189. Stolz

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"Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht in meinen Geist eindringen sollst?", fragte mein Bruder schließlich, als ich bemerkte, dass er mich aus seinem Geist geschmissen hatte, "Das ist privat!", sagte er entsetzt.
"Du wirst Hogwarts und deine Freunde mehr vermissen, als du zugeben willst. Du gehst nicht zu deinen Freunden, um dich zu verabschieden, weil du dann weißt, dass die Schulzeit endgültig zu Ende ist.", sagte ich aufklärend. Bevor mein Bruder wütend werden konnte sprach ich weiter, "Alles hat irgendwann ein Ende, Volans. Aber ein Ende heißt auch immer ein Neuanfang. Eigentlich kannst du dich freuen. Keine lästigen Hausaufgaben, Strafarbeiten oder Lernereien mehr. Du bist ein freier Mann.", sagte ich schließlich witzelnd.
Auch Volans musste schließlich schmunzeln, sagte jedoch nichts.
"Volans. Geh zu den beiden. Genießt die letzten Stunden, die ihr noch ein letztes mal hier im Zug haben könnt. Was sollen sie denn denken, wenn du dich abkapselst?"
Schließlich nickte mein Bruder und erhob sich. Immer noch wortlos ging er zur Tür und öffnete sie, "Danke, Aries.", flüsterte er, "Ich bin wirklich stolz auf dich.", mit den Worten verließ er mich, um sich auf den Weg zu Theodore und Eric zu machen.
Zufrieden sah ich ihm hinterher und wendete mich schließlich meinen Süßigkeiten und einem Buch zu.
Ich las sehr lange, denn ich wurde nicht gestört. Die Ruhe in meinem Abteil war auf eine Weise sehr beruhigend, denn sonst hatte ich immer nur Trubel um mich herum. Immer war jemand da, doch es fühlte sich so an, als hätte ich nach langer Zeit endlich Zeit für mich.
Als es dunkel wurde, klappte ich das Buch zu und dachte an Zuhause. Die Pläne, die wir das ganze Jahr verfolgt hatten sind aufgegangen, dem dunklen Lord würde nun nichts mehr im Weg stehen, ich war mir sicher, dass er nun entgültig an die Macht kommen würde.
Ich hoffte, dass sich unsere Welt nun ändern würde und alles sich so wenden würde, wie es mir und meiner Familie passte.
Als mir schließlich doch langweilig wurde, weil weder Logan und Jolka, noch Richard oder Brian zu mir kamen, erhob ich mich, um das Abteil zu verlassen.
Ich verschloss mit Hilfe meines Zauberstabes die Tür, damit niemand auf die Idee kommen würde sich hinein zu setzen und ging den Gang der Lokomotive herunter.
Ich nährte mich einer offen stehenden Tür und konnte lauthals Colin Creeveys Stimme hören, "Und außerdem sind Dennis und ich die einzigen Zauberer in unserer Familie und alle halten uns für etwas besonderes.", schwallerte er zwei Hufflepuffs aus unserem Jahrgang zu.
"Bekloppt bist du, Creevey, sonst nichts.", murmelte ich, als ich an der Tür vorbei ging und die Creeveys mich ansahen.
Etwa einen Meter nach der Tür blieb ich schließlich stehen, denn ich konnte hören, wie Colin nun zu flüstern begann, "Jeder weiß, dass die Lestrangegeschwister mit dem Mord an Dumbledore zutun haben. Wieso sind sie nicht rausgeschmissen worden?"
"Sie sind eine Bedrohung für die ganze Schule!", sagte sein Bruder zustimmend.
Blitzschnell hatte ich meinen Zauberstab in der Hand.
Ich war am überlegen, ob es den Streit und Wert wäre und die beiden anzugreifen, denn niemand redete ungestraft schlecht über mich oder meine Familie.
Ich ging ohne ein Wort zu sagen durch die offen stehende Tür und schnurstracks auf Colin zu.
Ich richtete meinen Zauberstab auf ihm und hetzte ihm den Hornzungenzauber auf.
Entsetzt und verwirrt griff er in sein Gesicht, um zu verstehen was passiert war.
"Deine bescheuerten Geschichten und deine nervige Stimme kann doch keiner mehr hören, Creevey!", sagte ich agressiv.
Das Mädchen aus Hufflepuff kicherte kurz.
"Du musst es immer wieder übertreiben, Lestrange.", Jacob, der Junge aus Hufflepuff erhob sich.
"Das Schlammblut soll nicht so über mich und meine Familie reden. Das hat er davon.", angewidert sah ich zu Colin, dessen jüngerer Bruder bereits in seinem Gesicht herumtatschte, als wäre er blind und müsste ihn ertasten.
"Komm, wir gehen zu Ernie, der weiß, wie man dir helfen kann.", sagte der Hufflepuff nun zu Colin.
Sein Bruder folgte ihm  natürlich auf Schritt und Tritt und sie gingen den langen Gang hinunter.
Ich drehte mich noch einmal zu der übriggebliebenen Hufflepuffschülerin um, die nun amüsiert schmunzelte. Ich schenkte ihr mein gemeinstes Grinsen und ging weiter den Flur entlang, eigentlich war ich ja auf der Suche nach bekannten Gesichtern.
An der Spitze der Lock traf ich auf Blaise und Pansy, die mit Goyle auf dem Gang herumlungerten.
"Aries.", sagte Pansy ruhig, "Weißt du wie es Draco geht? Ich habe mir überlegt ihn in den Ferien besuchen zu kommen."
Ein wenig überrumpelt sah ich sie an, "Ich denke es geht ihm nicht schlechter als zuvor.", sagte ich schulterzuckend und ging gar nicht auf ihre Überlegung meinen Cousin zu besuchen ein.
Wir ließen eine kleine Gruppe Schüler an uns vorbei, bevor wir weiter sprachen. Beobachtend sah ich ihnen hinterher, als Pansy weiter sprach, "Wird er wirklich nicht mehr zurück zur Schule kommen?"
"Ähm...ich weiß es nicht, Pansy. Er war nicht gerade gesprächig im letzten Jahr, falls es dir aufgefallen ist. Aber er war überzeugt davon nicht mehr in die Schule zu müssen. Lassen wir uns überraschen.", ich sah an Goyle und Blaise vorbei, "Apropo nicht mehr zur Schule gehen. Habt ihr meinen Bruder oder Theodore gesehen?"
"Theodore ist mir vorhin entgegen gekommen. Ungefähr mittig vom Zug.", sagte Blaise ruhig und nickte.
Seufzend bedankte ich mich, doch ich machte mich nicht weiter auf die suche nach Volans, denn ich hatte keine Lust mehr fast ziellos durch den Zug zu laufen.

Nach einer Stunde wurde der Zug schließlich schon langsamer und fuhr endlich in den Bahnhof ein. Ich war immer noch alleine im Abteil und wartete, bis die meisten Schüler schon ausgestiegen waren. Währenddessen spähte ich aus dem Fenster, um Caelum zu entdecken, doch da Sommer war, war der Bahnhof komplett voll mit Schülern und ihren Familien.
Nach ungefähr zehn Minuten öffnete ich meine Tür und stieg hinaus auf den Bahnsteig.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt