197. Besondere Gabe

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Es war eine Art kleiner Teeladen oder eine Bar, ich konnte es nicht recht einordnen, denn auch hier gab es kaum Licht, geschweige denn Fenster.

Rabastan suchte uns einen kleinen runden Tisch fernab der anderen Hexen und Zauberer aus und setzte sich stöhnend auf eine Holzbank.

"Was machen wir hier, Rabastan?", verwirrt sah ich meinen Onkel an und blieb hinter einem Stuhl stehen. Rabastan nickte in Richtung des Stuhles, "Uns hinsetzen.", forderte er mich auf, als schon eine ältere Hexe mit einem alten Spitzhut zu uns herüber kam.

Sie balancierte einen Stapel Bücher, neue Schuluniformen und ganz oben einen neuen Kessel.
"Das ist das erste und letzte mal, Rabastan.", fluchte die alte Frau, doch mein Onkel schien wenig beeindruckt, "Wo ist das Teleskop und der Winterumhang?"

Entsetzt über seine Antwort ließ sie achtlos die Sachen neben ihn auf die Bank fallen und verschwand wieder in ein Zimmer hinter dem Tresen. Keine 2 Minuten später erschien sie mit den geforderten Dingen und mein Onkel warf ihr zufrieden grinsend einige Galleonen zu.
"Und zwei Feuerwhiskey.", er warf noch eine Galleone oben rauf.

Schmunzelnd sah ich Rabastan an, als die Hexe erneut verschwand, "Wer ist das? Und wieso hat sie all meine Sachen besorgt?"
Mein Onkel zuckte mit den Schultern, "Na, weil ich sie darum gebeten habe."

Langsam nahm ich meine Kapuze ab und sah mich in dem dunklen Raum um.
Er war zwar groß, doch war er so voll gestellt mit Möbeln und alten Sammlerstücken, dass er wieder kleiner wirkte.
Ich schwenkte meinen Kopf wieder zu meinem Onkel, der inzwischen ebenfalls die Kapuze angenommen hatte.

"Dein Vater sagte mir heute morgen, dass du mitkommen möchtest, wenn Harry Potter gejagt und gefangen wird.", sagte er schließlich und sah mich ernst an, "Ich weiß nicht, wie deine Eltern sich entscheiden. Es gibt auch kein Zweifel, dass sie stolz auf dich sind, doch du solltest es noch einmal überdenken."

Die Hexe mit dem Spitzhut brachte uns wie bestellt zwei Feuerwhiskey, ohne ein Wort zu sagen.
Ich biss mir auf meine Lippe und griff nach dem Glas, "Ich bin fast 17. Es sollte langsam meine Entscheidung sein was ich machen möchte."

Seufzend hob Rabastan sein Glas an, er wusste, dass es nichts brachte zu diskutieren.
Eine Weile schwiegen wir uns an und ich erhob ebenfalls mein Glas und nahm einen kräftigen Schluck.
Zögernd blickte ich meinen Onkel in die Augen, doch schließlich begann ich zu reden.

"Ich habe das Gefühl, dass ich mehr als Legilimentik und Parsel beherrsche."

Interessiert kniff mein Onkel seine Augen zusammen und wartete, dass ich weiter redete.

"Ich habe im letzten Jahr gewusst, wo sich andere Schüler oder Lehrer befanden, die ich suchte. Außerdem konnte ich in ihren Geist blicken und hören, was sie dachten.", ich schluckte und sah in mein Glas, "Jeden Falls hatte ich das Gefühl, dass es so war, denn es konnte doch kein Zufall sein oder?"

Mein Onkel nickte verstehend und musterte mich durchdringlich, "In den Geist eines Menschen blicken wurde dir in die Wiege gelegt, das konntest du schon immer, nur hast du diese Fähigkeit erst spät bemerkt."

"Aber ich brauchte mindestens Blickkontakt, um es zu schaffen!", protestierte ich, "Also glaubst du nicht, dass die zwei Dinge zusammen hängen?"

Er schüttelte angedeutet mit dem Kopf, "Nein, diese Gabe hattest du wie gesagt schon immer.", flüsterte er leise.
"Das andere jedoch...hast du eine Ahnung, wie es passiert ist? Ich meine, musstest du etwas bestimmtes tun, um zu wissen, wo sich die gesuchte Person aufhält? Fiel ein Name, hast du dir die Person vorgestellt? Erzähl alles, an das du dich erinnerst, Aries."

Einen Moment lang dachte ich nach und spielte die Szenen in meinem Kopf durch, bis ich mir schließlich sicher war.
"Ich weiß, dass die Namen gefallen sind. Außerdem waren es immer dringende Angelegenheiten.", fügte ich hinzu, doch zweiteres tat mein Onkel mit einer Handbewegung ab.

"Also...wenn ich jetzt beispielweise Professor Snape erwähne...es muss jemand sein, dem du nicht zu nahe stehst.", nachdenklich blickte er mir in die Augen und stütze seinen Kopf auf seine Faust ab, "Weißt du wo sich Severus Snape befindet?", fragte Rabastan mich neugierig.

Doch nichts geschah. Kein gutes Gefühl, welches mich leiten würde und kein Wissen, wo sich der Professor befinden könnte.
Mein Onkel schüttelte schon fast enttäuscht mit dem Kopf, "Und wo befindet sich deine Mutter?"

Ich konnte meinen Onkel nicht ernst nehmen und sah ihn lachend an, "Im Manor, denke ich.", und grinste.
Schlagartig verzog er das Gesicht, "Nimm diese Sache gefälligst ernst, Aries!", zischte er abfällig, "Also, wo ist Bellatrix Lestrange?"

Ich versuchte mich zu konzentrieren, schloss die Augen und stellte mir vor, dass es eine wichtige Angelegenheit wäre. Doch wieder geschah nichts. Entschuldigend sah ich Rabastan an, der seufzend sein Glas leerte.

"Richard Boith.", sagte er nun schon mehr desinteressiert.
In Agordo, Belluno in Venetien, Italien, schoss es durch meinen Kopf. Schnell wiederholte ich meine Gedanken laut und sah meinen Onkel entsetzt über mein Wissen an.

Doch dieser lächelte zufrieden, er schien mehr zu wissen als ich.
"Snape und deine Mutter sind gute Okklumentiker.", bemerkte er, "Ich schätze dein Richard hat sich nie in der Sache geübt. Stimmt's?", frage mein Onkel sicher.

Nickend sah ich ihn an und begann eins und eins zusammen zu zählen, "Ich kann es also nur bei Leuten herausfinden, die ihren Geist nicht geschlossen halten.", flüsterte ich begeistert von mir selbst.

"Doch ich weiß nicht recht, was ich mit dieser Fähigkeit anfangen soll, Rabastan.", schulterzuckend sah ich ihn an und leerte mein Glas.

Mein Onkel lachte kurz auf, "Ihr müsst abwarten, bis Volans herausgefunden hat, was er kann. Doch dann seid ihr auf euch alleine gestellt, denn ihr seid alt genug.", flüsterte er, bevor er den Namen unserer Hauselfin laut aussprach.

Leise erschien sie und mein Onkel befahl ihr die neuen Schulsachen in's Manor zu schaffen.
Kurz darauf erhob er sich, "Ich wünschte du könntest apparieren.", seufzte er kurz, "Das hätte spannend werden können.", fies grinsend begab er sich zum Ausgang der Bar.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt