247. Vermutung

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"Nicht alles ist für deine Ohren bestimmt, Aries.", er wischte sich die Hände an seinem Umhang ab.

"Wie läuft es im Unterricht?", es klang eher beiläufig, als interessiert, doch ich kam nicht zur Antwort, da Deric mit Brian lauthals redend in den Gemeinschaftsraum platzte.

Sofort sprang Scutum auf und wollte die beiden rausschmeißen, doch Rabastan hielt ihn zurück.
Schließlich bemerkten die beiden Jungs die Erwachsenen und sahen sie überrascht an.

Langsam erhob sich mein Onkel und ging auf die beiden zu.
Ich hatte Deric noch nie ängstlich gesehen, doch ich war mir sicher, dass der Ausdruck auf seinem Gesicht eine Mischung aus Angst und Respekt war.

Rabastan blieb vor Deric stehen, packte sein Gesicht grob und betrachtete es von allen Seiten.
Zu meiner Überraschung ließ Deric es sogar zu, er schien viel zu perplex, um etwas dagegen tun zu können.

"Du könntest der Zwilling deines Vaters sein.", kam es über die Lippen meines Onkels. Es war kaum lauter als ein Flüstern.
Deric sah ihn nun überrascht an und trat einen Schritt nach hinten, als Rabastan ihn losließ.

"Erstaunlich. Doch heute sieht er lange nicht mehr so gut aus fürchte ich, hm?", er klang zynisch und lachte kurz auf.
Interessiert sah ich zu den beiden, denn ich hoffte mehr über seine Eltern erfahren zu können.

"Da haben Sie wohl Recht.", stimmte Deric nicht weniger zynisch meinem Onkel zu.
Zufrieden grinsend drehte dieser sich zu mir um und lachte kurz, bevor er wieder Deric und Brian beäugte.

"Setz dich doch zu uns, mein Junge.", grob legte mein Onkel seine Hand in Derics Nacken und schob ihn gegen seinen Willen zu uns herüber.
Deric setzte sich zu mir und warf mir einen merkwürdigen Blick zu.

"Meine Nichte und der Junge von Garyl. Sehr schön.", sagte Rabastan zynisch und lehnte sich zurück, bevor er seinen Sohn einen leichten Schlag gegen den Arm verpasste, "Mein Sohn, Scutum.", sagte er und versuchte stolz zu klingen, was ihm leider missglückte.

Deric zog kurz einen Mundwinkel hoch und sagte kein Wort.
Ich verdrehte die Augen, "Wenn du nichts mehr zu sagen hast, kannst du gerne gehen.", sagte ich vorlaut und erntete einen warnenden Blick von meinem Onkel.

Ich wollte Deric aus der unangenehmen Situation herausholen, doch mein Onkel ließ natürlich nicht locker. Er beäugte Deric weiterhin, auch Scutum beugte sich nun nach vorne und sah Deric an.

Schließlich erhob ich mich, "Es gibt gleich Abendessen."
Rabastan nickte verstehend, "Dann kann dein kleiner Freund ja schon ein Mal vorgehen.", er nickte in Richtung der Wand.

Deric verabschiedete sich höflich, wie ich ihn nicht kannte und verschwand durch die Wand.
Scutum sah sich um, ob wir noch alleine waren, "Sagst du ihr es jetzt endlich?", fragte er ungeduldig.

Rabastan sah mich ernst an, "Dein Vater und ich haben vor einiger Zeit noch ein mal über den Windgeist gesprochen, den ihr in London gesehen habt. Nachdem er immer wieder sagte, dass niemand diese Wesen seit langer Zeit gesehen hatte, glaubte er es schließlich doch.", er erhob sich und stand nun direkt vor mir, "Wir glauben, dass der Geist von Caelum sprach, als er sagte dein Bruder wäre seelenlos und wird mit dem Leben bezahlen.", flüsterte er.

Ich sah Rabastan mit zusammengekniffenen Augen an, "Caelum?", fragte ich laut.
Mein Onkel nickte, "Caelum hat eine große Veränderung durchgemacht, seit dem er tagtäglich im Ministerium unterwegs ist. Volans hingegen hat sich kaum verändert.", er sah mich ernst an.

"Theodore sagte mir, dass die Geister laut den Geschichten immer etwas prophezeien, was auch wahr werden wird.", ich schluckte schwer.
Scutum nickte und erhob sich eben Falls, "Wir sind dabei eine Lösung zu finden, Aries.", sagte er sanft und legte eine Hand auf meine Schulter.

"Wer weiß alles davon?", flüsterte ich und legte mir eine Hand auf die Stirn, "Nur wir und deine Eltern.", Rabastan sah auf die große Uhr, "Scutum, es wird Zeit für uns."
Ich musste mich von den beiden verabschieden und folgte schließlich Deric zum Abendessen.

Deric sah mich zögerlich an, als ich mich zu ihm, Jolka und Brian setzte.
In Ruhe legte ich mir die besten Sachen auf den Teller.
"Dein Onkel ist unheimlich.", sagte er mit zusammen gezogenen Augenbrauen.

Ich lachte unüberhörbar auf, "Dann müsstest du erst ein Mal meinen Vater kennenlernen.", flüsterte ich belustigt.
Er riss kurz die Augen auf und wendete sich wieder seinem Essen zu.
Ich wusste, dass ihm bewusst war welche Macht unsere Familie hatte, doch durch die Bekanntschaft meines Onkels war es ihm wohl noch deutlicher geworden.

Schweigend aßen wir unser Abendessen, bis Deric wieder vom Teller aufsah. Er schien die ganze Zeit nachgedacht zu haben, "Und wie ist dein Vater?", fragte er langsam.
Überrascht sah ich ihn an und zuckte mit den Schultern, "Ähnlich wie mein Onkel...nur anders halt.", belustigt sah ich ihn an.

Ich fand langsam meinen Spaß daran, denn so respektvoll habe ich ihn noch nie erlebt, wie meinem Onkel gegenüber.
Deric zuckte auf meine Antwort hin nur kurz mit dem Mundwinkel und schüttelte mit dem Kopf.
Auch Jolka und Brian waren recht schweigsam und warfen sich immer wieder fragende Blicke zu.

"Vater lässt dich grüßen.", hörte ich plötzlich Dracos beiläufige Stimme, als er an mir vorbei ging um sich weiter weg an den Tisch zu setzen.
"Danke.", murmelte ich ihm verwirrt hinterher.

"Ich gehe zu Zac und Logan.", flüsterte Jolka und verließ uns drei.
Deric und Brian sahen sich an, plötzlich erhob sich Brian schlagartig, "Ich fühle mich nicht gut.", sagte er schnell, "Ich gehe ins Bett."

Schnell zog er aus der großen Halle ab. Amüsiert sah ich Deric an, "Er fühlt sich sicher nicht gut, weil er an einem Wochenende mal Schulaufgaben bearbeitet hat.", kopfschüttelnd sah ich Brian hinterher und trank meinen Kürbissaft aus.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt