279. Die Dunklen Künste

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In den ersten Stunden wurde nicht gezaubert. Stattdessen hatten wir Aufgaben zur Wiederholung bekommen, die wir leise schriftlich bearbeiten sollten.

Immer wieder blickte ich zu Rabastan, um zu sehen, ob er mich beobachtete. Doch er blätterte nur in verschiedenen Schulbüchern der vergangenen Jahre herum. Daran merkte man, dass er kein richtiger Lehrer war und eigentlich nicht viel Ahnung hatte, was er da tat.

Plötzlich stieß Jolka mich an und schob mir einen kleinen Zettel zu.
Guck zu Max
Stand auf dem Zettel. Ich drehte meinen Kopf leicht und sah an Jolka vorbei.
Der Ravenclaw hatte eine große Eiterbeule an der Hand, die immer weiter zu wachsen schien.

Ich lehnte mich leicht zu Jolka rüber, "Warst du das?", flüsterte ich so leise, wie ich konnte, doch sie schüttelte mit dem Kopf.
Fragend drehte ich mich nach hinten um und sah in das zufrieden fies grinsende Gesicht von Deric.

Natürlich wusste Deric von Anfang an, dass er wie immer tun und lassen konnte, was er wollte, denn mein Onkel würde, bis auf ein wenig schimpfen wohl nichts gegen ihn unternehmen.

Belustigt lachte ich auf und erregte die Aufmerksamkeit meines Onkels, der sich darauf hin erhob, um durch die Tischreihen zu schreiten.
Da ich bereits mit den Aufgaben fertig war, legte ich meine Feder zur Seite, lehnte mich zurück und verschränkte die Arme gemütlich vor der Brust.

Vor unserem Tisch blieb er stehen und riss Jolka, die noch am schreiben war, den Zettel weg und begutachtete ihn.
"Meines Wissens nach ist das Stoff aus der fünften Klasse.", sagte er streng, zog seinen Zauberstab und ließ ihn einige Aufgaben, die falsch zu sein schienen, weg streichen, "Überdenken!", sagte er herrisch und knallte ihr das Pergament wieder auf den Tisch.

Bedrückt starrte Jolka auf den Tisch. Ich wusste, dass sie so etwas nicht gut vertragen konnte. Doch ich konnte mich nicht weiter um sie kümmern, denn mein Onkel nahm schon meine Aufgaben zur Hand.

Er las sich alles in Ruhe durch und legte ihn anschließend wieder auf meinen Tisch, "Wie zu erwarten.", sagte er weder stolz, noch streng und Schritt weiter durch die Reihen.
Ich drehte mich zu Jolka, die mit zitternden Händen ein neues Blatt nahm und die Aufgaben erneut bearbeitete.

Ich zog ihr altes Blatt zu mir und sah die Aufgaben durch. Sie schien nur einiges verwechselt zu haben, doch falsch war es nicht direkt.
Ohne etwas zu sagen schob ich es wieder auf ihre Seite des Tisches und drehte mich nach meinem Onkel um, der bereits in der anderen Ecke des Klassenzimmers war.

"Er will nur seine Macht demonstrieren. Wenn es alle verstanden haben, wird er nicht mehr so sein, denke ich.", flüsterte ich ihr leise zu, doch es schien sie nicht zu trösten.

Plötzlich wurde es laut in der hinteren Ecke des Klassenzimmer, "Das kann doch nicht dein Ernst sein?", rief mein Onkel laut. Ich und Jolka drehten uns gleichzeitig zu ihm herum. Rabastan stand vor einem Gryffindor und knallte ihm, wie zuvor schon Jolka das Pergament wieder auf den Tisch.

Im nächsten Moment packte er ihn am Ohr und zog ihn auf die Beine, "Lestrange.", sagte er fordernd. Sofort erhob ich mich, blieb neben meinem Stuhl stehen und sah ihn an, "Ja, Sir.", sagte ich, wie er es damals verlangt hatte.

Er deutete, dass ich zu ihn kommen sollte und ich machte mich auf den Weg.
"Bring ihn zu deinem Vater!", ich nickte nur kurz, machte eine Handbewegung und wusste sofort, dass meine Magie mir gehorcht hatte, denn ohne weiteres folgte mir der Gryffindor.

Mein Onkel klopfte mir kurz auf die Schulter und fuhr mit seinem Unterricht fort, als wir das Klassenzimmer verließen.
Wir gingen um einige Ecken, bis der Gryffindor zu sprechen begann, "Jetzt fühlst du dich stark, wo deine Familie Hogwarts im Griff hat.", fing er wütend an, "Aber ihr werdet nicht lange an der Macht sein..."

Ich hob meine Hand in Richtung seines Gesichts, "Langlock", sagte ich unbeeindruckt und ging weiter, bis wir endlich vor dem Büro meines Vaters stand.
Ich klopfte an und wartete darauf, dass wir eintreten durften.

Mein Vater öffnete die Tür und sah mich erwartungsvoll an.
"Rabastan wollte, dass ich dir den hier vorbei bringe.", sagte ich abwertend und löste die Zauber, die auf dem Gryffindor lagen.
Mein Vater fragte nicht einmal, was er getan hatte. Stattdessen packte er den Jungen grob im Nacken und zog ihn regelrecht über den Korridor davon.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihnen hinterher. Ich hatte keine Ahnung, was auf den Gryffindor zukommen würde, doch es hätte mich interessiert.
Jedoch musste ich zurück in den Unterricht, der sowieso bald vorbei sein würde.

Niemand außer Deric schenkte mir Beachtung, als den Klassenraum wieder betrat und mich an meinen Platz setzte, er grinste mir beobachtend hinterher.
Langsam drehte ich mich zu ihm um und sah ihn fragend an. Er jedoch blieb mysteriös und musterte mich nur mit seinem typischen Grinsen auf den Lippen.

Pünktlich zum Gong der Schulglocke verließen die meisten Schüler schnell den Raum. Auch Jolka suchte schnell das Weite, ich jedoch blieb und ging zu meinem Onkel nach vorne.
"Was für Strafen bekommen die Schüler von meinem Vater?", fragte ich leise und setzte mich bequem auf seinen Tisch.

Schließlich waren keiner meiner Mitschüler mehr im Raum und ich konnte mich wieder benehmen wie ich wollte.
Rabastan blickte mich spöttisch an, "Wenn du und deine Freunde euch an die Regeln halten, dann müsst ihr es niemals erfahren.", sagte er gemein grinsend, "Und runter von meinem Tisch.", noch während er sprach schubste er mich grob herunter und nickte in Richtung Tür, "Komm nicht zu spät zu deiner nächsten Stunde, wir können uns heute Abend in Ruhe unterhalten."

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt