196. Rabastan in der Winkelgasse

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"Warum wird hier so früh am Morgen herum geschrien?", fragte er an meine Mutter gerichtet.
Sie ging weiter mit ausgestrecktem Finger auf Caelum zu, doch sah dabei unseren Vater an.
"Dein Sohn spricht sich gegen MEIN Wort aus!", sagte sie laut.
"Ach? Wirklich?", fragte er desinteressiert und drückte ihr im vorbei gehen einen Kuss auf die Wange.

Angewidert sah ich meinem Vater hinterher. Auch meine Mutter schien dies nicht zu beruhigen, "Rodolphus!", sie drehte sich schwungvoll zu ihm.
"Aries möchte dem dunklen Lord dienen, also wird sie dies auch tun!", sagte sie lauthals.

Entspannt nahm unser Vater eine Tasse Kaffee von der Hauselfin entgegen, "Natürlich, warum auch nicht?", fragte er und pustete leicht in seine Tasse.

"Vater du willst doch nicht wirklich wollen, dass sie Potter mit verfolgen darf? Sie ist erst 16!", protestierte Caelum, trat an den Tisch heran und stützte sich darauf ab.

Plötzlich sah mein Vater interessiert zu Caelum auf, doch begann keine Diskussion mit unserer Mutter, "Nun lasst uns erst einmal frühstücken, alles weitere bespreche ich mit eurer Mutter später. Wo bleibt Volans?"

Vorsichtig setzte ich mich auf meinen Platz und sah meinen Vater an. Ich wusste, dass er eindeutig dagegen war, doch er wollte dies nicht vor mir mit meiner Mutter ausdiskutieren.

"Volans will heute mit Aries in die Winkelgasse, um ihre neuen Bücher zu kaufen. Eigentlich sollte er schon längst wach sein.", sagte Caelum ruhig und trank einen Schluck von seinem Tee.

Unser Vater schüttelte mit dem Kopf, "Ich habe Rabastan gebeten mit dir deine Schulsachen zu kaufen. Du wirst alles neu bekommen, die anderen Sachen hast du schließlich schon 5 Jahre."

"Vielen Dank Vater.", sagte ich anständig und wendete mich meinem Essen zu.
Ich spürte die Blicke, die umher gingen. Meine Mutter durchbohrte meinen Vater, dieser gab ihr den selben Blick zurück. Mein Bruder beobachtete mich und sah ab und zu zu unserem Vater.

"Um 11 Uhr möchte Rabastan los. Ich möchte, dass du dir deinen besten Umhang raus suchst.", bestimmend sah unser Vater mich an.
"Natürlich Vater.", sagte ich leise und erhob mich, um in mein Zimmer zu gehen.

"Entschuldigt mich bitte.", hörte ich Caelum sagen, der kurze Zeit später neben mir auftauchte.
"Du musst es Rabastan heute sagen."

Fragend sah ich meinen Bruder an, "Was sagen?"
Wir blieben mitten auf der Treppe stehen und starrten uns an.
"Volans hat mir erzählt, dass du der Meinung bist, deine Fähigkeit herausgefunden zu haben. Du musst es unserem Onkel erzählen.", sagte er erneut.

Zweifelnd sah ich ihn an, "Und du? Was ist mit dir? Hast du herausgefunden was es bei dir ist?", fragte ich schnell um abzulenken, denn ich war mir kein Stück sicher, ob ich wirklich meine Fähigkeit erkannt hatte.
"Vater und ich haben schon lange alles besprochen.", er nickte, doch ignorierte meinen neugierigen Blick, "Bei Volans sieht es anders aus, daher soll er auch hier bleiben, um mit Mutter den Tag zu verbringen."

Verstehend nickte ich, "Und ich also mit Rabastan.", flüsterte ich leise.
Langsam gingen wir weiter die Treppe rauf, während mein Bruder seine Taschenuhr aus seiner Tasche zog, "Du hast noch ein wenig Zeit, willst du mir erzählen was du weißt?", flüsterte er mysteriös und ging voraus.

Mit einem unwohlen Gefühl im Bauch folgte ich ihm schnell über den Flur und schloss lautlos die Tür hinter mir. Schnell setzte ich mich auf sein Bett und atmete tief ein. Es fühlte sich an, als wäre es verboten über diese Fähigkeiten zu sprechen, doch ich war auch neugierig.

"Erzähl du zuerst.", forderte ich Caelum auf, der kurz schelmisch grinste.
"Es mag sinnlos klingen, aber ich kann die Emotionen anderer Leute beeinflussen und komplett manipulieren. Ich kann mit einer Berührung jemanden dazu bringen seinen besten Freund zu hassen oder seinen Feind zu lieben.", er lachte kurz auf, "Ich wusste nichts damit anzufangen, bis Vater mich um ein Gespräch bat und mir alles erzählte."

Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich meinen Bruder an. Es klang für mich wirklich sinnlos, aber er schien sich damit auseinandergesetzt zu haben.
"Und jetzt du.", er zog sich einen Stuhl zu mir heran und sah mich gespannt an, "Erzähl schon.", flüsterte er.

Schnell spähte ich auf seine Wanduhr. Es war bereits fünf Minuten vor 11. Schnell sprang ich auf, "Ich muss noch meinen Umhang holen, Rabastan mag es nicht, wenn man ihn warten lässt. Tut mir leid Caelum.", ratterte ich runter und verließ schnell sein Zimmer.

Ich rannte in mein Zimmer und öffnete den Kleiderschrank, um meinen besten Umhang herauszuholen.
Schnell warf ich ihn mir über und schloss die oberen beiden Knöpfe.
Anschließend verstaute ich die Materialliste, die bereits vor einigen Tagen ankam, in meinem Umhang.

"Noch pünktlich.", begrüßte mich Onkel Rabastan, der mit verschränkten Armen am Ende der Treppe wartete. Sein eines Bein hatte er lässig auf die zweite Stufe gestellt, "Hast du alles?"
Nickend sah ich ihn an, "Ja.", ich klopfte auf meinen Umhang.

Er machte eine merkwürdige Bewegung, als wenn er mit der rechten Hand die Luft nach oben weg schieben wollen würde und augenblicklich hatte ich die Kapuze des Umgangs auf.
Er tat das gleiche bei sich, bevor wir vor die Tür in den Regen traten und den langen Weg über das Anwesen bis zum großen Tor gingen.

Als Rabastan wortlos stehen blieb griff ich ohne Aufforderung nach seinem Arm, schließlich kannte ich es schon von meinen Brüdern.
Nach kurzem herumwirbeln fühlte ich wieder den Boden unter den Füßen und sah mich um.

Die Winkelgasse schien noch ausgestorbener, als sie das Jahr zuvor schon war. Der Regen machte die Ansicht und die Zerstörung der Läden nicht gerade besser.

Doch viel Zeit mich umzusehen hatte ich nicht, denn Rabastan zog mich durch schmale und dunkle Gassen, bis wir schließlich die Nokturngasse erreichten.

"Ähm...Rabastan. Ich glaube nicht, dass es hier Schulsacheb gibt.", sagte ich verunsichert, doch mehr als ein leises Grummeln gab er nicht von sich.
Wieder bog er in eine Gasse ab, die nun so dunkel war, dass er seinen Zauberstab ziehen musste, um uns Licht zu machen.

Mein Onkel öffnete eine alte Tür in einer Hauswand und trat vor mir ein.
Vorsichtig folgte ich ihm.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt