240. Beschützen?

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Mit Leichtigkeit blockte er meinen Fluch ab, als ich schnell hinter einer Säule Schutz suchte.

Ich hörte seine Schritte näher kommen und wusste, dass er mich damit warnen wollte, denn er hätte sich genau so gut lautlos anschleichen können.

Schnell lugte ich um die Ecke, doch sein nächster Fluch verfehlte mich nur um eine Haaresbreite.
"Stupor!", rief ich, als ich hinter der Säule hervor kam, doch auch diesen Fluch wehrte er ab, er schien unverwundbar zu sein, denn er blockte alles ohne große Mühe ab.

Auch der nächste und übernächste Versuch traf ihn nicht und schließlich ließ ich meinen Zauberstab sinken.
"Wehr dich!", sagte er befehlend, während er immer entschlossener auf mich zukam.

Doch ich blieb reglos stehen und starrte ihn nur an. Wie hatte er es nur geschafft so stark zu werden? Er war eindeutig mächtiger als Volans und das war in meinen Augen fast unmöglich.
Meinen Bruder hätte ich bei diesen vier versuchen mindestens ein mal erwischt, denn ich war schließlich nicht schlecht im duellieren.

In einem Moment, als Deric für nur eine Sekunde unaufmerksam war, schaffte ich es in seinen Geist einzudringen.
Ich konnte keine Bilder sehen, ich hörte nur Snapes Stimme, die sagte Pass auf sie auf.
Und schon hatte er mich wieder aus seinem Geist verbannt.

"Lass es.", sagte ich endlich laut und entschlossen, "Ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst.", entschieden sah ich ihn an, doch Deric ließ nicht nach.

Es schien, als würden ihn meine Worte wütend machen  und er jagte einen Fluch nach dem anderen in die Wand neben mir. Es war nur offensichtlich, dass er mich absichtlich verfehlte.

"Du handelst impulsiv, ohne nachzudenken!", sagte er laut und wütend. Er klang schon fast wie Caelum.
"Du weißt, wie jeder andere in unserer Welt, dass ein Krieg unvermeidbar ist.", flüsterte er, während er langsam auf mich zukam, "Du überschätzt deine Fähigkeiten und wirst umgebracht. Wird wohl vielen so ergehen, doch du bist nicht dumm, Aries."

Mir lief ein Schauer über den Rücken, als er meinen richtigen Namen aussprach. Er meinte es also ernst.
"Wann hast du dich das letzte mal so richtig duelliert?", er blieb vor mir stehen und sah mich abwartend an.

"Letzten Sommer, denke ich.", meine Stimme war kaum mehr, als ein Flüstern, denn ich wusste, dass er recht hatte, ich musste mich mehr duellieren, um nicht zu versagen.

Schließlich wollte ich auf der Seite des dunklen Lords stehen, wenn es irgendwann soweit sein sollte.
Deric legte den Kopf schief und verschränkte die Arme vor der Brust. Den Zauberstab hielt er fest in seiner Hand, "Außerdem ist es mir egal, ob du nicht beschützt werden möchtest. Ich werde trotzdem auf dich acht geben und dafür sorgen, dass du nichts leichtsinniges machst."

Plötzlich wirkte Deric so erwachsen und entschlossen. Mir gefiel seine ernste Art, doch nicht, dass er mich schützen wollte.
Ich hatte schließlich zwei Brüder und mein Armkettchen, welches ich nutzen würde, wenn ich einmal wirklich in Gefahr sein sollte.

"Ich mache nichts leichtsinniges.", sagte ich abweisend und drehte mich um, um zu gehen.
"Wir sind noch nicht fertig, Strangy.", sagte er mahnend und schon hörte ich seine Schritte hinter mir.

Stöhnend drehte ich mich wieder zu ihm um und zog die Augenbrauen hoch. Belustigt sah ich ihn an und musterte ihn von oben bis unten.
"Doch.", flüsterte ich kaum hörbar, "Ich glaube schon."

Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und eilte auf die Treppe zu.
"Du kannst nicht immer alles alleine schaffen. Du brauchst Freunde und Menschen, denen du vertrauen kannst, sonst kommst du in dieser Welt nicht weiter.", rief er mir hinterher.

Es klang fast so, als wäre er besorgt und ich warf ihm nur einen warnenden Blick über die Schulter, bevor ich gemütlich die Treppe herunter lief.

Belustigt schüttelte ich mit dem Kopf.
Ich hätte gerne gewusst, was dieses Mal durch seinen merkwürdigen Kopf ging, dass er plötzlich dachte mich schützen zu müssen oder mir das duellieren beibringen zu wollen, obwohl ich es schon lange Jahre beherrschte.

Ich blickte immer wieder über meine Schulter, denn ich hatte die Befürchtung, dass Deric mich verfolgen würde, doch dem war nicht so.

Schließlich nahm ich einen Umweg und setzte mich auf ein Fenstersims im vierten Stock.
Die Glocken schlugen bereits 1 Uhr und erschöpft legte ich meinen Kopf gegen das kühle Glas.
Ich versuchte gegen meine Müdigkeit anzukämpfen, doch schließlich überkam sie mich.

Es fühlte sich an, als hätte ich Stunden lang so da gesessen und geschlafen, doch es war immer noch dunkel draußen, als ich erwachte.
Ich hörte Schritte näher kommen, irgendwer hatte es wohl eilig.

Da ich hinter einer Säule, die am Fenstersims war, gut geschützt war, wurde ich nicht endeckt, als der Schulleiter mit wehendem Umhang an mir vorbei schnellte.
Leise atmete ich auf, doch seine Stimme ertönte, als er schon lange aus meinem Blickfeld verschwunden war.

"Glaub nicht, dass ich dich nicht bemerkt hätte, Aries Druella.", rief er langsam, doch er blieb nicht stehen.
Ich sprang auf die Beine und lief ihm hinterher, bis ich zu ihm aufgeschlossen hatte.
"Sir?", fragte ich außer Atem.

Anstatt langsamer zu gehen oder gar stehen zu bleiben, schien es, als würde er Schnelligkeit aufnehmen.
"Sir.", wiederholte ich mich, "Warum wollen Sie, dass jemand mich beschützt?", fragte ich verständnislos.
Snape sah mich flüchtig an und wurde immer langsamer, bis er schließlich stehen blieb.

"Willst du mir etwas vorwerfen?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
Ich schüttelte schnell den Kopf, denn so sollte es nicht klingen, "Nein.", ruhig, aber bestimmend sah ich ihn an, "Doch ich habe ihre Stimme in Derics Geist gehört."

Missbilligend blickte er auf mich herab, "Ich weiß nicht wovon Sie sprechen, Lestrange.", distanziert rümpfte er die Nase und ging noch schneller als zuvor den Korridor runter. Ich sah ihm hinterher, bis er um eine Ecke bog.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt