220. Die Gestalt

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Während ich mich schnell umdrehte griff ich nach meinem Zauberstab und hielt ihn fest unter meinem Umhang umklammert.
Volans tat es mir gleich, doch er zog seinen Zauberstab und richtete ihn drohend auf eine dunkle Gestalt.

"Sieh zu und lerne, kleine Schwester.", sagte er freudig und lies einen Fluch auf die Gestalt los.
Ich sah seinem Fluch hinterher, bis er an der Gestalt ankam. Doch plötzlich ertönte ein lauter Knall und die Gestalt blockte den Fluch ab.

Sie lenkte ihn an die rechte Hausmauer und einige Steinchen bröckelten herab.
Mit aufgerissenen Augen drehte ich blitzschnell meinen Kopf zu meinem Bruder.

Statt erstaunt zu sein sah ich in der Dunkelheit nur das Blitzen der Freude in seinen Augen, bevor er seinen Zauberstab leicht sinken ließ und abwartete, was die Gestalt tat.

"Volans.", flüstere die Gestalt und kam langsam und vorsichtig näher, "Bist du wirklich dieser Mensch?"
Mein Bruder ließ seinen Zauberstab weiter sinken und hörte der Gestalt nun gebannt zu.

Mich beachtete die Gestalt mit der Frauen Stimme kaum, als sie näher kam, "Du bist nur das zu dem dich deine Familie gemacht hat oder etwa nicht?"
Mein Bruder stand wie gefesselt da und starrte diese Frau an, die ihn ganz genau zu mustern schien.

Langsam zog ich meinen Zauberstab unter meinem Umhang hervor, "Confringo!", rief ich laut, als auch schon der Fluch einschlug.
Ich packte meinen Bruder am Arm und disapparierte.

Wir landeten mitten in London, an der Ecke, wo wir zuvor angekommen waren.
Erst jetzt hatte sich mein Bruder wieder gefangen, "Was ist da eben mit dir passiert?", flüsterte ich entgeistert.
Volans schüttelte mit dem Kopf, er schien es selber nicht zu wissen.

"Es fühlte sich an, als hätte sie mich mit einem Zauber belegt.", flüsterte er fassungslos.
"Oder hast du ihre Worte zu ernst genommen?"

Volans schüttelte mit dem Kopf, "Es hörte sich so weit weg an. Alles war so weit weg.", er schluckte kurz, "So etwas habe ich noch nie erlebt."
Plötzlich verschwand seine Fassungslosigkeit und er starrte mich an, "Wieso hast du uns hier her gebracht? Wolltest du nicht wissen wer sie war?", schrie er schließlich und schubste mich weg.

Die vorbeigehenden Muggel sahen uns kopfschüttelnd an und gingen weiter ihres Weges.
"Diese Frau hat irgendetwas mit dir gemacht und ich musste dich von ihr weg holen!", zischte ich.

Mein Bruder verzog das Gesicht, "Ich will wissen wer sie ist.", er lief zwischen zwei Häusern und verschwand wieder mit einem leisen Plop.

"So ein Vollidiot.", murmelte ich leise und disapparierte wieder.
Ich kam hinter einer Hauswand zum stehen und lugte um die Ecken.
Irgendwo hier muss es gewesen sein.

Plötzlich huschte etwas durch die Gassen. Schnell und kaum sichtbar.
Ich zog meinen Zauberstab hervor und folgte der Bewegung.
Mein Bruder war nirgendwo zu sehen.

Als ich die Gestalt eingeholt hatte, blieb sie stehen und drehte sich um. Es war ohne Zweifel die Frau von vorhin, doch sie hatte sich verändert. Sie war nun weiß, fast unsichtbar und schwebte über dem Boden.

"Du bist ein Windgeist.", flüsterte ich feststellend, "Was hast du mit meinem Bruder gemacht? Wo ist er?", rief ich laut.
Sie schwebte noch weiter hinauf, doch kam auf mich zu.

Sie sprach nicht mit mir, sondern kam immer näher. Mit erhobenen Zauberstab stand ich nun vor ihr, doch sie musterte mich nur.
Ihr Gesicht sah weich und schön aus, doch ihre Augen waren kalt und leer.

Prüfend blickte ich kurz auf mein Handgelenk, um zu sehen, ob mein Armkettchen noch da war.
"Sei unbesorgt, dein Bruder ist wohl auf.", flüsterte die Gestalt leise, "Er ist ein starker Mann, doch er hat Probleme, die auch ich nicht mehr lösen kann."

Fragend sah ich sie an und schüttelte mit dem Kopf, ich verstand nicht, was der Windgeist von sich gab, "Mein Bruder hat keine Probleme.", flüsterte ich noch leiser.

Die Frau gab einen kurzen Gesang von dich, was wohl ein Lachen sein sollte, "Du hast eine schwarze Seele. Doch dein Bruder ist seelenlos und das wird ihm das Leben kosten.", plötzlich kam ein leichter Windstoß und der Geist verschwand.

Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf meinen Bruder, um ihn schnell zu finden.
Nach ca. 10 Minuten fand ich ihn an einer Wand in der dunklen Nebenstraße gelehnt.

Er schien außer Atem, lachte jedoch vor sich hin, "Hast du sie wieder gefunden?", fragte ich sofort.
Volans lachte verrückt auf, "Diese Frau ist vor mir geflohen."

"Also hast du nicht mit ihr gesprochen?", fragte ich leise.
Wütend sah er mich nun an, "Wie denn, wenn sie abhaut?", schrie er mich so laut an, dass es von den alten Wänden hallte.

"Ich gehe nach Hause.", sagte ich entschlossen und sah mich prüfend um. Mir war unwohl in dieser Gegend und ich war mir sicher, dass ich hier kein zweites Mal her wollte.

Volans nickte schnell und packte mich am Arm. Wir landeten vor dem großen Eisentor, welches zu dem Anwesen meines Onkels gehörte.

Schweigend gingen wir den langen Weg entlang. Ich würde Volans noch nicht erzählen, was diese Gestalt mir gesagt hatte.

Laut traten wir durch die große Haustür. Wir wurden bereits erwartet, denn unser Vater stand mit verschränkten Armen nur einige Meter vor uns.
Ich fragte mich wie lange er wohl schon so da stand.

"Guten Abend Vater.", sagte ich ruhig und legte meinen Mantel ab.
Volans stand neben mir und grinste zynisch, als er die Kapuze vom Kopf zog.

"Wo habt ihr schon wieder gesteckt?", fragte er ungeduldig und sah dabei besonders meinen Bruder an.
"Wir waren in London.", sagte er künstlich begeistert und drehte sich um, um seinen Umhang aufzuhängen.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah unser Vater nun mich an. Er wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als sich die Haustür schwungvoll öffnete.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt