K73 "Welcome back"

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You & Me by Marc E., Bassy, G-Eazy

Your heart and my heart are very very old friends

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Ich weiß nicht was schlimmer ist: Alleine zu sein, wenn man verletzt wird, wenn jemand dir was antut, weil keiner dich beschützt. Oder verwundet zu sein und auf den Fußboden zu bluten ohne jemanden, der einem die Wunden verbinden kann, der einen ins Krankenhaus fährt, sich um dich sorgt. Wie oft Finn wohl verletzt nach Hause getaumelt ist, alleine, mitten in der Nacht und dann im Badezimmer saß und versucht hat sich selbst die Hände zu verbinden, weinend mit dem Verband zwischen den Zähnen.

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Langsam legt er sich ins Bett. Mein Blick klebt auf seinen Armen. Die Verbände halten. Sie sind groß und dick und sie machen mir ein bisschen Angst. Ob Finn schon immer so war? Schon seit einer ganz langen Zeit? Bevor ich ihn überhaupt gekannt habe? Wieso hat denn nie jemand was getan? Leise seufze ich. Setze mich zu ihm auf die Bettkante. Ich habe so viele Fragen, aber er sieht mich so an als würde er keine von ihnen beantworten. Vorsichtig nehme ich seine Hand, aber er zieht seinen Arm sofort weg. Ich lasse ihn einfach machen. Bin zu erschöpft und schockiert um mich zu beschweren. Finn hat so viele Geheimnisse und er vertraut mir keins von ihnen an. Jetzt will er mich schon wieder nicht bei sich haben.

„Wie geht's dir?" frage ich ihn und sehe auf meine Hände. Er lacht einfach nur spottend auf. War wohl nicht die richtige Frage. „Ich wollte nur wissen ob du Schmerzen hast." Ob du müde bist. Ob du noch traurig bist. Kannst du nicht zur Abwechslung mal mit mir reden? „Nein." Sagt er leise und macht einfach die Augen zu. Ich beobachte ihn stumm. Was hat er denn jetzt schon wieder? Nachdenklich starre ich einfach vor mich hin in den grauen Raum hinein. Ein erstickendes Vakuum hat sich um uns gebildet. Es besteht aus Finns stechenden toten Blicken und den Bildern in meinem Kopf. Bildern von seiner kalten Porzellanhaut und dem Blut. Dem vielen dunklen Blut. „Ich fühle mich nicht gut." Sage ich, bevor ich das Wort ‚Scheiße' verwende. „Früher haben meine Freundinnen und ich immer solche Serien geguckt wo sich zwei Mädchen um einen Jungen streiten." Normalerweise würde ich bei solch einer Erinnerung lächeln, aber heute ist mir nicht danach. „Er war immer mysteriös und dunkel und die Hauptrolle hat irgendwie immer aus Zufall herausgefunden was mit ihm los ist, während das andere Mädchen mit aller Kraft versucht hat seine Aufmerksamkeit zu gewinnen."

Ich sehe zu Finn, aber er sieht mich nicht an. Vielleicht hört er mir auch gar nicht zu. Seine Augen sind schon ganz schmal als würde er einschlafen. „Ich fühle mich wie dieses andere Mädchen. Versuche immer für dich da zu sein und gebe mein bestes und du vertraust mir trotzdem nicht. Ganz genau so als würdest du auf die Hauptrolle warten, die ganz unfreiwillig alle deine Probleme löst." Ich sehe wieder nach vorne von ihm weg. „Hoffentlich taucht dieses Mädchen bald auf, damit jemand endlich für dich da sein darf ohne dass du Hände wegschlägst und gemeine Sachen sagst, die du nicht mal meinst." sage ich genervt und auch ein bisschen gekränkt.„Hoffentlich taucht sie auf, bevor du dich in den nächsten Fluss schmeißt." Ich sehe wieder zu ihm, aber er liegt immer noch genauso da. Sieht irgendwie tot aus.

„Willst du überhaupt Hilfe oder bist du so davon überzeugt, dass alles scheiße ist, dass du nicht mal willst, dass es sich ändert?" Frage ich lauter. Weniger ruhig als zuvor. „Ich weiß nicht wie es ist in so einem Loch zu sitzen wie du es tust, aber nicht nach oben zu gucken, wo man den klaren Nachthimmel sehen kann, sondern stattdessen gerade aus auf die Pech schwarze Wand zu starren ist einfach nur bescheuert!" Ich rutsche weiter aufs Bett bis ich im Schneidersitz sitzen kann. „Du bist so ein Pessimist und Sturkopf, dass ich mich echt wundere wie ich es mit dir aushalten kann. Ich hab wohl wirklich Nerven aus Stahl." Stelle ich fasziniert fest. „Ich meine, du hast mich schon so oft geschlagen, angeschrien, beleidigt, ignoriert, angelogen, bedroht, sogar fast zum Rauchen gezwungen und ich bin immer noch hier. Ich sitze hier obwohl du offensichtlich keine Ahnung hast wie man nett zu anderen ist. Du hast keinen Respekt, bist aggressiv und vorschnell, glaubst es drehe sich alles immer nur um dich und du lässt dir nicht mal helfen. Bemitleidest dich lieber stumm." Ein Laut der Frustration verlässt meinen Mund. „Und ich bin immer noch hier. Würde ich wenigstens dafür bezahlt. Ich bin nett zu dir, ich hab dich lieb, ich verzeihe dir alles und versuche für dich da zu sein und ich kriege nie, absolut nie auch nur irgendwas zurück, als wäre es ein Privileg so absolut schlecht von dir behandelt zu werden."

I Can't Tell You Who I AmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt