Ghost by Confetti
If someone hates you for no reason,
Give that fucker a reasonSonntag ist nicht viel passiert. Noah hat mir ein bisschen was über die Schule erzählt. Das meiste wusste ich aber schon von Lou, die die Schule auf ihrer Internetseite gestalkt hatte. Altbau mit hohen Decken, breiten Treppen und kleinen Räumen. Zwei Häuser. Das Haupthaus ist die Schule. Dieses Jahr 1209 Schüler. Direkt dahinter, damit die verwöhnten Jugendlichen nicht so weit laufen müssen, liegt das Intertatsgebäude. Um das Gelände herum ist eine große Wiese. Aktivitäten wie Golf, Reiten, Schwimmen, Rugby, Fußball und Orchester, sind Wahlmöglichkeiten zur "außerschulischen Freizeitgestaltung". Ich werde keine dieser Dinge machen. Noah hat auch keine Lust mit mir Golf zu spielen. Schade.
Heute ist Montag. Die Schule beginnt am Mittwoch, also haben wir noch zwei Tage frei. Leider müssen wir jetzt schon fahren, da mein Zimmer ja noch nicht "mein Zimmer " ist. Die Sekretärinnen legen viel Wehrt auf Individualität und wollen das man sich sein Zimmer gemütlich macht. Ist ja auch alles schön und gut, es steigert aber meine Nervosität. Es wird alles neu sein und ich hasse es, wenn alles neu ist. Ich brauche immer ein paar Stunden um mich in alles ein zu finden. Das sind zwei riesen große Gebäude und ich werde mich bestimmt mehrmals verlaufen. Wie man inzwischen gut gesehen hat, bin ich ziemlich oft orientierungslos.
Noah läd gerade die letzten Sachen ins Auto und dann fahren wir los. Ich kann morgens eh nicht viel essen, aber heute habe ich Angst, dass jedes Essen mir nach ein paar Minuten wieder hoch kommt. Es ist traurig wie sehr mich Veränderungen beeinflussen. „Es kann los gehen. Wo ist Finn?" Noah schlägt den Kofferraum zu und kommt zu mir in die Küche. Ich lehne an der Kücheninsel und male mir schon mal aus, wie ich vor Angst einen Herzinfarkt bekomme. Ich kann schon sehen wie die Ärzte über mir knien und mir einer mit einer kleinen Lampe in die Augen leuchtet. Sie rufen meinen Namen und stupsen mich an. „Étoile."
Ich gucke auf meinen Arm. Irgendjemand stups dagegen. Mein Blick wandert zu dem Besitzer des Armes und mein Tagtraum verschwindet. „Étoile?" „Ja, ich bin wieder da." Noah guckt mich nur fragend an. „Vorhersehung." Er nickt nur und zieht seine Jeansjacke an. Es liegt kein Schnee mehr und man kann schon bei vielen Pflanzen die Knospen sehen, aber die Luft ist trotzdem noch eiskalt. „Guckst du mal wo Finn bleibt?" Ich will eigentlich mit dem Kopf schütteln und wie ein kleines Mädchen einen Schmollmund ziehen, aber ich verkneife es mir und gehe stattdessen nach oben. Seit ich Noah von Finn und meinem Spaziergang erzählt habe, hat er die Sache mit Finn noch weniger ernstgenommen als vorher. Er sagt, zwischen mir und Finn sei jetzt alles geklärt, aber das sehe ich überhaupt nicht so.
Ich klopfe an Finn's Tür, aber ich bekomme keine Antwort. Ich überlege kurz wieder nach unten zu gehen und Noah einfach zu sagen, das ich ihn nicht finde. Bei der Größe des Hauses würde er es mir vielleicht sogar abkaufen. Ich reiße mich dann aber doch zusammen und öffne vorsichtig die Tür. Sofort kommt mir kalter Wind entgegen. Ich ziehe meinen Hoodie enger an mich. Erst denke ich, dass Finn nicht da ist, aber dann sehe ich ihn. Er liegt noch in seinem Bett und schläft. Langsam laufe ich zu ihm. Ungefähr so wie wenn man sich an eine Mücke anschleicht.
Sein Zimmer ist kleiner als ich gedacht habe. Große weiße Vorhänge wehen von den hohen Decken ins Zimmer herein. Ich hatte mir sein Zimmer ganz anders vorgestellt. Irgendwie dunkel mit zugezogenen Rolladen, schwarzen Möbeln und gruselig schwachen Lampen. Sein Zimmer ist ja das komplette Gegenteil. Die Fenster sind weit offen, helle Möbel bis auf ein dunkleres Palettenbett. Eine Wand hat Backsteine und eine ist grau gestrichen, aber alle anderen Wände sind strahlend weiß. Hier ist es wahrscheinlich heller als in meinem Zimmer. Natürlich hat das Ganze aber schon einen Tatsch von dem Finn, den ich jeden Tag sehen muss. An der Wand hängen Poster von mehr und manchmal weniger angezogen Models vor teuren Autos. Sowas gibt es wirklich? Wo hat er das denn gekauft? Dass er sich auch die Arbeit gemacht hat die aufzuhängen. Erstaunlich.
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I Can't Tell You Who I Am
Teen FictionIch sehe in sein Gesicht. „Geht's dir gut?" Ein genervter Blick kommt zurück. „Seh ich so aus als würde es mir gut gehen?" „Keine Ahnung. Du zeigst ja keinem wie es dir geht." Und dann lächelt er tatsächlich. „Es geht dir gut!" Freude und Triumph...