K10 "Party"

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First Kiss by Marcus & Martinus

We kissed like the rain kisses the lonely

Ich laufe müde in den Klassenraum. Erste Stunde Geschichte, seufz. Langsam bewege ich mich in die zweite Reihe. Der Klassenraum sieht ein bisschen aus wie ein Hörsaal, weil die Tische in jeder Reihe fest eingebaut sind und höher stehen. Es ist noch kaum jemand da und dabei beginnt der Unterricht in zwei Minuten. Reiche Leute können sich wohl alles leisten, was? Okay, das ist ein bisschen unfair. Ich nehme das zurück. Heute bin ich wohl nicht so gut drauf. Liegt bestimmt daran, dass ich wieder nicht gut geschlafen habe. Erste Schultage sind wohl wirklich nicht mein Ding. Ich setzte mich langsam irgendwo in die Mitte und hole wieder wie üblich meinen Kollegeblock und meinen Kuli raus. Die haben mir immer noch keine Bücher gegeben.

„Na wenigstens sind schon ein paar von ihnen hier." Ich sehe zur Tür und da kommt ein kleiner ungefähr Mitte 40 jähriger Mann herein. Das ist dann wohl Herr Schmitdt. Heute wohl ganz in beige gekleidet. Interessant. Er trägt eine dunkel beige Hose und einen helleren Pollunder über einem weißen Hemd. Seine Füße kann ich von hier nicht sehen, aber ich schätze mal, dass er diese üblichen braunen Leder Schuhe anhat, die auch gefühlt jeder zweite Lehrer besitz. Der Mann legt seine alte Tasche auf das Lehrerpult und schiebt seine kleine goldene Brille wieder auf seine Nase. Seine Frisur sollte aber er vielleicht nochmal überdenken. Er hat kaum noch Haare auf dem Kopf und hat so ein paar lange Strähnen über seine Glatze gestrichen. Da seine Haare komplett schwarz sind, hat es irgendwas von einem Streifenhörnchen. Die kleine Brille und und die dunklen Augen zusammen mit dem Eierkopf lassen ihn aber auch ein bisschen wie der Maulwurf vom Sandmännchen aussehen.

„Sie können dann schonmal Seite 66 im Buch aufschlagen." Würde ich ja gerne machen, aber ich hab eben kein Buch. Ich stehe also auf und laufe über die Stufen nach unten um Herrn Schmitdt doch direkt mal darauf anzusprechen. Vielleicht bringt er mir dann nächste Stunde eins mit oder schickt mich ins Sekretariat. „Guten Morgen." Er dreht sich verwirrt zu mir um. Mehr Maulwurf als Streifenhörnchen, eindeutig. Seine kleinen Augen sehen mich skeptisch durch seine mini Brille an. „Ich bin neu und ich habe noch kein Buch bekommen." Dann gehen plötzlich seine zwei kleinen Augenbrauen hoch und ein breites Grinsen entsteht auf seinem Gesicht. „Sie müssen Étoile Champagn sein. Das ist ja super, dass sie direkt nach vorne kommen. Ich hab ihren Namen auf meiner Liste gesehen und war direkt neugierig was es damit zu tun hat. Dann müssen wir für sie wohl auch ein bisschen französische Geschichte machen, was?" Er lacht vor sich hin und kramt dann in seiner Tasche rum. „Ich werde ihnen für die nächste Stunde ein Buch mitbringen. Heute können sie meins benutzen." Er reicht mir freundlich lächelnd sein Buch und ich beginne mich schon schlecht zu fühlen, weil ich ihn Maulwurf genannt habe. „Dankeschön."

Er beugt sich komisch zu mir vor und starrt mich geradezu fasziniert an. „Nun sagen sie schon. Was hat es denn mit ihrem Namen auf sich. Das ist ja schon alles sehr interessant." Ich lächle nervös. Können sie nicht einen Schritt nach hinten machen? „Meine Groß-Großeltern kommen aus der Champagne in Frankreich und der Familienname ist schon sehr alt. Meine Eltern haben damals als sie sich kennengelernt haben ein Musical in Paris angesehen und die Hauptperson hieß Étoile. Mein Name ist also irgendwie eine Erinnerung daran wie sie sich kennengelernt haben." Herr Schmitdt klatscht begeistert in seine Hände. „Das ist ja richtig fantastisch. Und so viel historischer Kontext." Ich lache leise. So viel Begeisterung habe ich von einer Lehrpersonal noch nie erlebt. Herr Schmidt ist wohl einfach leicht zu begeistern. „Dann sind sie ja bestimmt eine Expertin, wenn wir über die Geschichte Frankreichs sprechen. Fantastisch! Wo haben sie sich denn hingesetzt?" Überrascht zeige ich dort hinten auf meinen Platz. „Da in der Mitte." Als ich ihn wieder ansehe nickt er motiviert. „Gut, gut. Dann schreibe ich sie direkt auf meinem Sitzplan auf." Ach so einer ist er? Ich dachte er wäre lockerer. Ich nicke einfach kurz und lächle freundlich und gehe dann wieder auf meinen Platz zurück.

I Can't Tell You Who I AmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt