269. Du weißt was zu tun ist

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"Was ist mit dem Besuch bei Deric?", ich biss mir kurz auf die Lippe für diese Frage.
"Erledige den Auftrag und wir können mit deinem Vater darüber reden.", mein Onkel zwinkerte mir kurz grinsend zu.

"Wann kommt Mutter endlich zurück?", warf Volans ein, "Sie muss endlich für Ordnung sorgen.", sagte er aufgebracht.
Rabastan zog überrascht die Augenbrauen hoch.

"Ist etwa so ein Chaos im Haus, dass du es ohne sie nicht mehr aushälst?", belustigt sah er ihn an, "Ich kann es dir nicht sagen, Volans. Ich weiß es nicht genau."
Seufzend erhob sich mein Bruder.
"Habt ihr beide heute Abend noch etwas geplant?", fragte uns unser Onkel.

Fragend blickte ich zu Volans, der Rabastan nachdenklich ansah, doch schließlich mit dem Kopf schüttelte, "Es ist nichts geplant."
Rabastan nahm dies zur Kenntnis und deutete Volans zu verschwinden.

Er wartete ab, bis mein Bruder verschwunden war.
Rücksichtslos schob ich meinen Teller zur Seite, der im letzten Moment von einem Hauselfen aufgefangen wurde und stützte mich interessiert auf den Tisch.

"Also du und Volans, ihr werdet nach London reisen.", flüsterte er mir zu, als hätte er einen Plan für mich, "Wenn der Orden noch existieren sollte,wovon auszugehen ist, werden sie das Kind mitgenommen und alle Hinweise verschwinden lassen haben."

Langsam nickte ich. Nachdenklich starrte er auf den Tisch vor uns, bevor er wieder aufblickte, "Du weißt was zutun ist. Du kennst ihren Namen, hast im Geist ihres Vaters ein Bild von ihr gesehen. Die Wohnung in London wird euch noch mehr verbinden, also wirst du herausfinden wo sie und vielleicht sogar, wo das Hauptquartier dieser Blutsverräter ist."

Mein Onkel erhob sich und schlug mir schmerzvoll auf die rechte Schulter, als er an mir vorbei ging und den Salon verließ.
Doch eigentlich hatte ich noch so viele Fragen, in meinem Kopf drehte sich alles, als ich daran dachte diese Fähigkeit wieder einsetzen zu müssen.

"Warte.", sagte ich zögernd, dennoch laut. Langsam sah ich prüfend über meine Schulter. Mein Onkel war stehen geblieben und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er hatte wohl keinen Widerspruch von mir erwartet.
Ich erhob mich, um Rabastan besser sehen zu können und musterte ihn vorsichtig, bevor ich mein Anliegen ansprechen konnte.

"Ich kann das nicht, Rabastan.", flüsterte ich leise und vermied seine Blick.
"Was hast du gesagt? Ich konnte es nicht hören, sprich lauter.", sagte er provokant, denn er hatte es sehr wohl verstanden.

"Fängt es schon mit den Ohren an, Rabastan?", sagte ich eben so provokant und verschränkte die Arme.
Er hob seinen Finger drohend, "Sprich nicht so mit mir.", zischte er leise und kam auf mich zu.

"Du hast dich lange genug geschont, es wird nichts passieren. Du wirst es nur ein Mal machen müssen, wenn du gut bist.", versuchte er nun wieder sanft, "Du kannst das und du wirst es tun. Volans wird dagegen sein, doch er hat nicht zu entscheiden was getan werden muss."

Prüfend sah Rabastan mich an und wartete, ob ich noch einmal widersprechen würde.
Schließlich verschwand er in das alte Bucherzimmer meines Großvaters und schloss laut die Tür.

Wie sollte ich nun nur Volans sagen, dass ich es wieder tun musste? Er würde dabei sein, also konnte ich es so oder so nicht vor ihm verheimlichen. Aber vielleicht war es ihm auch egal, weil er noch sauer auf mich war.

Grübelnd stieg ich die Treppe zu unseren Zimmern hoch und ging in Caelums Zimmer, um in Ruhe nachdenken zu können. Hier würde mich sowieso niemand suchen.

Achtsam blickte ich durch das Zimmer meines Verstorbenen Bruders und strich über alle Gegenstände, die mir in den Weg kamen.
Schließlich setzte ich mich auf den Stuhl, den er neben sein großes Fenster gestellt hatte.

Ich saß sehr lange dort. Auch wenn ich immer wieder aufstehen wollte, weil ich eine Entscheidung getroffen hatte, setzte ich mich wieder, denn ich war doch unschlüssig.
Als ich die Uhr im Gang 11 Uhr schlagen hörte, erhob ich mich.

Zielstrebig ging ich durch die obere Etage in das Zimmer von Volans, welches sowieso auf dem weg in meins lag.
Ich klopfte leise an und hörte einige Zeit später ein verschlafenes Murmeln, welches mir den Eingang gewährte.

"Volans.", flüsterte ich und unsere Zauberstäbe leuchteten gleichzeitig auf. Er setzte sich auf und deutete mir, dass ich mich zu ihm setzten sollte.
"Rabastan sagte mir, ich solle es wieder tun."

Gerade als er protestieren wollte, deutete ich ihm ruhig zu sein, "Ich werde es machen. Sonst darf ich den ganzen Sommer Deric und sicher auch meine anderen Freunde nicht sehen. Es wird alles gut gehen.", selbstsicher sah ich Volans an.

Er schüttelte mit dem Kopf, "Das ist einfach nur dumm. Du solltest an die Schmerzen denken, die du hattest, bevor du ohnmächtig geworden bist!", sagte er nun lauter.

Doch nach einmal tief durchatmen zuckte er mit den Schultern, "Doch es ist dein Auftrag, deine Gesundheit. Ich bin mir sicher wir hätten es anders geschafft, aber tu was du nicht lassen kannst.", er legte sich wieder hin und drehte sich zur Seite, "Und nun lass mich schlafen. Ich wünsche dir viel Glück in London, doch ohne mich. Verschwinde.", flüsterte er enttäuscht.

Ich wusste, dass Volans dagegen war. Kurz bereute ich, dass ich es ihm erzählt hatte. Wäre er mitgekommen und ich hätte meine Fähigkeit eingesetzt, hätte er es nicht ändern können, hätte mich aber immer hin begleitet.

Doch nun musste ich es eben alleine schaffen, dachte ich mir, als ich die Tür meines Zimmers hinter mir schloss.
Ich zog mir meine Schlafkleidung an und stieg in mein Bett.
Auch Gro hatte den Weg zu mir gefunden und klingelte sich neben meinem Kissen, bevor ich auch schon einschlief.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt