhin sofort eine vielsagende Handbewegung machte und die Familie daraufhin sich erhob.
"Eintreten.", rief Yaxley nur streng zu ihnen herüber, als sie auch schon los eilten.

"Aries.", er sah mich mit seinem typischen selbstzufrieden Lächeln an, "Tu' mir den Gefallen und setz' dich wieder hin. Störe Madame Comero nicht bei der Arbeit."

Ich gehorchte ihm und setzte mich zurück auf den letzten Stuhl in der Reihe.
Gelangweilt ließ ich die Beine baumeln, doch ich schaffte es einfach nicht still dort zu sitzen und zu warten.
Also erhob ich mich nach einigen Minuten erneut.

Ich wusste, dass Caelum irgendwo in diesem schmalen, langen und verwinkelten Gang sein Raum gehabt haben musste.
Ich wusste nicht, ob sein Name dran gestanden hat oder vielleicht noch dran stehen würde, wenn er ein Schild gehabt haben sollte.

Doch vielleicht würde ich diesen Raum finden.
Nicht unbemerkt machte ich mich davon und schlenderte den Flur hinunter.
Im Gegensatz zu manch anderen Abteilungen im Ministerium, die ich kannte, wirkte diese hier wie ausgestorben.
Niemand kam mir entgegen, nur aus einigen Büroräumen kamen Stimmen, da entweder die Türen nicht ganz geschlossen oder die Stimmen zu laut waren.

Plötzlich öffnete sich hinter mir dir Tür und ich hörte ein bekanntes Räuspern.
Langsam sah ich über die Schulter und bemerkte meine alte Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen Künste.

"Professor Umbridge.", sagte ich feststellend, als sie mich schon musterte.
Sie schien eine Weile zu brauchen, bevor sie mich erkannte.
"Miss Lestrange.", sagte sie ein wenig herablassend, "Was führt die in das Ministerium?", prüfend, wie damals in der Schule, sah sie mich an.

Ich erzählte ihr fast ausführlich, dass Volans ein Gespräch mit Yaxley hatte und wir anschließend noch etwas erledigen wollten.

Umbridge lachte kichernd auf, "Folgen Sie mir, ich bin mir sicher, dass ich weiß, was Sie noch zu erledigen haben."
Sie stolzierte los, weiter den Gang hinunter. Ich hatte Mühe ihr Tempo halten zu können, denn sie hatte einen ganz schönen Schritt drauf.

Die blieb vor einer Tür, die aussah, wie jede andere in diesem Gang, stehen und tippte sie kurz mit dem Zauberstab an.
Ich trat nach ihr in das großzügige Büro ein und sah mich unsicher um.

"Wem gehört das Büro?", ich ging um den Schreibtisch herum und blieb hinter dem Stuhl stehen.
Sie lächelte mich nur an und antwortete nicht auf meine Frage.
"Öffnen Sie die zweite Schublade von oben.", mit diesen Worten ließ sie mich einfach im Zimmer alleine.

Ich wartete, bis ihre Schritte auf dem Gang verstummten, bevor ich mich auf den großen schwarzen Lehnstuhl setzte und die genannte Schublade öffnete.

Ich zog eine dicke Akte heraus und zog einige Seiten heraus.
Es war genau das, was Volans und ich abholen wollten, es war wohl kein Zufall, dass Umbridge mir auf dem Gang begegnet war.

Ich breitete die Seiten auf dem großen Holztisch aus und suchte nach bekannten Namen und Gesichtern aus der Schule.
Natürlich waren unzählige Namen dabei.

"Campbell...", flüsterte ich leise.
Ich wusste, dass Aurelia Campbell in meinem Jahrgang war. Sie war eine Ravenclaw und ich war mir ziemlich sicher, dass sie wenigstens Halbblut war, denn sie war immer gut im Unterricht.

"Jacobs, Glenn, Roy...", ich lachte missmutig auf. Ein Felix Roy und Stan Glenn waren in Volans Jahrgang gewesen und Mic Jacobs sagte mir etwas, doch ich konnte ihn nicht zuordnen.
Auch bei Glenn und Roy war ich mir sicher, dass sie keine Schlammblüter gewesen sind.

Es klopfte plötzlich leise an der halb offen stehenden Tür und Volans kam lächelnd herein, "Dir wurden die Unterlagen also schon gezeigt.", sagte er, als er näher kam, um sie sich ebenfalls anzusehen.

"Umbridge.", sagte ich knapp, doch ich war immer noch mit den Namen beschäftigt.
"Ha!", rief Volans einige Zeit später und zog einige Zettel zu uns heran, "Die komplette Familie der Weasleys wird gesucht.", sagte er schadenfroh, "Blutsverräter und Befürworter schwerer Verbrechen.", sagte er amüsiert.

Doch ich ignorierte seinen Einwand, "Volans, warum werden Halbblüter gesucht.", flüsterte ich, "Ich kenne Aurelia Campbell."
Mein Bruder zuckte desinteressiert mit den Schultern, "Aber ich weiß, dass du mich ab heute den Assistenten von Mister Yaxley nennen darfst.", sagte er eingebildet.

"Mister Yaxley hat jede Familie und Person in diesen Akten überprüft und sein Wort zählt.", er blätterte die Aktenzettel der Weasleys durch, "Ich würde die so gerne finden und verhören.", flüstere er besessen.

"Roy und Glenn.", sagte ich hartnäckig, zog die betreffenden Zettel zu mir und überreichte sie Volans.
"Familie Glenn und Familie Roy...", sagte er nachdenklich, doch zuckte denn mit den Schultern, "Ich habe Aufträge. Ich werde gleich hier bleiben. Kehr du ins Manor zurück.", sagte er wichtig zu mir und scheuchte mich aus dem Stuhl, "Das ist nun meiner."

Arrogant setzte er sich und drehte sich entspannt hin und her, bevor er verscheuchende Handbewegungen machte.
Stöhnend sah ich ihn an, "Bist du zum Mittagessen zurück?", ich zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch.
"Erwarte mich nicht vorm Abendessen. Und nun geh, Mister Yaxley wird gleich hier eintreffen."