201. Deric Scott

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Am nächsten Morgen stand unser neuer Hauslehrer Professor Slughorn in unserem Gemeinschaftsraum. Er teilte die neuen Stundenpläne aus und ich nutzte die Zeit, um mich für den Apparierkurs, der im Oktober beginnen sollte, einzutragen.

"Miss Lestrange, Mister McFory...", murmelte Slughorn und kam auf mich zu, um mir meinen Stundenplan in die Hand zu drücken. Als er Brian nicht erblickte, drückte er mir seinen ebenfalls in die Hände, "McFory...", murmelte er ein wenig verwirrt und ging weiter durch den Raum.

Ich betrachtete meinen neuen Stundenplan.
"Muggelkunde?", murmelte ich angewidert und suchte den Professor, "Professor?", sagte ich laut und ging auf ihn zu, "Mein Stundenplan ist falsch.", sagte ich laut und blickte schnell auf Brians, "Und der von Brian auch.", fügte ich hinzu.

Der Professor schien nun noch mehr durcheinander zu sein, als zuvor und sah kurz über das Pergament. Ich deutete mit meinem Finger auf das Fach Muggelkunde und sah ihn angeekelt an.

"Nein nein meine Gute.", sagte er nun laut, "Der Schulleiter hat Muggelkunde zu einem Pflichtfach erklärt. Ja, so wie Zaubertränke eines ist.", er klopfte mir kurz auf die Schulter und verteilte die letzten Stundenpläne.

Immer noch angewidert starrte ich auf das Blatt Pergament, als Brian  neben mir auftauchte, "Was hat dir den Zauberstab verbogen?", fragte er lachend.
Wortlos drückte ich ihm seinen Stundenplan in die Hand und keinen Augenblick später starrte er mich mit weit aufgerissenen Mund an.

"Muggelkunde?", schrie er mit quietschender Stimme.
Ich nickte, "Slughorn sagte es wäre nun Pflicht."
Ich verzog mein Gesicht wieder und sah kurz an mir herunter. Ich wollte einen ordentlichen Eindruck hinterlassen.

"Also Morgen früh steht Muggelkunde an.", flüsterte Brian seufzend, als wir nach dem langweiligen Frühstück zum Unterricht in den dritten Stock gingen.
Ich stimmte in sein Seufzen mit ein, denn ich hatte wirklich kein Interesse an Muggeln.

"Wieso tut Professor Snape so etwas?", fragte Oliver und verschränkte die Arme.
"Lasst uns abwarten. Irgendetwas muss er damit bezwecken.", sagte ich weise.

Auch Deric war im Klassenzimmer angekommen und setzte sich in die Reihe hinter uns zu Oliver.
Ich hatte Deric Scott in meinem ersten Jahr nach einem Zwischenfall gehasst, doch ich war älter und erwachsener geworden und versuchte diesen Vorfall einfach beiseite zu schieben.

Ich grinste ihn kurz an, bevor ich mich wieder umdrehte und geordnet meine Sachen aus meiner Schultasche zog.
Ich wusste, dass ich nun anderes Verhalten an den Tag zulegen hatte als die Jahre zuvor.

Nach der Mittagspause machten sich die Sechstklässler aus Slytherin geordnet zu ihrem Unterricht im Kerker auf.
Ich ging voran, als wir am großen Treppenhaus vorbeikamen hörten wir Geschrei.

Ich schluckte kurz und wendete meinen Kopf in Richtung der Geräusche.
Amycus Carrow stand vor einem älteren Schüler und wendete den Cruciatusfluch gegen ihn an.
"Das meinte Professor Snape also mit Bestrafung.", sagte ich schulterzuckend und ging weiter.

"Starr da nicht so hin,  Jolka.", zischte Brian und zog Jolka, die stehengeblieben war, weiter vorwärts.
Das Klassenzimmer für Zaubertränke war bereits geöffnet und wir setzten uns wie immer an den Tisch hinten in der Ecke.

Wütend setzte sich Deric alleine an den benachbarten Tisch. Er verschränkte die Arme und starrte immer wieder zu uns herüber.

"Ich würde so gerne bei denen sitzen.", schossen Derics Gedanken in meinen Kopf.
Langsam und zögernd zog ich meine Bücher von dem Tisch und griff nach meiner Tasche, die am Boden stand, "Ich leiste Deric Gesellschaft.", flüsterte ich kurz und setze mich einen Tisch weiter.

Ohne etwas zu sagen breitete ich mich ihm gegenüber aus, doch ich bemerkte, dass er mich anstarrte.
"Denk nicht ich würde mich ausgeschlossen fühlen oder dir dankbar sein.", sagte er angewidert.
"Okay.", bestätigte ich und entfachte schon einmal das Feuer unter meinem Kessel, "Noch etwas?", fragte ich desinteressiert und sah ihn an.

Er atmete nur wütend aus, bevor Professor Slughorn den Unterricht begann.
Zufrieden mit mir selbst blickte ich nach vorne und hörte zu, was unser Hauslehrer zu sagen hatte.

In der ersten Schulwoche nach den Sommerferien geschah sehr viel. Für Brian war es besonders schwer sich an die neue Schulordnung zu halten, denn er widersprach gerne Lehrern oder sprach ohne die Hand zu heben.

Jedoch gab es keine Konsequenzen für ihn, da weder Professor McGonagall, noch Professor Flitwick zu Snape gingen, um Brian zu melden, wie es von ihnen verlangt wurde.

Sie deckten die Schüler, denn sie waren ganz und gar nicht damit zufrieden, wie Hogwarts geworden war.

"Ich hasse diese Schule.", rief Brian quer durch den Gemeinschaftsraum, als er zu spät vom Abendessen zurückkehrte.
Unter seinem Auge war ein leichter Kratzer, der blutete.

Fragend erhob ich mich von meinen Aufgaben. Deric hingehen, der mir gegenüber saß, blickte sofort wieder in seine Bücher, er hatte viel aufzuholen.
"Was ist passiert, Brian?", ein wenig belustigt lachte ich auf, denn mir war klar, dass dies früher oder später geschehen musste.

"Der Carrow.", murmelte er, "Hat mich draußen erwischt.", er wischte mit dem Handrücken über den Kratzer und verzog das Gesicht.

"Du kannst froh sein, dass sie dich nicht foltern.", arrogant sah mein Cousin zu uns herüber und lachte Brian sichtlich aus. Auch Blaise stimmte mit ein.

"Wo er Recht hat.", flüsterte ich Brian zu, bevor ich ihn an unseren Tisch zog, "Reiß dich einfach ein wenig zusammen, Brian. Das schaffe ich doch auch.", stöhnend zog ich meinen Zauberstab und richtete ihn auf seine Wunde, "Episkey.", flüsterte ich und sah zufrieden das Ergebnis an, als ich den Zauberstab wieder in meinem Umhang verstaute.

"Ich glaube so in der Art kann man sich Durmstrang vorstellen.", Brian regte sich noch immer auf und verschränkte die Arme vor der Brust.

Lachend schüttelte ich mit dem Kopf und legte meine Feder zur Seite, "Professor Snape stellt nur die Ordnung wieder her, die Dumbledore aus den Augen verloren hatte."

Ich blickte in seinen Geist, doch seine Gedanken waren undurchsichtig und durcheinander. Einerseits gefiel ihm Hogwarts mit Snape als Schulleiter, andererseits hasste er die neuen Regeln.

"Vielleicht solltest du weniger Blödsinn machen und mehr die Strafen der anderen Schüler genießen.", fies grinsend sah ich Brian an.
Auch Deric sah gehässig auf.

Nun wurde mir erst klar, dass ich diesen Vollidioten Deric Scott vermisst hatte.
Doch er war nun kein kleiner Mitläufer mehr der sich, ohne nachzudenken, in jeden Kampf stürzte.
Er war wie alle anderen Erwachsen geworden und ich war mir sicher, dass er brutaler als wir alle anderen handeln könnte, wenn er es müsste.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt