243. Mutters Brief

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Verwirrt erwiderte ich seinen Kuss und sah ihn fragend an, als wir uns lösten. Deric zuckte nur kurz mit den Schultern und lachte zufrieden.

"Mir war danach.", sagte er locker und wendete sich von mir ab, "Machen wir Schluss für heute."
Immer noch verwirrt starrte ich seinen Rücken an. Ich fragte mich was nur bei diesem Kerl los war.

Als er bemerkte, dass ich nicht hinterher kam, drehte er sich zu mir um. Erst jetzt setzte ich mich in Bewegung und ging zu ihm rüber.
Er musterte mich kurz, bevor er ausdruckslos meine Hand nahm.

Er wendete sein Gesicht schnell von mir ab, doch ich war mir sicher ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen gesehen zu haben.
Hand in Hand gingen wir durch das Schloss in Richtung des Gemeinschaftsraumes.
Es fühlte sich merkwürdig, falsch und dennoch so gut an, seine Hand zu halten und seine Wärme zu spüren.

Die Ferien waren alles andere als erholsam. Immer wieder wollte Deric, dass wir uns duellieren.
Außerdem fand auch die Prüfung für das Apparieren statt, an der ich teilnehmen musste.

Für mich war es natürlich ein Kinderspiel, doch Lust auf die Prüfung hatte ich nicht.
An einem Abend in der zweiten Ferienwoche saßen Deric und ich beisammen. Jeder von uns war in ein Buch vertieft und wir  nahmen kaum Die Welt um uns herum wahr.

"Aries.", hörte ich plötzlich eine Stimme neben mir schüchtern flüstern.
Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte ich auf und sah einer Erstklässlerin ins Gesicht, "Was?", fragte ich patzig und wartete ungeduldig auf eine Antwort.

"Professor Snape schickt mich.", sie übergab mir einen Briefumschlag.
Meine Augenbrauen waren immer noch hochgezogen, als ich den Brief annahm.
Wartend blickte mich das Mädchen an, bis Deric sich nach vorne beugte, um sie zu betrachten.

"Verschwinde endlich.", sagte ich mahnend. Endlich ließ sie von mir ab und verschwand leicht grinsend.
"Von wem?", fragte Deric unkonzentriert.

Ich öffnete langsam den Umschlag und zog das Pergament hervor, "Von meiner Mutter.", flüsterte ich und begann zu lesen, ohne dass Deric etwas sehen konnte.

Schließlich schluckte ich und ließ das Pergament sinken.
Ich starrte träumend in den Kamin, bis Deric mich zurück zog, "Was ist?", fragte er nun besorgt.
"Sie waren kurz davor.", flüsterte ich fassungslos und erhob mich.

Fragend sah Deric mir hinterher.
"Sie hatten es fast geschafft Potter an den dunklen Lord auszuliefern.", flüsterte ich immer noch.

Begeistert stand Deric auf, "Was hat sie aufgehalten? Wo haben sie ihn gefunden?", neugierig kam er zu mir rüber.
Ich überreichte ihm den Brief und lies ihn selber lesen.

"Wow.", sagte Deric grinsend, "Potter persönlich in eurem Haus.", er wirkte höhnisch und legte den Brief auf einen Tisch, "Und euer Hauself hilft ihm zur Flucht. Super Geschichte.", er grinste mich an.

"Ehemaliger Hauself.", korrigierte ich und faltete schnell den Brief, um ihn in meinen Umhang zu stecke, "Wo mag er jetzt nur sein?", sagte ich fragend und blickte Deric an.

Dieser zuckte mit den Schultern, "Wenn er schlau ist, weit weg.", ein zynisches Grinsen ging über sein Gesicht, "Also kann er nicht weit sein."
Ernst blickte ich Deric an und faltete den Brief zusammen.

Stumm ging ich zu den großen Scheiben und blickte stumm durch das Wasser des Sees.
Plötzlich spürte ich Derics Hände auf meinen Schultern. Er legte sein Kinn auf meinen Kopf und starrte mit mir durch die Scheiben.

"Machst du dir Sorgen?", fragte er schließlich ernst.
"Sorgen? Warum sollte ich mir Sorgen machen?", fragte ich abweisend und duckte mich, um sein Kinn von meinem Kopf zu kriegen.

Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn mit hochgezogen Augenbrauen an.
"Du machst dir Sorgen.", sagte er schulterzuckend und wendete sich von mir ab.
Mein Mundwinkel zuckte, als ich ihm hinterher sah.

Er setzte sich wieder seelenruhig auf das Sofa und suchte die Seite im Buch, auf der er stehen geblieben war.
Ich verschränkte meine Arme und wendete mich wieder dem See zu.

Vielleicht machte ich mir Sorgen, doch die waren ganz sicher ohne Bedeutung. Meiner Familie würde niemals etwas passieren können, da war ich mir sicher.

Schließlich stürmte ich aus dem Gemeinschaftsraum.
Es war schon fast zehn Uhr, doch ich wollte einen der Carrows bitten mir ein Gespräch bei Professor Snape zu organisieren.

Ich machte mich auf den Weg in das Klassenzimmer im Kerker, in dem Schüler, die nachsitzen mussten am Abend gequält wurden.

Ich klopfte laut gegen die dicke Holztür und wartete, dass ich eintreten durfte.
"Entschuldigen Sie, Sir.", sagte ich laut und bekam somit die Aufmerksamkeit des Professors.

Er kam auf mich zu und sah mich abwartend an. Er wirkte geladen und ungeduldig.
"Ich muss sehr dringend mit dem Schulleiter sprechen. Es ist wichtig."

Ohne zu antworten schubste Amycus mich grob vor die Tür und schloss diese hinter sich.
Mit verschränkten Armen sah er mich an, "Und was wäre so wichtig, dass es den Schulleiter zu dieser Zeit interessieren könnte?"

Er sah mich überlegen an.
"Ich habe eine wichtige Nachricht meiner Mutter erhalten und muss diese überbringen."
Der Professor musterte mich gefühlte Minuten lang, sah sich schnell nach links und rechts um und beugte sich zu mir herunter, "Vespertilio.", flüsterte er in mein Ohr.

Ich wusste sofort, dass ich mit diesem Wort den Zugang zum Büro des Schulleiters habe.
Ich bedankte mich höflich beim Professor und hastete den Gang hinunter.
Ich sah weder nach links noch nach rechts, als ich durch die Korridore lief.

"Miss Lestrange.", hörte ich plötzlich eine überraschte Stimme, "Es ist schon lange Sperrstunde."
Ich bremste ab und drehte mich, um die Stimme zu orten.

Professor Slughorn stand in der Tür eines Klassenzimmers, in dem noch Licht brannte und musterte mich perplex.
"Ich bin auf dem Weg zum Schulleiter.", widersprach ich.
"Sie sollten nicht zu so später Stunde im Schloss unterwegs sein.", besorgt sah er mich an, doch ich winkte ab.

"Professor Snape erwartet mich.", sagte ich standhaft.
"Ach wirklich?", hörte ich die Stimme des Schulleiters neben mir überrascht sprechen.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt