K86 "A fight not worth a fight"

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I just know - Jacob Lee

You know what's worse than dying?
Living life when you just want it to end.

Finn (14):

Ich habe noch nie auf der Straße geschlafen. Normalerweise verbringe ich die Nacht in designer Häusern, mit großen Fenstern, aber mit Heizung und gemachtem Bett. Am liebsten würde ich in ein Hotel gehen, aber dort wird er mich finden. Er wird überall anrufen, bis er meinen Namen hat. Der Name Harris ist für Hotels hier viel zu bekannt, jeder wird wissen, dass ich eingecheckt habe und jeder wird die Info nur zu gerne an meinen Cousin weitergeben. Meine Eltern dürfen nicht mitbekommen, dass ich von zu Hause ausgezogen bin.

Ich wollte eigentlich in einer Bar schlafen, hatte bereits meinen Kopf auf den Tisch gelegt, aber dann wurde ich geweckt und rausgeschmissen. Die mögen es wohl nicht, wenn man bei ihnen die Nacht verbringt, nen Stuhl blockiert und Stunden lang nichts kauft. Ich könnte überlegen die Nacht einfach wach zu bleiben, aber ich bezweifle, dass das möglich ist. Es wäre die dritte Nacht in folge und die Tabletten wirken nicht mehr. Naja, wenigstens habe ich keinen Hunger oder Durst, wenigstens konnte Andrew meine Konten nicht sperren. Da würden meine Eltern ihn niemals ranlassen.

Nervös sehe ich mich um. Wieso muss ich auch ausgerechnet im Winter draußen schlafen. Fuck ist es kalt heute! Meine Ohren frieren ab obwohl ich ne Kapuze trage. Ich hole mein Handy aus der Jackentasche und sehe auf die Zeitangabe. Es ist erst 11. Also noch 10 Stunden bis die Sonne auf ist. Fuck!

Ich habe keine Ahnung wie man auf der Straße schläft und im Nachhinein wäre es sicher klüger gewesen mich erstmal darüber zu informieren. Ich habe keinen Schlafsack, keine Matratze, nichts zu trinken und ich hab mir seit zwei Tagen nicht die Zähne geputzt. Bah ist das abartig. Zum Glück bin ich nicht so dumm und penne in na Stadt wo man mich erkennen könnte, um aber nochmal sicher zu gehen, schlafe ich lieber irgendwo im Park, anstatt total offen vor einem Laden.

Nervös und zittrig von den Nachwirkungen der Droge suche ich also meine Umgebung ab. Mein Herz rast, aber ich versuche mich nicht darauf zu konzentrieren. Tief durchatmen. Es gibt für alles ein erstes Mal und man wird wohl nicht beim ersten mal schon draußen erfrieren oder im Schlaf beklaut oder? Naja, vielleicht passiert es auch gerade, weil es das erste Mal ist. Nein, diese Gedanken kann ich jetzt nicht haben. Wenn Andrew weiter so ist, dann wird das nicht meine letzte Nacht auf der Straße sein. Ich werde mich schon dran gewöhnen, ich habe mich bis jetzt an alles gewöhnt. Dachte immer, dass es schlimmer nicht werden würde, aber lag immer falsch.

Unruhig lasse ich mich unter einem Baum nieder. Ein paar Meter weiter ist eine Laterne, die mir etwas Licht bietet. Hier ist kein Weg, keine Straße. Niemand sollte hier vorbeikommen und mich finden. Um meine Angst unter Kontrolle zu kriegen schließe ich meine Augen. Es ist alles okay, es ist nur eine Nacht. Wir sind so müde, dass wir eh gleich direkt einschlafen. Wir werden gar nicht merken, dass es kalt ist. Bald ist es Morgen. „Hey!" Erschrocken zucke ich zusammen und reiße meine Augen auf. Sehe hoch, zu dem Typen, der vor mir steht. Er hat ne dunkle Kapuze auf und Haare, die ihm ins Gesicht hängen. Ich kann nichts erkennen. „Verpiss dich von meinen Platz!" Unter seinem Arm klemmt ein Schlafsack, unter dem anderen eine Isomatte. Beides sieht ziemlich dreckig aus, seine Kleidung auch, aber ich beneide ihn trotzdem. Schnell stehe ich auf und mache einen Schritt zur Seite. Er hat es wenigstens warm heute Nacht.

Ich stehe mit pochendem Herzen da und warte, dass er sich seinen Schlafplatz baut, aber stattdessen beobachtet er mich. Ich will gerade fragen was los ist, da spricht er wieder. „Ich hab gesagt, du sollst abhauen! Was stehst du noch hier!" Oh. Schnell mache ich ein paar Schritte zurück. Er will dass ich gehe. Aber wohin? Nervös sehe ich mich um. Vielleicht der Baum dadrüben? Aber der Typ sieht nicht so aus als wäre es okay, wenn ich in Sichtweite schlafe. Der wird mir wahrscheinlich auch nicht helfen, wenn ich beklaut oder sogar angegriffen werde. Wer weiß, vielleicht ist er es auch, der mich angreift.

I Can't Tell You Who I AmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt