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Emilia

Zitternd greife ich nach der Klinke und drücke sie sehr langsam herunter und drücke die Türe vor mir auf. Ich betrete den Raum und sehe vorsichtig hinein. Der Raum ist relativ hell und auch sehr clean eingerichtet. Meine Augen schweifen zu den weißen Möbeln. Eine Kommode steht an der der Wand rechts wenn man den Raum betritt. Nach links erstreckt sich der Rest. Mittig an der Wand links steht ein großes Bett. Daneben ein Sessel, der zum Bett gerichtet steht. Dahinter wieder der Blick auf den Garten. Als ich weiter durch den Raum sehe, erblicke ich ihn.

Caleb liegt im Bett und sieht so friedlich aus. Alles wirkt so steril. Neben ihm stehen einige Geräte, die seine Vital Funktionen überwachen. Ein Surren geht von ihnen aus. Auf der anderen Seite stehen noch eine Kommode und eine Türe ins Badezimmer.

Achtsam gehe ich auf das Bett zu und verharre einen Moment am Fußende. Caleb atmet ganz ruhig und es scheint so, als würde er wirklich nur schlafen. Vermutlich tut er genau das auch, aber wie die Jungs schon gesagt haben. Er hätte längst Wachwerden müssen. Die Sorge um ihn ist jedem deutlich anzumerken. Bis vorhin war Giulia bei ihm. Sie sah richtig fertig aus, als sie sein Zimmer verlassen hat.

Wie muss es sein, sein einziges Kind so zu sehen? Zudem ich an all dem Schuld bin. Würde es mich nicht geben, dann wäre das nicht passiert. Luan hat mir fast täglich unter die Nase gerieben, dass er gewonnen hätte. Das ich auf ewig sein Spielzeug gegen Caleb sein werde. Naja, jetzt bin ich es nicht mehr. Dafür muss ich nun Cal sehen, der sein Leben wegen mir aufs Spiel gesetzt hat. Ich frage mich nur für was.

Langsam gehe ich um das Bett und lasse mich auf den Sessel gleiten. Auch wenn dieser sehr bequem ist, kann ich mich gerade nicht entspannen. Meine Augen sind an Cal geheftet und meine Schuldgefühle übernehmen die Kontrolle. Langsam kämpfen sich Tränen hoch und rollen meine Wangen herunter.

„Wieso hast du das gemacht? Du hättest sterben können. Nichts ist so wichtig wie das eigene Leben.", beginne ich zu wimmern.

Die Emotionen brechen ungehemmt aus mir heraus und wir steigt in mir auf. Wut auf mich, auf Gott und die Welt. Das wissen, dass ich der Grund für all das bin ist kaum zu ertragen. Mit jedem Wort das meine Lippen verlässt, fühle ich mich schuldiger. Doch diese Worte auszusprechen ist wie eine Therapie. Vielleicht kann er mich ja hören, obwohl ich nicht daran glaube.

Während er hier so friedlich liegt, geben sich die Jungs und ich im Wechsel die Schuld. Während Toni und Mario sich schelten, weil sie es verhindern hätten können. Zweifel ich an meiner gesamten Existenz. Hätte Luan mir ein Ende gemacht, dann wäre es nicht soweit gekommen.

Zögerlich lege ich meine Hand auf seine und drücke sie einmal liebevoll. Ich möchte sichergehen, dass er spüren kann das ich hier bin. Auch wenn ich der Auslöser und der Grund war, so möchte ich alles daransetzen damit er aufwacht. Leonardo hat eigens einen Arzt für die Familie und dieser kümmert sich nun auch um Cal.

„Wir brauchen dich. Du musst wieder fit werden. Ich brauche dich auch. Ich habe so viele Fragen an dich. Bitte Cal, falls du mich hören kannst - du musst aufwachen.", wispere ich.

Meine Lippen berühren seine Knöchel sanft, obwohl mir zum Schreien zumute wäre. Nur widerwillig löse ich mich wieder von ihm, um den Sessel dichter an das Bett zu schieben. Ich will hierbleiben und ihm zeigen, dass ich hier bin. Vielleicht bringt das ja was. Nachdem ich eine bequeme Position gefunden habe, ergreife ich wieder seine Hand.

In meinem Kopf herrscht das reinste Chaos und ich versuche mich zu sammeln. Eine Möglichkeit ist, dass man jemanden Hautkontakt gibt und geduldig ist. Man kann mit der Person sprechen oder einfach nur still dasitzen.

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Leonardo betritt gerade den Raum und lächelt mich milde an. Auch ihm sieht man deutlich an, dass ihn der Anblick sehr schmerzt. Ich kann ihm kaum in die Augen sehen. Seitdem wir davon erfahren haben, hat er kaum ein Wort mit mir gesprochen. Ich würde schätzen, dass das daran liegt, dass er auch mir die Schuld an alldem gibt. Wie soll es auch anders sein. Ich mache mir schwere Vorwürfe. Hätte ich den Namen nicht verraten, dann wäre es nicht passiert.

Parisi - Back To HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt