284. Ersten Kämpfe

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"Du hast es gut, dass er dein Vater ist.", sagte Deric leise, "Jeden andere hätte Professor Lestrange wohl Manieren beigebracht.", er sah prüfend zu meinem Vater.
"Und was ist außerdem dein Problem mit Walsh? Er ist gar kein übler Typ.", flüsterte mein Freund anschließend. Sogar Oliver nickte zustimmend.
Ich verdrehte nur die Augen.

Nach dem Frühstück setzte ich mich leise in die Bibliothek und begann einen Brief an Volans zu schreiben.

Hallo Volans,
ich hoffe es geht dir gut. Wie läuft es im Ministerium? Es muss zu Hause ziemlich ruhig ohne Vater und Onkel Rabastan sein. Hier jedoch sorgen die beiden für viel Wind, die meisten Schüler haben Angst vor ihnen, reden aber hinter ihrem Rücken, dass sie nicht einverstanden sind, was die beiden tun.
Und ich? Ich fühle mich irgendwie alleine gelassen, ich vermisse dich sehr, vielleicht überlegst du es dir noch ein Mal, ob du nicht doch in Hogwarts arbeiten möchtest.
Der Unterricht ist schleppend und ich bin froh, dass endlich Wochenende ist, doch es ist anders als vorher. Es wird weniger im Schloss unternommen, die meisten Schüler ziehen sich in ihre Häuser zurück und kommen nur noch zum Essen und zum Unterricht raus.

Ich freue mich riesig, dich zu Weihnachten wieder zu sehen und erwarte ein großes Geschenk zu meinem Geburtstag!

Aries

Ich faltete den Brief sorgfältig und erhob mich lächelnd, denn ich freute mich schon auf die Antwort meines Bruders.
Ich machte mich sofort auf den Weg in die Eulerei, um den Brief abzuschicken.

Auf dem Rückweg blieb ich auf der großen Brücke stehen und blickte hinunter. Ich wusste nicht, was ich mit meinem freien Wochenende anfangen sollte. Auf meine Freunde hatte ich nicht wirklich Lust und auf Deric erst recht nicht.

Also schlenderte ich durch das Schloss und stand schließlich vor der Tür, die zu meinem Onkel führte. Nachdem ich tief eingeatmet hatte klopfte ich an diese und wartete, dass sie sich öffnete. Doch es tat sich nichts, mein Onkel schien unterwegs zu sein.

Enttäuscht und gelangweilt schlug ich den Weg zurück in den Gemeinschaftsraum der Slytherins ein und verbrachte den Tag zurück gezogen in einer Ecke.

Die nächsten Wochen vergingen noch langsamer, als die erste Schulwoche. Mein Vater und mein Onkel hatten sich inzwischen ihren Respekt mehr als verdient, denn keiner der Schüler wagte es mehr ihnen zu widersprechen oder hinter ihrem Rücken schlecht über sie zu reden.
Auch mich ließen die Schüler in Ruhe und hörten auf über mich zu reden, wenn ich in ihrer Nähe auftauchte.

Schließlich war auch schon der 1. November. Heute Abend sollten die ersten Kämpfe innerhalb der Häuser stattfinden.
Mehr als pünktlich zog ich mir meinen Duellierumhang über und verließ meinen Schlafsaal. Auch Deric war schon fertig und wartete bereits auf mich.

"Und bist du bereit gegen mich zu kämpfen?", witzelte er rum und sah mich gemein an.
"Ich bin besser geworden. Wer weiß, vielleicht kann ich es endlich mit dir aufnehmen, Scotty.", genau so gemein blickte ich ihn nun an, doch er lachte nur belustigt auf.

Mit einem Knall Schloss Walsh die Tür von seinem Schlafsaal hinter sich und kam zu uns. Auch er schien bereit zu sein und sich auf die Kämpfe zu freuen.

Gemeinsam gingen wir in die große Halle. Auf dem Weg dorthin überlegte ich mir viele Taktiken, wie ich gegen Deric gewinnen könnte, denn schließlich verlangte mein Onkel mindestens den zweiten Platz von mir.

Als wir in der Halle ankamen, bemerkten wir schnell, dass sie anders aufgebaut war, als sonst. Es war nicht mehr eine große Kampffläche, sondern vier kleine.
Außerdem war nicht nur mein Onkel da.
Professor Slughorn stand neben meinem Onkel und unterhielt sich angeregt mit ihm.
Auch mein Vater war erschienen und ging prüfend mit Professor McGonagall durch die Halle.

Neugierig blickten wir drei durch die Gegend und gesellten uns schließlich zu einigen Schülern, die am Rand eines Kampffeldes auf einer Bank Platz genommen haben.

Keine fünf Minuten später ergriff mein Onkel das Wort, "Geht in eure Gruppen.", rief er laut.
Wir stellten uns wie jedes Mal beim Training in unseren Gruppen auf und warteten auf nächste Anweisungen.

"Heute werden die ersten Kämpfe stattfinden. Doch keine Sorge, ihr werdet heute nicht alle kämpfen.", er zog einen Zettel aus seinem Umhang und begann die Namen vorzulesen, die heute kämpfen würden. Unter anderem auch Deric und Walsh.

Enttäuscht sah ich zu Boden. Ich hatte mich schon auf einen Kampf gefreut, doch heute hieß es wohl nur zusehen.
Mein Onkel teilte die vier Gruppen auf die vier Kampfbereiche auf.
Anschließend erklärte er, dass die Verlierer aus dem Team raus seien.
Ich merkte, wie die Spannung stieg, doch nicht bei Deric. Er war siegessicher, wie immer.

Für unseren Bereich war mein Onkel persönlich der Kampfrichter und rief als erstes Walsh und eine Sechstklässlerin auf.
Beide verbeugten sich und nahmen auf Kommando ihre Kampfhaltung ein.

"Walsh haut sie sowieso um.", flüsterte Deric mir leise zu, der gebannt dem schon beginnenden Kampf verfolgte.
"Natürlich.", antwortete ich nur, denn ich wusste nichts dazu zu sagen.

"Punkt für Robinson.", rief mein Onkel laut.
Walsh, der von den Beinen gerissen wurde, erhob sich und nahm wieder seine Kampfposition ein. Verbissen und agressiv sah er seine Gegnerin an, die ihn fies anlächelte.
Ich kannte diesen Ausdruck in seinen Augen. Nun machte er ernst und es würde für die jüngere Schülerin nicht gut ausgehen.

Nach nur zwei Minuten besiegte er sie und sie wurde auf direktem Wege in den Krankenflügel geschickt.
"Klasse man.", beglückwünschte ihn Deric mit einem Handschlag.

Mein Onkel hatte wieder seinen Zettel zur Hand genommen und notierte sich etwas auf diesem, bevor er die nächsten Kämpfer aufrief.
Voller Übermut stand Deric auf, als er seinen Namen hörte und stolzierte zu meinem Onkel herüber.

Auch Deric musste gegen einen Schüler aus der sechsten Klasse antreten.
"Mach ihn fertig, Junge.", sagte mein Onkel kaum überhörbar und klopfte Deric ermutigend auf die Schulter.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt