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„Ich gebe dir etwas zum Anziehen von mir.", spricht Caleb ruhig.

Wir befinden uns in seinem alten Zimmer und das werden wir wohl auch einige Zeit sein. Zumindest in der Nacht. Luan hat seine Drohung wahrgemacht und jemanden beauftragt, der mich umbringen soll. Während Caleb und sein Vater alles für meine Sicherheit in die Wege geleitet haben, schwebt dieser Gedanke in meinem Kopf wie eine dunkle Wolke. Wie kann ein Mensch nur so sein?

Caleb reicht mir gerade T-Shirt, Jogginghose und einen Pulli. Dankend nehme ich ihm die Klamotten ab und er zeigt auf die Türe im Raum. Ich kann mich noch daran erinnern, dass dort das Badezimmer war. Klein aber sehr edel. Schnell husche ich in den Raum und sehe mich einen Moment lang im Spiegel an. Seit langem habe ich mich heute mal wieder absolut wohl gefühlt. Keine Bodyguards die mich ständig beobachten. Keine Kameras und keine Kontrollen.

Heute durfte ich einfach mal einen schönen Abend haben und auch schön aussehen. Bis Luan selbst nach seinem Tod noch alles auf den Kopf stellt. Ich ziehe mir das Kleid aus und schlüpfe in die viel zu großen Klamotten von Caleb. Das Shirt ist für mich eher ein Kleid und die Hose viel zu weit und zu lang.

Vor dem Spiegel wasche ich mir die eh verlaufene Schminke herunter. Ich finde eine neu verpackte Zahnbürste und überlege einen Moment, ob diese auch wirklich für mich ist. Ich vergewissere mich und frage zuerst Caleb. Er bestätigt mir, dass diese für mich sei. Er räumt gerade ein Kissen und eine Decke auf das Sofa und beginnt damit sich auszuziehen.

Natürlich erwischt er mich dabei, wie ich ihn offensichtlich anstarre. Auf seine Lippen legt sich ein schiefes Grinsen und ich spüre die Hitze aufsteigen. Eine Sache hat sich wirklich nie geändert. Er sieht einfach zum Sterben gut aus. Sein durchtrainierter Körper, an dem man nahezu jeden Muskel sehen kann. Dazu diese grünen Augen, die wirken als könnten sie in mein Innerstes sehen.

Hastig verschwinde ich wieder im Bad und putze mir die Zähne. Das können ja spannende Tage werden, wenn wir im gleichen Raum schlafen. Das Sofa habe ich zumindest noch sehr bequem in Erinnerung. Nachdem ich fertig bin, kehre ich zurück ins Zimmer und er kommt mir entgegen. Für einen Moment glaube ich, dass er zu mir kommt. Doch sein Weg führt ins Bad.

Ich bin mir unsicher wo ich schlafen werde und entscheide mich aber für das Sofa. Es sieht zwar danach aus, als hätte er es sich zurechtgemacht, doch ich bin kleiner und kann besser hier schlafen. Während ich im Bad das Wasser der Dusche laufen höre, kuschle ich mich in die Decke ein und bette meinen Kopf auf dem Kissen.

Meine Gedanken kreisen wieder zu Rosario. Wie viel muss Luan ihm geboten haben um mein Leben zu beenden? Wieso macht er das überhaupt? Ich bin wirklich schwer getroffen davon, dass er das wirklich durchgezogen hat. Auf dem Rücken liegend starre ich die Decke an. Hätte mein Vater nicht mit den falschen Leuten verkehrt, hätte ich vielleicht ein normales Leben führen können. Kein Leben geplagt von Gewalt, Schmerz und tot.

Vielleicht wäre ja Caleb mein Mann geworden und wir könnten glücklich und zufrieden leben bis ans Ende unserer Tage. Über diesen Gedanken muss ich schmunzeln. Das wäre immer mein Wunsch gewesen, doch es kam alles anders. Jetzt kann ich ihm nicht mal mehr glauben, dass meine Befreiung keinen Preis hat. Er geht doch nicht diese ganzen Risiken ein, nur damit ich ein ruhigeres Leben führen kann? Das macht einfach keinen Sinn.

Ich nehme eine Bewegung wahr und finde mich ohne Vorwarnung auf Calebs Armen wieder. Dieser hat mich gerade mitsamt Decke und Kissen gepackt und trägt mich zum Bett. In seinem Gesicht liegt ein seltsamer Ausdruck.

„Ich schlafe auf dem Sofa.", versuche ich mich zu wehren.

„Nix da. Das Bett gehört dir.", knurrt er fast schon.

Parisi - Back To HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt