211. Apparierkurs

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In der Halle hatten sich schon fast alle für die Übungsstunde eingetroffen. Auch Jolka war bereits dort, doch hielt sie merkwürdigerweise Abstand zu mir.

Anders tat es Deric. Ohne Schamgefühl stellte er sich vor den Reifen neben mir, doch schenkte er mir wieder einmal keine Beachtung.

Genervt stöhnte ich auf und hielt Ausschau nach einem anderen freien Platz, doch da ertönte schon die Stimme des Lehrers.

Wie jede Stunde sollten wir uns auf den Reifen vor uns konzentrieren, um in ihn hinein apparieren zu können.
Verächtlich blickte ich zu Deric, der vollkommen konzentriert auf den Reifen starrte.

Ich biss mir nachdenklich auf der Unterlippe herum, während ich ihn beobachtet.
Genau im richtigen Moment zog ich sein rechtes Bein mit meinem Fuß nach hinten.

Seine Konzentration verflog schlagartig, jedoch apparierte er in den Reifen und zersplinterte.
Es war nicht so, wie es einigen anderen im Kurs erging. Sie hatten ein Bein oder einen Finger zurück gelassen.

Deric jedoch blutete schlagartig am Bein, ohne etwas zurückgelassen zu haben.
Mit schmerzverzehrtem Gesicht ließ er sich auf den Boden fallen.

Ich war enttäuscht, denn ich hatte mir mehr erwartet. Sofort eilte Professor Flitwick herbei und begann Derics Bein zu behandeln.

Derics Blick verriet mir, dass er höllische Schmerzen hatte, aber mir keinen Triumph gönnen wollte.
Immer wieder spähte er zu mir rüber, während alle Anwesenden beobachteten, wie er von Professor versorgt wurde.

"Gehen Sie damit zu Madame Pomfrey.", sagte der kleine Professor, nachdem er weitesgehend die Blutung gestoppt hatte.
Schlürfend verschwand Deric aus der großen Halle.

Gemein grinsend sah ich ihm hinterher, doch plötzlich stand Professor Snape vor mir, packte mich schmerzhaft am Oberarm und zog mich aus der Halle.

"Für dich ist der Unterricht für heute beendet.", sagte er streng, als wir vor der Tür angelangt waren.

"Ein zweites Vergehen und du wirst vom Kurs ausgeschlossen. Klär gefälligst deine Probleme mit Mister Scott in deiner Freizeit.", er lies mich los und schubste mich von sich weg, "Ich werde noch heute deinen Eltern schreiben.", mit diesen Worten ging er zurück in die Halle.

Die Türen schlossen sich laut hinter ihm.
Trotzig starrte ich die Türen an.
Deric sollte mit seiner Verletzung in den Krankenflügel, was hieß, dass er Richard sehen würde.

"Verdammt.", murmelte ich leise.
Doch statt ebenfalls in den Krankenflügel zu gehen, schlug ich den Weg in den Gemeinschaftsraum ein.
Ich musste nicht die Probleme zwischen Richard und Deric klären, dass sollten sie irgendwie alleine schaffen.

Immerhin würde ich meinen 17. Geburtstag niemals vergessen.
Schmunzelnd ließ verzog ich mich an einen Tisch im Gemeinschaftsraum und starrte vor mich hin.

Ich wusste nicht, was ich nun tun sollte. Jolka und Brian waren beim Apparierkurs, Deric und Richard im Krankenflügel.
Gelangweilt griff ich nach einem Koboldsteinset und rollte die Murmeln hin und her.

"Das war heute morgen eine Show, was?",fragte Draco mich belustigt, der mit Blaise im Schlepptau zu mir herüber kam, "Das war unterhaltsam.", spöttisch sah er Blaise an.

"Halt deine Klappe.", sagte ich nur genervt und spielte weiter mit den Murmeln herum, "Wo ist Theodore?", fragte ich gähnend und sah meinen Cousin an.

"Ich habe keine Ahnung, aber seit Sommer treibt er sich mit diesem Mädchen aus Ravenclaw herum.", sagte er abwertend, "Sie ist in deinem Jahrgang. Zoe Linn oder so."

Ich nickte verstehend. Theodore war meine letzte Möglichkeit der Langenweile zu entgehen.
"Hab noch einen schönen Geburtstag.", sagte Draco sarkastisch, drehte sich um und zog Blaise aus dem Gemeinschaftsraum.

Ich sehnte mich nach einem Gespräch mit Volans. Ich vermisste ihn mehr, als ich es schon vor dem neuen Schuljahr vermutet hatte.
Riesig freute ich mich auf die Weihnachtsferien, in denen ich hoffentlich nach Hause fahren durfte.

Als es Zeit war zum Abendessen in die große Halle zu gehen, schloss ich mich Oliver an, der einige Erstklässler unter Beobachtung hielt.

"Ein Glück nehme ich nicht an dem Kurs Teil.", sagte er erleichtert, als ich ihm von Derics Zersplintern erzählte, "Ich hatte sowieso zu große Angst vor Unfällen, weshalb ich mich dagegen entschieden habe."

"Apparieren ist gar nicht so schwer, wie alle immer behaupteten. Es macht Spaß.", grinsend setzen wir uns zu Jolka und Brian.
Beide sprachen kein Wort mit uns. Sie brachten nicht einmal eine Begrüßung heraus.

Gerade als wir mitten beim Essen waren, öffnete sich die Tür und Deric stand dort. Seinen Schritten nach zu urteilen hatte er keine bleibenden Schäden zurück behalten.
Enttäuscht starrte ich auf meinen Teller und aß weiter.

Die anderen sahen ihn begeistert und freudig an, als er sich auf den Platz neben mir setzte.
"Dir geht es wieder gut?", fragte Jolka begeistert.

Deric nickte, "Auf jeden Fall besser als dem guten Richard.", er lachte kurz auf, "Er kann wohl nicht mehr sprechen, denn er brachte kein Wort heraus, als er mich sah.", belustigt füllte er sich seinen Teller.

Wie so oft beachtete er mich kaum, doch seine Worte ließen mich aufsehen, "Richard ist wach.", sagte ich feststellend und stand auf.
Ich musste ihn besuchen gehen und sehen wie es ihm ging.

Plötzlich sah Deric mich entgeistert an, als wäre es unnormal seinen Freund besuchen zu wollen. Doch er fing sich schnell wieder, "Bestelle ihm einen schönen Gruß und gute Genesung.", sagte er voller Ironie und lächelte fies.

"Vollidiot.", sagte ich nur noch laut und verließ schnellen Schrittes die große Halle.
Ich nahm den schnellsten Weg in den Krankenflügel und meldete mich bei Madame Pomfrey an.
Streng sagte sie mir, dass ich 15 Minuten bleiben dürfte und kümmerte sich wieder um ihre Patienten.

"Richard.", flüsterte ich, als ich an seinem Bett ankam und mich auf den freien Stuhl setzte.
Mühevoll öffnete dieser die Augen und sah mich schwach lächelnd an.

Er freute sich sichtlich über meinen Besuch und griff nach meiner Hand, "Wann darfst du gehen?", fragte ich flüsternd.
"Morgen gegen Mittag."

Ich nickte kurz und dachte eine Weile lang nach, "Was hat Deric zu dir gesagt und wieso hast du ihm nicht geantwortet? Er verbreitet nun, dass du wohl nicht mehr reden kannst.", seufzend sah ich Richard an.

Er drehte seinen Kopf ausweichend zur Seite, bevor er zu reden begann.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt