272. Wahre Grund

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"Aber du hast nichts über diese Ohnmacht herausgefunden, stimmt's?", fragte ich meinen Bruder, als wir auf dem weg in den Salon waren.

"Nein. Vermutlich ist das zur Zeit unsere kleinste Sorge.", murmelte er.
Unsere Eltern waren nicht, wie sonst im Salon anzutreffen, was uns etwas stutzig machte. Auch von Rabastan war keine Spur.

"Onkel Rabastan wird in seinem Zimmer sein. Aber wo sind Mutter und Vater?", flüsterte Volans ruhig, "Hol du Rabastan, so können wir es wenigstens einem erzählen...", seufzend lies er sich auf einem Sessel nieder.

Als ich am Zimmer meines Onkels ankam, klopfte ich laut gegen die Tür, "Rabastan.", sagte ich fordernd und klopfte erneut.
"Komm rein.", hörte ich ihn sagen und trat in sein Zimmer.
Ich blieb in der Tür stehen und blickte ihn musternd an, "Wo sind Mutter und Vater? Wir wollten mit euch reden. Volans wollte, dass ich dich hole."

"Volans!", rief mein Onkel laut durch den ersten Stock. Es tat sich etwas im unteren Stockwerk und Volans kam die Treppe herauf.
"Lasst es uns hier besprechen. Schließt die Tür und setzt euch.", sagte er merkwürdig gelassen.

Ich setzte mich auf das große rote Sofa, welches vor einem kleinen dunklen Tisch stand.
Volans nahm mir gegenüber auf einem Sessel Platz und unser Onkel setzte sich zu mir.
"Feuerwhisky?", fragte er, als auch schon die Gläser auf den Tisch schwebten.
Er nahm das Glas und leerte es in einem Zug.

"Also, was habt ihr zu erzählen?", laut stellte er das Glas auf den Tisch und sah zu Volans.
Mein Bruder begann die Geschichte aus dem Buch grob zu erzählen. Immer mal wieder ergänzte ich Kleinigkeiten.

"Deimos starb 1497 bei einem Kampf.", er beendete seinen Vortrag und sah nun mich an. Fragend blickte nun auch Rabastan zu mir.
Proteus starb 2 Jahre später, Himalia 3 Jahre später.", ich versuchte seine Mimik zu lesen, "Das ist genau der Altersunterschied zwischen ihnen gewesen.", sagte ich noch einmal aufklärend.

Unser Onkel nickte, "Und ihr denkt nun, da Caelum gestorben ist, werdet ihr auch sterben.", er zog die Augenbrauen hoch und sah uns an.
Volans nickte, "Es steht 50/50."

Doch unser Onkel erhob sich gelassen, nahm sein Glas und füllte es mit seinem Zauberstab wieder auf.
Ohne etwas zu sagen trank er ein Schluck, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte uns skeptisch, bevor er mit dem Kopf schüttelte, "Macht euch da mal keine Sorgen.", sagte er, als würde er die Geschichte nicht ernst nehmen.

"Wir sollen uns keine Sorgen machen?", wiederholte Volans geladen und erhob sich ebenfalls.
"Ganz genau.", Rabastan trank genüsslich einen großen Schluck und sah meinen Bruder unbeeindruckt an.

Doch nun erhob auch ich mich und ging auf meinen Onkel zu, "Wie kannst du dir da so sicher sein?", fragte ich vorwurfsvoll.
Doch er lachte nur spöttisch auf und betrachtete mich amüsiert, bevor er das nächste Glas leerte.

Ganz in Ruhe füllte er es erneut auf und drehte sich wieder zu uns um. Es fühlte sich an, als würden Stunden vergehen.
"Glaubt ihr wirklich eure Eltern und ich wüssten nur die kleinsten Details über eure Fähigkeiten?", belustigt lachte er auf, "Auch wenn es euch nicht so erscheinen mag, eure Eltern sind fürsorglich, so wie es euer Bruder Caelum war."

Verwirrt sahen mein Bruder und ich uns an. Wir wussten nicht, worauf Rabstan hinaus wollte und blickten nun ihn verwirrt an.
"Ihr wisst, dass es Caelum gelegentlich gestattet war, uns in Askaban zu besuchen."
Langsam nickten Volans und ich und warteten, dass er weiter redete.

"Er hat euch den Schmuck mit dem Blutsbund hergestellt und euch geschenkt. Ihr habt es getragen, bis einer von euch Geschwistern starb und somit ist das, was in dem Buch beschrieben wurde, gebrochen.", vielsagend zog unser Onkel die Augenbrauen hoch, "Wenn ihr mir nicht glaubt könnt ihr gerne meinen Bruder fragen, doch ihr habt nichts mehr zu befürchten.", flüsterte er nun leise.

Ich merkte, wie mein Mund nach unten klappte und ich meinen Onkel anstarrte, "Deswegen konnte man ihn nicht mehr ablegen. Es war eine Art Schutz und Sicherheit zugleich.", sagte ich feststellend.

Auch Volans schien verstanden zu haben, dass wir keine Angst haben brauchten, doch ihm fiel noch etwas ein, "Und was ist, wenn ich sterben würden? Ist Aries geschützt oder ist der Schutz, zerfallen, wie unser Schmuck, als Caelum starb?"

"Der Schutz ist zerfallen, Volans.", unser Onkel sprach ruhig. Gerade als Volans etwas sagen wollte, unterbrach ich ihn, "Doch wenn du sterben würdest, dann wäre es für mich nicht schlimm, wenn ich es auch müsste.", sagte ich monoton bei dem Gedanken daran, dass mir noch ein geliebter Mensch genommen werden könnte.

Doch Volans schüttelte mit dem Kopf, "Wir müssen irgendwie...", er dachte kurz nach und verschränkte die Arme, "Irgendwie so einen Schmuck, Rabastan!", sagte Volans fordernd und ging auf unseren Onkel, der mit dem Kopf schüttelte zu.

"Ihr braucht Familienerbstücke. Außerdem ist es zu kompliziert, um es auf die schnelle zu machen. Es bräuchte viel Zeit."
Mein Bruder verzog das Gesicht und sah mich bemitleiden an.
"Ich will jetzt mit Vater sprechen.", sagte er bestimmt.

"Vater wird heute Abend schon zurück sein.", versuchte ich sanft zu sagen, um Volans wieder auf den Boden zu holen. Ich legte ihm ruhig meine Hand auf die Schulter, doch er schubste sie grob weg.
"Komm schon, Volans. Es wird wohl auch genügen, wenn du heute Abend mit ihm sprechen kannst."

Zu meiner Überraschung gab sich mein Bruder geschlagen, musterte unseren Onkel noch einmal abwertend und ging zum Tisch herüber, um sein Glas zu leeren, bevor er das Zimmer unseres Onkels mit einem Türknallen verließ.

Rabastan atmete tief aus, er schien froh zu sein, dass Volans verschwunden war und deutete mir mich zu setzen.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt