Don't pick up by parisse
One day I'm going to hurt you.
Ich sitze auf meinem Bett als Finn ins Zimmer kommt. Er trägt nach langer Zeit wieder ein T-Shirt. Es ist schwarz und hat ein kleines Logo auf dem Ärmel. „Wo warst du?" Frage ich neugierig und sehe zu ihm hoch. Habe meine Beine lang vor mir ausgestreckt. Verwirrt sieht er mich an. „Ich habe mir Sorgen gemacht." Erläutere ich. Finn setzt sich zu mir und ich umarme ihn von der Seite. Es ist schon faszinierend, dass wir inzwischen so viel Zeit miteinander verbringen können ohne dass er mich direkt nervös macht. „Ich kann nicht daran denken ob du dir gerade Sorgen machst, wenn ich unterwegs bin." Sagt er schroff und ich lächle leicht. Ich bin wirklich dankbar ihn in meinem Leben zu haben. „Vielleicht solltest du nicht daran denken ob ich mir gerade Sorgen mache, sondern daran, dass ich auf dich warte um da zu sein, wenn du wiederkommst." Schlage ich vor. Ich rücke auf der Bettkante weiter vor. „Denn sobald du wieder da bist, ist es ganz egal ob ich mir vorher Sorgen gemacht habe. Dann will ich dich einfach bei mir haben." Langsam legt Finn seinen Arm um mich und sieht mich an. „Okay." und seine Worte hören sich echt so an, als würde er es ernst meinen. Mir mal zustimmen.
„Sagst du mir jetzt wo du warst?" Frage ich wieder. Natürlich habe ich mit meiner frage keinen Erfolg. Er lehnt sofort kopfschüttelnd ab. Schmollend sehe ich zu ihm hoch. Loslassen tue ich ihn natürlich nicht. „Es ist als darf ich da sein, aber niemals für dich da sein. Manchmal erlaubst du mir deine Freundin zu sein und andere Male verhälst du dich als würdest du mich gar nicht kennen." Ich zupfe frustriert an seinem T-Shirt. „Das ist echt anstrengend." Er zieht meine Hände aus dem dunklen Stoff und hält sie zusammen fest. Sein Griff ist viel lockerer als sonst. Tut gar nicht weh. Überrascht sehe ich von meinen Händen auf in seine Augen. „Willst du wirklich jetzt diskutieren?" Fragt er besserwisserisch und sieht auf meine Lippen herunter. Seine Worte spielen sich immer wieder in meinem Kopf ab wie eine Playlist mit Endlosschleife. Immer wieder sehe ich zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her.
Wenn mich Finn so anblickt, mich festhält als gäbe es nur ihn und mich, dann fühlt sich meine Brust immer so leicht an. Dann merke ich meine Knochen nicht mehr und weiß nicht ob ich überhaupt atme. Dann bin ich immer eine kleine Feder, ein Haufen von nichts, wie eine Wolke. Es ist als würde alles um ihn herum verschwimmen, so wie die Landschaft hinter einer beregneten Scheibe. Es ist als würde er meine Sinne steuern. Ich spüre nichts und gleichzeitig nur ihn. Ob ihm das manchmal auch so geht? Ob das immer so ist bevor man jemanden küsst?
„Darf ich dich was fragen?" Ich weiß nicht ob er es mir sagen wird, aber eine Frage ist es wert. Ich kann es ja mal versuchen. Finn sieht unzufrieden hoch in meine Augen. Es macht mich ein bisschen nervös, wenn er so guckt. Weil ich manchmal so unsicher bin, frage ich mich dann immer direkt ob er überhaupt mit mir reden will, oder ob er nur hergekommen ist um mich zu küssen. Das wäre zumindest die einzig logische Erklärung für mich wieso er so unzufrieden aussieht, wenn ich nicht auf seine Vorschläge eingehe. Ich lächle trotzdem, bin nur jetzt etwas überrumpelt. Wie soll ich denn jetzt danach fragen? Weiß er denn dann nicht direkt, dass ich sowas fühle, wenn er mich küsst? So eine Aufregung und Abkoppeln von der Welt? So als würden sich alle Fäden lösen, die mich hier halten? Nur weil er mich ansieht? Ist das nicht ein bisschen zu ehrlich? Mache ich da nicht ein paar Schritte zu viel auf ihn zu? Wenn ich sowas sage, wie wird er dann wohl reagieren? Normalerweise ist er abweisend, wenn ich zu ehrlich bin. Anlügen darf ich ihn nur auch nicht. Manchmal frage ich mich wirklich was ich machen soll.
„Kommt die Frage noch?" fragt er genervt und ich wache wieder aus meiner Gedankenwelt auf. Das mit dem Tagträumen muss ich mir echt abgewöhnen. Es nervt ihn richtig. Kyle findet es süß. Er lacht immer. Finn dagegen sieht mich an als würde er jeden Moment aufstehen und gehen. Meine Gefühle für ihn sind echt unfair. Sie machen mir einiges schwerer. Könnte man einfach wählen wen man mag und was man für wen empfindet, dann würde ich mich vielleicht für Kyle entscheiden? Nein oder? Ich weiß es nicht. Objektive Entscheidungen zu treffen während ich mehr für Finn empfinde als ich kontrollieren kann, ist wohl ein unnötiger und ergebnisloser Versuch. „Étoile!" Erschrocken blinzle ich. Ach ja, wir waren ja am Reden. „Sorry." sage ich nervös und sehe auf meine Hände herunter. Er hat bis jetzt immer noch nicht losgelassen, aber sein Griff ist jetzt wieder fest und unangenehm wie sonst auch. „Ich weiß nicht wie du reagieren wirst, wenn ich frage, also kostet es mich ein bisschen Überwindung." Wahrscheinlich ist es eine total naive Frage. Jemand mit viel Erfahrung muss sowas nicht fragen. Vielleicht bin ich auch einfach dumm und die Antwort liegt auf der Hand. Wie ich mich wohl fühlen werde, wenn er sagt, dass er nichts desgleichen fühlt? Wenn er sagt, dass er nicht aufgeregt ist, wenn wir uns küssen. Wenn er sagt, dass sich nichts für ihn ändert. Wenn er gar nichts dabei fühlt und es nur ein recht spaßiges Hobby ist? Ob ich das verkraften kann? Ob mir das egal sein wird?
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I Can't Tell You Who I Am
Teen FictionIch sehe in sein Gesicht. „Geht's dir gut?" Ein genervter Blick kommt zurück. „Seh ich so aus als würde es mir gut gehen?" „Keine Ahnung. Du zeigst ja keinem wie es dir geht." Und dann lächelt er tatsächlich. „Es geht dir gut!" Freude und Triumph...