184. Die Prüfungen

291 20 0
                                    

Endlich war es soweit. Die Prüfungen standen vor der Tür und danach würde es nach Hause gehen.
Ich wollte es nicht zugeben, doch als mein Bruder und ich am Morgen zum Frühstück gingen war ich sehr aufgeregt.
Logan saß bereits an unserem Tisch und wartete auf uns und seine Cousine.
"Sei nicht aufgeregt, Aries.", sagte Volans schließlich und blieb neben der großen Tür stehen. Fragend sah ich ihn an, doch er hatte mich bereits durchschaut, "Hauptsache du folgst den großen Wunsch von Caelum und holst so viele ZAGs wie er möchte.", er sprach übertrieben und grinste gemein.
"Du bist doch bescheuert.", sagte ich genervt und ging auf Brian zu.
"Nein, ich meine das vollkommen ernst.", Volans rannte mir hinterher, "Caelum und ich hatten in allen Fächern ein Ohnegleichen. Außer in Verwandlung. Da hatten wir beide auch nur ein Erwartungen übertroffen geschafft.", er zuckte mit den Schultern und setzte sich mir gegenüber an den Tisch.
"Guten Morgen, Logan.", sagte ich seufzend, als ich mich neben ihm fallen ließ.
Leicht besorgt sah er mich an, "Aufgeregt?", fragte er einfühlsam, doch mein Bruder zerstörte unser Gespräch sofort, "Ach was. Sie übertreibt, sie braucht nicht aufgeregt zu sein, wenn es einer schafft, dann sie!"
Augenrollend blickte ich kurz zu Volans, der mich mit seinem Blick durchbohrte.
"Wo bleibt Jolka?", fragte Logan, als sich mein Bruder das dritte Toast nahm.
"Wie ich sie kenne sitz sie schon im Prüfungsraum und lernt in Panik.", ein wenig musste ich nun doch lachen.

Als Volans seinen Apfelsaft geleert hatte und den Becher laut auf den Tisch stellte erhob er sich, "Ich muss los, habe zuerst UTZ in Zaubertränke. Viel Glück, Aries.", er nickte mir kurz zu und ging schnellen Schrittes aus der Halle.
"Du solltest auch langsam los, Aries.", flüsterte Logan nach einiger Zeit.
"Was? Oh...ja...danke.", murmelte ich vertieft in meinen Gedanken und erhob mich.
"Komm, ich bringe dich zur ersten Prüfung.", freundlich, wie Logan war, begleitete er mich zum Klassenzimmer für Geschichte der Zauberei.
Brian, Jolka und Oliver standen aufgeregt redend vor der Tür und begrüßten mich stürmisch.
"Viel Glück euch allen!", rief Logan uns noch zu, als er schon den Korridor herunter lief, denn meinetwegen würde er zu spät zum Unterricht kommen.
"Nun fangen die Tage des Stresses an.", sagte Jolka aufgeregt, als wir von Professor Binns hereingerufen wurden.

An diesem Tag hatten wir noch die Prüfung in Kräuterkunde.
Ich hatte bei beiden Prüfungen ein ganz gutes Gefühl, jedoch hatte ich jetzt schon keine Lust mehr auf die weiteren Prüfungen.
Am Abend saßen Jolka und ich auf unseren Betten und waren fix und fertig.
"Zum Glück wurde die Prüfungszeit von zwei Wochen auf eine verkürzt. Was für Vorteile der Tod von Menschen mit sich bringt...", sagte ich belustigt und sah zu Jolka, die wieder mit der Nase in einem Buch steckte. Ihre Augen klappten immer wieder zu und schreckhaft sah sie auf, als ihr Kopf sich automatisch senkte.
"Leg das Buch weg. In dem Zustand kannst du sowieso nichts mehr in deinen Schädel bekommen.", obwohl ich übermüdet war stand ich auf und zog ihr das Buch aus den Fingern. Von alleine hätte sie es niemals weggelegt. Sie protestierte nicht einmal, sondern schloss die Augen und war wohl augenblicklich eingeschlafen.
Auch ich legte mich in mein Bett, ließ das Licht erlöschen und schlief eben so schnell, wie Jolka ein.

Am nächsten Tag standen die praktischen Prüfungen in Zaubertränke und Verteidigung gegen die dunklen Künste an. Ich hätte mir gerade die praktischen Prüfungen schwerer vorgestellt, doch in Verteidigung gegen die dunklen Künste mussten wir  nur einen Angriffszauber ausführen und in Zaubertränke einen trank aus der vierten Klasse brauen.
In den folgenden Tagen liefen auch die weiteren Prüfungen wie geschmiert ab. Selbst Verwandlung kam mir zu einfach vor.
Glücklich lag ich am Ende der Woche in meinem Bett, die arme hinter dem Kopf verschränkt und sah in den Baldachin meines Himmelbettes.
Alles war perfekt, wie es lange nicht mehr war, doch bald würde es nach Hause gehen. Den ganzen Sommer ohne meine Freunde, doch vor allen Dingen ohne Richard.
Nachdenklich richtete ich mich auf. Wir hatten noch zwei Tage, bevor der Zug nach Hause fahren würde.
Ich verließ schließlich meinen Schlafsaal und ging in den vollen Gemeinschaftsraum. Richard saß mit seinen Freunden in einer Ecke, ich wollte sie nicht stören, also ging ich zum schwarzen Brett, um zu sehen, ob es Neuigkeiten gab.
Plötzlich legte jemand seine Hände auf meine Schultern. Ich zuckte zusammen und drehte mich ruckartig um. Schelmisch grinsend sah mich Richard an, "Wir haben uns die ganze Woche nicht gesprochen, Aries.", bemerkte er etwas vorwurfsvoll, "Lass uns ein wenig gehen.", er nickte in Richtung Mauer, durch die gerade mein Bruder herein kam.
Zustimmend nickte ich, nahm ihn bei der Hand und zog ihn hinter mir her an meinem Bruder vorbei.
Volans warf Richard, obwohl sie inzwischen befreundet waren, den ich warne dich Blick zu.
Grinsend ging ich durch die Mauer und ließ auf dem Korridor seine Hand los.
Langsam schlenderten wir über die Gänge des Kerkers, in Richtung der Treppe, "Also? Wie waren die Prüfungen? Erzähl doch mal.", neugierig sah er mich von der Seite an.
Lächelnd erzähle ich von den Prüfungen und davon, wie froh ich war diese Prüfungen hinter mir zu haben, "Und im nächsten Schuljahr lerne ich endlich das apparieren.", ungeduldig sah ich ihn an, "Meine Brüder machen es zu Hause jedes Mal! Und ich muss immer laufen!", entsetzt sah ich Richard an, doch er schien sich nur über mich zu amüsieren.
"Es ist schwieriger, als du denkst.", flüsterte er schließlich, als wir die Treppe hinauf stiegen.
Wir spazierten den ganzen Abend durch das Schloss und waren schließlich im fünften Stock angekommen.
Ich bemerkte, dass er mich die ganze Zeit auf seine besondere Art ansah und verschmitzt grinste. Ohne eine Vorwarnung zog er mich gegen eine Säule und küsste mich.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt