278. Stundenpläne

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Pünktlich am nächsten morgen erwachte ich und schlüpfte in meine Schuluniform.
Meine Schultasche lies ich sich selber packen und richtete nebenbei meine Haare vor dem Spiegel.
Auch Jolka machte langsam die Augen auf und stöhnte erst einmal laut, "Ich fühle mich, als hätte ich gar nicht geschlafen.", seufzend setzte sie sich auf und stieg kurze Zeit später auch aus dem Bett, um sich fertig zu machen.

Ungeduldig setzte ich mich auf meins, um auf sie zu warten.
"Fertig?", fragte ich immer wieder in Abständen, bis sie es endlich bejahen konnte.
Ich warf mir meine Schultasche um und wir gingen gemeinsam in den Gemeinschaftsraum, in dem schon das Leben tobte, denn jeder wollte seinen Stundenplan haben.

Doch von meinem Onkel war weit und breit noch nichts zu sehen.
"Ähm, Jolka.", sagte ich belustigt und deutete in eine Richtung. Ihr klappte die Kinnlade herunter, als sie ihren kleinen Cousin überdreht auf einem Tisch stehen sah.
Er war gerade dabei einen anderen Jungen aus der ersten Klasse auf den Tisch zu helfen, als Jolka auch schon los stürmte.

Wie eine verrückte packte sie ihn am Kragen und zog ihn mit Kraft vom Tisch herunter.
Ich hörte sie schimpfen, denn sie hatte es im letzten Moment geschafft, da mein Onkel gerade den Raum betrat und auf der Empore stehenblieb, als die Schüler ihn bemerkten wurde es schlagartig still im Raum.
Ich drängte mich durch die Schüler zu Jolka und Levi, doch mein Onkel sagte noch kein Wort.

Er genoss sichtlich die Macht, die er alleine nur mit seiner Anwesenheit ausüben konnte. Er stand einige Minuten so dort und schien jeden Schüler zu mustern, bevor er begann zu sprechen.
"Wie ihr bereits wisst, bin ich Professor Lestrange, euer neuer Hauslehrer und euer Lehrer in den Dunklen Künsten.", er legte eine Pause ein und schritt die Stufen zu uns hinab. Alle Schüler verfolgten ihn mit ihren Blicken.

"Ich dulde in meinem Haus keine Albernheiten, Unfug, Fehlverhalten, kurz gesagt, haltet euch an die Benimmregeln und ich bin zufrieden.", er Schritt durch die Schülermenge, die sofort für ihn Platz machte.
"Noch Fragen?", er blieb vor einem Jungen aus der fünften Klasse stehen und blickte auf ihn herab. Dieser jedoch senkte ehrfürchtig seinen Blick, was meinem Onkel eben so zu gefallen schien, "Sehr gut. Also, ich werde nun eure Namen aufrufen und ihr holt euch euren Stundenplan bei mir ab.", er Schritt zurück auf die Empore und holte einen Stapel Pergament aus seinem Umhang und begann die Schüler zu sich zu rufen.

Ich wendete meinen Blick ab und sah nun zu Levi hinab und hockte mich zu ihm herunter, "Du hast verstanden, was er gesagt hat oder?", fragte ich einschüchternd, jedoch wollte ich ihn nur vor Strafen schützen, er war schließlich Jolkas Cousin und Logans Bruder.

Der kleine nickte kurz und suchte den Blick des andern Erstklässlers, den er auf den Tisch ziehen wollte.
Ich warf Jolka noch einen warnenden Blick zu, denn ich wusste, dass weder mein Vater, noch Rabastan Gnade zeigen würden.

Ich blickte durch die Menge und fand schließlich, wonach ich gesucht hatte.
Ich ging um die Menge herum und stellte mich unauffällig neben den Jungen, "Walsh.", flüsterte ich als Begrüßung.
Er hob seinen Kopf und musterte mich, "Lestrange. Wie komme ich zu der Ehre?", fragte er spöttisch.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an, "Tu nicht so, als würde ich nie mit dir reden.", vorwurfsvoll verschränkte ich die Arme.
Er hob unschuldig die Hände und zuckte mit den Schultern, "Ich könnte es bestimmt an einer Hand abzählen, wie oft es vorgekommen ist.", gemein lächelte er mich an, "Also? Was willst du?"
"Ich habe dich in der Schlacht kämpfen sehen. Du bist echt schlecht.", ich lache fies auf, denn meine Aussage traf nicht so ganz zu, "Ich meine ja nur."

"Lestrange.", rief mein Onkel streng und ich schreckte auf.
Schnellen Schrittes ging ich zu ihm hinauf und ließ Walsh verwirrt alleine zurück.
Ich war mir sicher, dass auch er ausgewählt wurde, um für unser Haus zu kämpfen.

"Was für ein Vergnügen, wir verbringen die ersten beiden Stunden gemeinsam.", mit einer gespielten Freundlichkeit drückte Rabastan mir meinen Stundenplan gegen den Bauch.
Ich sah meinen Onkel abwertend an, schließlich dachte ich, dass er mich bevorzugt behandeln wollte.
Vielleicht stimmte es doch nicht, denn im nächsten Moment packte er mich an der Schulter und schubste mich in Richtung des Ausgangs.

Abschätzig blickte ich noch einmal über meine Schulter, bevor ich den Gemeinschaftsraum verließ und auf den Gang trat.
Also trottete ich am ersten Morgen alleine zum Frühstück in die große Halle.
Mein Vater war bereits da und stolzierte durch die Halle, während er alle Schüler im Auge behielt. Ich war mir sicher, dass es für ihn fast nichts schöneres geben könnte, als Kinder auf Grund kleiner vergehen zu bestrafen. Er wartete regelrecht darauf, dass jemand etwas anstellte, doch es blieb an diesem Morgen still.

Pünktlich zum Schlag der Glocken saß ich im Klassenzimmer für die dunklen Künste, Jolka saß wie immer neben mir. Hinter uns hatte Deric es sich bequem gemacht, doch neben ihm blieb der Platz leer, denn Brian war nicht mehr unter uns.
Auch wenn ich es nicht recht zugeben möchte fehlte er in unserer Gruppe sehr und ich war mir sicher Jolka fühlte sich alleine, denn sie waren so etwas wie beste Freunde gewesen.
Ich musste auflachen bei dem Gedanken, dass Jolka sich nun vielleicht mit Deric besser anfreunden könnte.

Schon für dieses leise Geräusch erntete ich einen strengen Blick von meinem Onkel, der gerade ansprach, was das Jahr über auf dem Plan stehen würde.
Entschuldigend sah ich ihn an und begann die Themen aufzuschreiben, die er ansprach, denn es könnte gut sein, dass diese in der Abschlussprüfung getestet werden.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt