283. Manieren

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Wie zu erwarten blockte mein Onkel ihn ohne viel Mühe ab und konterte sofort.
Doch auch ich hatte viel dazu gelernt und blockte ebenso mühelos, wie er ab.

Triumphierend musste ich grinsen, doch dies stichelte meinen Onkel wohl nur noch mehr an.
Wir duellieren uns wie Profis, bis mein Onkel mich schließlich entwaffnete. Siegessicher ging er einige Schritte auf mich zu, um den Kampf endlich zu beenden. Gerade, als er den Fluch auf mich schleuderte, hob ich ohne zu merken die Hand und blockte ohne meinen Zauberstab seinen Fluch ab.

Ich hörte, wie die Schüler meiner Gruppe beeindruckt zu tuscheln begannen, doch mein Onkel schien es nicht zu gefallen, schließlich war er der Lehrer und musste seiner Meinung nach der stärkere sein.

Ich war nur eine Sekunde abgelenkt, doch diese Sekunde reichte ihm, um mich von den Beinen zu reißen.
Fluchend stöhnte ich auf. Hätte ich mich nicht von den anderen ablenken lassen, wäre ich wohl noch im Rennen.

Ohne die versöhnende Hand meines Onkels zu beachten erhob ich mich ohne Hilfe und funkelte ihn an. Meine Unsicherheit war verflogen, denn ich wusste endlich wieder, was ich eigentlich alles drauf hatte.

"Das war nur Glück, Professor.", das letzte Wort betonte ich extra provokant und reihte mich zurück in die Gruppe.
Mein Onkel versuchte sich seinen Ärger nicht ansehen zu lassen und wählte den nächsten Schüler aus.

Gnadenlos besiegte er ihn, ohne wirklich zu testen, was der Sechstklässler eigentlich drauf hatte.
Auch ihn schmiss er drohend und schreiend aus der Halle.

Als das Treffen zu Ende war und die Glocken die Nachtruhe einleiteten, entließ Rabastan seine Schüler. Nur ich musste bleiben. Er sah mich herablassend und streng an, bis die anderen Schüler verschwunden waren.

Dann begann er zu grinsen, "Dein Wille und Kampfgeist gefällt mir sehr, Kleine.", sagte er ruhig, "Wenn du so weiter machst, hast du eine gute Chance Deric zu besiegen."

Ich musterte meinen Onkel, "Ich werde es so oder so in die Häuserkämpfe schaffen, wieso sollte ich es gerade auf den ersten Platz schaffen?", verständnislos sah ich Rabastan an.

"Familienehre.", er zuckte mit den Schultern, "Denk nur mal dran, wie stolz dein Vater auf dich sein würde. Vielleicht wäre er dann etwas netter.", fies grinste er mich an, "Nun komm, ich begleite dich noch in den Gemeinschaftsraum."

Ein paar Tage später war endlich Wochenende. Ich konnte ausschlafen und hatte nichts zutun. In den letzten Jahren war ich am Wochenende immer mit meinen Freunden in Hogwarts oder auf den Ländereien unterwegs gewesen, doch dieses Jahr war alles anders.

Logan und Richard waren nicht mehr auf der Schule, Brian lebte nicht mehr, also blieben mir nicht mehr viele. Außerdem schlich sich zu meinem Bedauern Walsh in unsere Gruppe ein, denn Deric schien ihn trotz seiner Provokationen mir gegenüber doch leiden zu können.

"Guten Morgen Strangy.", rief mir jemand zu, als ich über den Korridor zum Frühstück in die große Halle unterwegs war.
Ich drehte mich um, denn nur Deric nannte mich so, doch gerade, als ich ihn mit Namen ansprechen wollte, bemerkte ich, dass es nicht mein Freund war.

"Federic Walsh.", begrüßte ich ihn abwertend und sah an ihm herunter, als hätte er die Pest. "Deric ist schon vor gegangen, er hatte riesigen Hunger.", Walsh versuchte ein Gespräch anzufangen, doch ich ging nicht auf sein Versuch ein.

Gekonnt ignorierte ich ihn, bis wir schließlich die Halle erreichten, "Schön, dass du mich begleitet hast und jetzt verzieh dich.", zischte ich hinterhältig und schubste meinen Mitschüler im gehen auf die Bank der Hufflepuffs.

Diese schreckten von ihrem Frühstück auf und begannen zu schimpfen. Doch ich blickte triumphierend durch die Halle, den es tat gut endlich wieder Schüler zu schikanieren, die ich nicht leiden konnte.

Mein Blick blieb plötzlich stehen und haftete sich an meinen Vater, der mich entsetzt ansah. Ohne den Blick von ihn abwenden zu können, kam er bedrohlich auf mich zu.

Auch Walsh hatte sich wieder aufgerichtet und prüfte, ob seine Uniform noch richtig saß. Hilfesuchend sah ich zu meinem Onkel, der sich schlagartig von mir weg drehte, als sich unsere Blicke trafen.

Ohne stehen zu bleiben packte mein Vater mich und auch Walsh am Nacken und schob uns wieder aus der Halle.
"Vater.", flüsterte ich beschämend und versuchte mich aus seinem Griff zu wehren, wofür ich nur einen leichten Schlag auf meinen Hinterkopf bekam.

Auf dem Innenhof ließ er uns beide los und schubste Walsh von sich weg, "Strafarbeit, heute Abend um Sieben im Zaubertrankklassenzimmer. Und jetzt verschwinden Sie. Das Frühstück fällt für Sie heute wohl aus."

Ohne zu diskutieren suchte Walsh das weite. Beeindrucken, was für Macht mein Vater inzwischen über die Schule hatte.
"Und was dich angeht.", endlich lies er auch mich los, doch im nächsten Moment packte er mich wieder vorne am Kragen und zog mich zu sich, "Willst du unserer Familie schaden? Was ist das für ein Benehmen, was du da an den Tag gelegt hast?", zischte er drohend und ließ mich wieder los, als ich einsichtig zu Boden sah.

Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, doch keine Antwort gefiel meinem Vater auch nicht.
Er drückte wie so oft mein Kinn nach oben und zwang mich ihm in die Augen zu sehen, "Ich will so etwas nicht noch ein Mal sehen müssen, haben wir uns verstanden?"

Ich nickte schnell, "Ja, Vater.", murmelte ich einsichtig.
"So Dürr wie du bist, kann ich dir das Essen nicht verweigern.", er nickte in Richtung der großen Halle, "Ich will das ganze Wochenende nichts von dir hören, ist das klar? Ich habe wichtigere Dinge zu erledigen, mit den Schülern, die sich nicht zu benehmen wissen. Du jedoch weißt ganz genau was Manieren sind, also zeig das auch!", mit den Worten setzte er sich in Gang in Richtung der Halle und zog mich am Umhang hinter sich her.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt