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Caleb Rückblick

Mein Blick schweift zu Miguel und er wirkt sichtlich angespannt. Noch niemals haben wir eine andere Familie ausgelöscht. Es gibt einen Kodex und diesen haben wir bis heute nicht gebrochen. Doch heute ist ein besonderer Tag. Hinter mir nehme ich eine Bewegung wahr und sehe zu Mario. Er grinst mich siegessicher an und ich nicke ihm zu. Aus meinem Holster, welches ich unter dem Jacket trage ziehe ich meine Waffe. Sie liegt schwer in meiner Hand und ich spüre wie sich Adrenalin im mir ausbreitet. Es fühlt sich einfach so gut an.

Meine Lippen verziehen sich zu einem teuflischen Grinsen und ich wende mich wieder Luan zu. Seine Augen weiten sich und ich behaupte seine Angst riechen zu können. Dieser Köter ist das letzte. Meine Beachtung schenke ich nun doch seiner bezaubernden Frau. Meine Emilia. Ihre Augen wandern von meinen zu der Waffe in meiner Hand. Ich will ihr die Macht geben zu entscheiden, was genau nun passiert. Stirbt er durch ihre Hand oder durch meine. Ich kann nur hoffen, dass sie mich nicht hassen wird. Sie hat so viel mehr verdient als diesen elendigen Bastard. Emilia ist so viel mehr, als nur ein Spielzeug oder ein Zeitvertreib. Er hat es nie gesehen. Sie kann aus der Dunkelheit Licht machen. Alles zum Strahlen bringen. Das Licht in ihr ist fast verschwunden. Erstickt in Gewalt und Schmerz.

„Ich glaube da täuscht du dich, aber das wirst du leider nicht mehr erleben.", meine Stimme klingt rau und peitscht ihm entgegen.

Wieder wende ich meine Aufmerksamkeit auf sie. Das Licht. Mein Licht. Meine Rettung. Emilia steht vor mir und wirkt so zerrissen. Die Unwissenheit was er ihr wohl alles angetan hat nagt an mir. Gäbe es eine Möglichkeit alles ungeschehen zu machen, würde ich es tun. Selbst wenn es mein Leben kosten würde. Ihr Blick hebt sich und ihre braunen Augen treffen erneut auf meine und ein kleiner Stromschlag fährt durch mich hindurch. Ihre Augen sprechen Bände mit mir, ohne dass sich ihre Lippen bewegen müssen. Angst, Unsicherheit, Hass, wieder Angst. Ihre Augen erzählen eine Geschichte. Eine düstere Geschichte voller negativer Emotionen.

„Vielleicht...", setze ich an. „Vielleicht sollte ich es ihr überlassen dich zu töten."

Ein Zucken durchfährt sie. Es ist kaum zu sehen, aber ich bemerke es deutlich. Sie wird ihn vermutlich nicht töten, aber vielleicht hat sie den Mut ihn zu verletzten. Ein bisschen Rache an ihm zu nehmen.

„Sie wird keine Waffe gegen mich richten. Sie ist meine Frau.", brüllt Luan und seine Stimme bebt dabei nur so.

„Oh darauf würde ich nicht wetten. Vielleicht will sie ihren Vater rächen oder dir auch einfach nur weh tun. So wie du ihr wehgetan hast?", sinniere ich laut vor mich hin und schaue dann wieder zu ihr.

Emilia Katalina Cortez steht vor mir und scheint wirklich darüber nachzudenken. Sie denkt darüber nach, eine Waffe gegen ihren Ehemann zu richten. Was muss man einem Menschen angetan haben, wenn die eigene Frau eine Waffe gegen einen erhebt. Vorsichtig nähere ich mich ihr und bleibe nur knapp vor ihr stehen. Ich muss sie anfassen, sie berühren und mir sicher sein, dass sie stark genug dafür ist. Sie darf nicht mehr leiden. Sein Leben wird heute Enden - so oder so. Meine Hand hebt sich langsam und ich lege sie an ihre Wange. Mein Daumen streicht so vorsichtig über sie. Die weiche Haut löst in mir dieses Verlangen aus. Ich will sie küssen, aber ich beherrsche mich. Es wäre weder die richtige Zeit noch der richtige Ort dafür. Mein Blick bleibt an ihrer aufgeplatzten Lippe hängen und ich beiße die Zähne aufeinander.

„Was hat er dir nur alles angetan? Ich sehe den Schmerz in dir. Ich überlasse dir die Entscheidung.", spreche ich ruhig.

Jedes meiner Worte meine ich ernst. Sie hat bereits Blut an ihren Händen und ich würde es verstehen, wenn sie nicht noch mehr daran haben will. Sie ist in unseren Kreisen geboren und kaum einer hat kein Blut an seinen Händen. Es gehört auf eine erschreckende Weise mit dazu. Sie hat so viel mehr verdient als diese Welt, jedoch war es ihre Bestimmung. Ihre zarte Hand reißt mich aus meinen Gedanken. Sie berührt meine Hand an ihrer Wange und für einen Moment glaube ich Zuneigung in ihren Augen lesen zu können. Mit der anderen Hand greift sie nach der Waffe. Es ist ein Akt des blinden Vertrauens. Sie könnte die Waffe genauso auf mich richten oder auf einen meiner Männer.

Parisi - Back To HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt