Lucy (Hurt People Hurt People) by Olivver the Kid
"I'm in no obligation to make sense to you."
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Ich glaube, dass ich Noah an diesem Tag kennengelernt habe, ist das Beste was mir je passiert ist.
_______________Ich bin das gefühlte achtzigste Mal zu Lou nach Hause gegangen. Dieses Mal hatte sie mich jedoch unerwartet eingeladen, denn eigentlich gibt es nichts mehr was wir besprechen müssten. Meine Eltern und ihre Eltern haben in den letzten Wochen immer wieder Papiere hin und her geschickt und auch mit der Winterschool ist schon alles in trockenen Tüchern. Solange ich gute Noten schreibe und keine Probleme mache, sollte alles gut sein und da ich in der Schule noch nie besonders schlechte Noten hatte und auch sonst selten bis nie irgendwie negativ auffalle, bin ich nicht sonderlich besorgt, dass noch etwas schiefgehen könnte.
Lou und ich waren in der Küche als es an der Haustür geklingelt hatte. Da heute Samstag ist, ist kein Personal im Haus. Ich bevorzuge es auch so, weil ich bei letzten Mal das Gefühl hatte alle diese fremden Menschen würden mich beobachten. Erst wollte ich es einfach ignorieren, aber dann hatte es mich doch zu sehr eingeschüchtert und so habe ich Lou darauf angesprochen. Sie hat nur geantwortet, dass sie nicht oft besuch haben und das Personal schon immer neugierig war. Ganz egal ob neugierig oder einfach nur gruselig, ich bin froh, dass sie heute nicht da sind. Lou meinte Samstags und Sonntags seien sie meistens alleine, damit sie auch ein bisschen Privatsphäre haben können und die Angestellten ein erholsames Wochenende haben.
Eben weil das Personal nicht anwesend war, standen wir in der Küche, anders an den anderen Tagen der Woche, muss Lou am Wochenende immer selbst kochen. Ich frage mich stumm ob sie immer für alle oder nur für sich selbst kocht und ob ihre Brüder auch mal was für sie machen. Wahrscheinlich nicht, so wie ich sie letzte Woche kennengelernt habe. Es hat dann geschellt.
Auf dem Weg zur Haustür hat jedenfalls das Haustelefon geklingelt. Das Haus der Harris ist so groß, dass sie auf jeder Etage ein Telefon haben mit welchem man die anderen Telefone im Haus anrufen kann um über die Etagen zu kommunizieren ohne direkt durch den ganzen Palast laufen zu müssen. Ich finde das ganze etwas übertrieben, aber auf die Dauer ist es bestimmt praktisch. Lou ist dann jedenfalls ans Telefon gegangen. Es sind ihre Eltern, soviel habe ich noch mitbekommen als sie sie begrüßt hat. Dann bin ich zur Haustür gegangen.
Lou's Eltern rufen nur ein einziges Mal in der Woche an um sich zu erkundigen wie es ihren Kindern geht und selbst dann, ist der Anruf nur kurz angebunden. Lou hat das ganze etwas beschönigt als sie mir davon erzählt hat, aber gerade habe ich die traurige Realität mitbekommen. Ihre Eltern sind aber nicht so dreist wie ihre Brüder. Wie ich darauf komme?
Ich habe die Haustür aufgemacht und mir kam direkt eine Welle Gucci entgegen. Noah Harris und das einzige was er zu sagen hatte als er mich erkannt hatte war: „Oh siehe da, sie übt also schon mal für die Zukunft." Und dann ging er sich selbst feiernd mit erhobenem Kopf an mir vorbei und zog seine Schöselfahne hinter sich her. Der denkt ersthaft ich werde nach der Schule für ihn arbeiten? Seine scheiß Haustür öffnen? Ihm am besten noch die Schuhe ablecken. Pff, vorher vergrabe ich mich lieber.
Mit schlechter Stimmung bin ich dann in die Küche gegangen und da stehe ich jetzt. Beobachte Noah wie er Lou beim telefonieren zusieht. Sie steht an der Tür zum Garten und guckt raus, währen ihre Mutter ihr wahrscheinlich das Ohr abkaut mit all den Dingen, die Lou wieder tun oder lassen soll. Ob Noah wusste das seine Eltern genau jetzt anrufen würden? Ist er deswegen nach Hause gegangen und dann direkt in die Küche? Lou hat mir nicht erzählt ob ihre Eltern immer zur gleichen Zeit anrufen, aber bei so einer strukturierten Familie kann ich es mir sehr gut vorstellen. Weil ich hier eh dumm rumstehe, gucke ich mir also Noah an. Lou habe ich auch schon viel zu oft angestarrt.
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I Can't Tell You Who I Am
Teen FictionIch sehe in sein Gesicht. „Geht's dir gut?" Ein genervter Blick kommt zurück. „Seh ich so aus als würde es mir gut gehen?" „Keine Ahnung. Du zeigst ja keinem wie es dir geht." Und dann lächelt er tatsächlich. „Es geht dir gut!" Freude und Triumph...