K83 "Safe Place"

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Broken (Acoustic) by Jonah Kagen

The past keeps hunting me,
when will I stop being a slave to my own memories

Liams P.O.V.

‚Hau ab! Zieh aus, wenn es das ist was du willst, aber Niklas wirst du nicht so schnell wiedersehen.' Mein Kopf brummt bei ihren Worten, bei der Erinerung an das Gesicht meiner Mutter als sie mich aus dem Haus geworfen hat. Wie meine beiden Eltern in der Tür standen und zugesehen haben, wie ich meine Sachen ins Taxi gequetscht habe. ‚Es ist schlimm genug, dass er sich an dir kein Vorbild nehmen kann, aber wenn er jetzt noch deinetwegen verprügelt wird... Du solltest erstmal ne Weile zu Oma ziehen.' Ich sehe mich angetrunken in der Bar um. Wie viele Wochen ist das jetzt schon her? Neun? 14? Müssen mindestens zwei Monate gewesen sein. Das ich mal mit 16 ausziehen würde, hätte ich nicht gedacht.

Bei Oma leben. Das ist es doch was ich tue. Ob sie immer noch nicht wissen, dass ich nie dort angekommen bin? Ob sie nie angerufen haben um sich bei ihr zu erkundigen? Meine Eltern haben so ein schlechtes Verhältnis mit ihr, wie können sie da glauben, dass ich es wagen würde, sie um Hilfe zu bitten? Wie viele Wochen ist es her, dass ich Niklas gesehen habe? Meinen Bruder. Der, der total verprügelt mit Sand an der Kleidung nach Hause kam, weil irgendwelche Arschlöcher herausgefunden haben wer er war. Die sich am liebsten an mir vergriffen hätten, aber dafür zu feige waren. Alles nur wegen Adrien. Alles nur wegen meinem besten Freund, der mich vor der Schule geküsst hatte. Zum Glück hat Niklas das verschwiegen.

Aber bei Oma würde ich Niklas auch nicht mehr sehen. Bei Oma wäre ich wie im Knast gefangen. Es blieb mir also nichts anderes übrig als mein Schicksal zu akzeptieren. Woanders einzuziehen. Gut, dass ich da meine Beziehungen habe. Gut, dass der, der mir vor nem Jahr das Autofahren beigebracht hat wusste wo ich pennen kann. Es ist nur ein kleines Haus, sehr alt und heruntergekommen, aber ich konnte es einfach von ihm abkaufen. Meine Konten hatten sie schließlich vergessen zu sperren und sind selbst schuld, wenn sie mir jedes Jahr mehrere Tausende von Euro überweisen. Am Ende hat der Schuppen nur 10 Tausend gekostet. Schnelles Geld.

Dann musste ich mir einen Wagen organisieren. Einen klauen wäre nicht so einfach und damit hätte mich am Ende noch jemand ausfindig gemacht und in den Jugendknast gesteckt. Stattdessen habe ich mir bei dem Typen dann noch den alten Mercedes gekauft. Er macht Geräusche, wenn er an ist, die Reifen müssen dringend erneuert werden und die Motorkontrollleuchte ist an, aber er fährt. Es war gut, dass dieser Freund das Land verlassen wollte, sonst hätte er mir nicht seine Sachen gegeben. Ich hatte sozusagen Glück im Unglück. Jetzt muss ich nur herausfinden wie ich hier bleiben kann. Schließlich habe ich mir schon einen Hund adoptiert. Ich kann also nicht einfach wieder zurück.

Ein Junge ist neben mir an die Bar heran getreten. Schiebt erschöpft dem Barkeeper seine Karte rüber und setzt sich dann. Er sieht jung aus. Vierzehn vielleicht. Könnte auch ein bisschen älter sein. Zu jung um hier zu sein und zu nobel angezogen für diese Art von Club. Er hat meinen Blick wohl bemerkt, denn sein schwarz bewachsener Kopf dreht sich langsam zu mir um. Jung ist er, aber seine Augen sind finster wie die einer Kobra. Er mustert mich kurz und schmunzelt dann vorsichtig. Das habe ich nicht erwartet. „Du siehst fast schlimmer aus als ich." Langsam steht er auf und ich sehe verbittert dabei zu wie er seinen Stuhl näher an meinen Schiebt. Was denkt er sich dabei? Ich sehe herunter zu meinem Glas. Wahrscheinlich gar nichts.

Der Barkeeper bringt sein Getränk als wüsste er genau was der Junge will und läuft dann rüber zu einer blonden Frau, die sich ziemlich angetrunken einen Prosecco bestellt. „Stehst du auf blond?" Fragt der neben mir plötzlich. Verwirrt sehe ich ihn an. Der kleine will wohl wirklich mit mir reden? Wie spät ist es denn? Zu dieser Zeit macht man doch keine Freunde mehr in Bars. Schon gar nicht in einer wie dieser. Seine dunklen Haare und diese stechenden blauen Augen, irgendwie kommt er mir bekannt vor. „Du bist der Cousin von Andrew, richtig?" Der kleine blickt finster drein, nickt aber. Dann dreht er sich weg und nippt an seinem Drink. Er sieht zwar aus wie einer der nicht trinkt, aber er kippt dann doch das teure Geseuff runter als sei es Wasser. Stellt das Glas absichtlich laut wieder hin, damit der Barkeeper darauf aufmerksam wird. Er macht das hier nicht zum ersten Mal. Da ich betrunken bin und abgesehen von meinen Getränkebestellungen seit Wochen mit kaum jemandem gesprochen habe, erbarme ich mich dem kleinen nassen Hund und spreche mit ihm. „Ich stehe nicht auf blond." Sage ich und sehe wieder auf mein Glas. Ich mag Adriens kleine Locken. Braune kleine Locken in denen du einfach Dinge verstecken kannst. In denen Papierkügelchen einfach hängenbleiben. Wie sich seine Haare immer um meinen Finger schlingen. Jetzt spricht er nicht mehr mit mir. „Ich hab auch keine Lust." Füge ich also noch hinzu.

I Can't Tell You Who I AmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt