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Caleb verlässt nach der kurzen Unterhaltung beim Essen plötzlich wütend den Raum. Ich sehe ihm etwas ratlos nach und bemerke nur die mitleidigen Blicke seiner beiden Eltern. Sichtlich verwirrt starre ich auf meinen Teller und versuche darauf zu kommen, was seit dem Gespräch im Auto anders gelaufen ist. Irgendwie scheint mehr hinter all dem zu stecken. Selbst seine Eltern scheinen mehr zu wissen, als sie mir sagen wollen. Also werde ich das doch mal ansprechen, weil ich endlich Ruhe haben will.

„Ihr wisst doch warum er so drauf ist.", stelle ich ruhig fest.

„Es wäre ja schlimm, wenn wir nicht wissen würden was los ist, oder?", beantwortet Leonardo meine nicht ausgesprochene Frage.

„Ich wäre um eine Aufklärung dankbar."

„Du musst dasselbe spüren, wenn es um ihn geht.", sagt Giulia.

Seufzend lege ich die Gabel weg und rücke meinen Stuhl zurück. Wie ich diese kryptischen Wortspiele hasse. Ich soll es fühlen. Wollen die mich verarschen? Natürlich empfinde ich etwas, wenn es um Caleb geht, aber was soll man fühlen? Was soll ich fühlen, wenn er mal wieder tobt?

„Dann muss ich eben mit ihm sprechen. Ich weiß nicht was los ist, aber ich fühle mich beschissen.", gebe ich ruhig von mir.

„Also fühlst du dich beschissen, weil er sich so aufführt?"

„Giulia, natürlich fühle ich mich schieße. Ich brauche ihn. Er ist wie ein sicherer Hafen für mich. In seiner Nähe fühle ich mich frei und beschützt zugleich.", rede ich mich fast in Rage.

Als würde es jeder wissen und doch keiner merken. So langsam komme ich mir echt dumm vor. Caleb war immer für mich etwas Besonderes. Als er mich damals geküsst hat, ist einer meiner kühnsten Träume in Erfüllung gegangen. Wie gerne hätte ich ihn meinen Freund genannt. Ich habe so eine Angst davor gehabt, dass es etwas kaputt machen wird und doch wollte ich nichts mehr. Plötzlich dämmert es mir. Die Unterhaltung im Auto und das er die Hoffnung niemals aufgeben hat.

Wie vom Blitz getroffen springe ich auf und laufe nach oben. Hoffentlich ist er in unserem Zimmer. Ich will es von ihm hören. Ich will aus seinem Mund hören, was er von mir will. Wie konnte ich so dämlich sein und es nicht früher bemerken. Vor der Türe oben angekommen atme ich tief durch und öffne sie erst dann. Sofort sieht er auf und schwingt sich aus dem Bett heraus. Er will gerade zur Türe gehen, doch ich stelle mich ihm in den Weg. Bei Luan hätte ich mich das niemals gewagt, doch bei Caleb weiß ich, dass mir nichts passieren wird. 

„Warum redest du nicht mit mir?", möchte ich ruhig von ihm wissen.

„Ich habe es versucht und meine Antwort bekommen."

„Du hast aber keine Fragen gestellt.", verschränke ich meine Arme vor der Brust.

„Und dennoch hast du mir die Antworten gegeben.", gibt er bitter von sich und schaut mich nichtmal an.

„Cal, ich glaube du hast da was falsch verstanden und das will ich mit dir besprechen.", versuche ich es so gefasst, wie es mir geht.

Doch zu meiner Überraschung schiebt er mich einfach zur Seite und rennt regelrecht in den Flur. Du sturer Esel. So leicht lasse ich dich nicht davonkommen. Seit Wochen fühle ich mich endlich wieder gut und jetzt dreht er durch. Nein! Das wird heute geklärt.

Sofort folge ich ihm und schaffe es gerade so an der Treppe sein Handgelenk zu fassen zu bekommen. Ich ziehe ihn leicht in meine Richtung, damit er mich ansieht. Ich muss meinen Kopf in den Nacken legen um ihn anzusehen, da wir so dicht beieinanderstehen. In seinen Augen tobt ein Sturm an Emotionen, doch er versucht sie vor mir zu verbergen.

„Du wirst jetzt nicht wieder wegrennen. Was ist eigentlich dein Problem?", komme ich gleich auf den Punkt.

„Das ist doch egal. Nichts um was du dir Sorgen machen musst.", gibt er deutlich angespannt von sich.

Parisi - Back To HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt